Studieren als „Arbeiterkind“ – 7 Vorurteile und warum du sie ignorieren solltest

Rebecca Krings

Viele Kinder, deren Eltern nicht studiert haben, sehen sich im Studium zahlreichen Vorurteilen gegenüber ausgesetzt. Was studieren als "Arbeiterkind" heißt...

Bild: Christopher Burns / unsplash.com

„Deine Mutter Krankenschwester, dein Vater Versicherungskaufmann und du – Professor? Träum weiter!“

Traurig, aber wahr.

Viele Kinder, deren Eltern keinen akademischen Lebensweg beschritten haben, sehen sich solchen Vorurteilen gegenüber ausgesetzt. Eine kürzlich erschienene Studie scheint auch genau dies zu bestätigen: Nur jeder neunte Professor stammt aus einem sogenannten „Arbeiterhaushalt“. Unter 100 eingeschriebenen Studenten finden sich 77 Akademikerkinder und 23 Facharbeiterzöglinge.

Doch woran liegt das? Können die Sprösslinge eines Nicht-Akademiker-Stammbaums intellektuell nicht mithalten? Wissen sie schlichtweg nicht, welche zahlreichen Optionen ihnen die Hochschullandschaft bietet? Oder sind es doch die vermeintlich bildungsfernen Eltern, die energisch versuchen den Karriereweg an der Uni zu verhindern?

In diesem Artikel zeige ich dir, welche Vorurteile dir als „Arbeiterkind“ entgegenwehen können und warum sie allesamt Blödsinn sind.

 

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„Arbeiterkinder“: 7 unfaire Vorurteile

Das Wort selbst evoziert bereits den Eindruck von einem Klassenunterschied. Doch Student ist Student – egal unter welchen Bedingungen. Leider sieht das nicht jeder so.

Ich selbst weiß, wie solche Stigmatisierungen deinen Studienalltag erschweren können. Doch diesen Schwindel decken wir nun auf.

 

Vorurteil 1: Du kannst mit Akademikerkindern intellektuell nicht mithalten.

Das wohl fieseste und häufigste Vorurteil. Wie alle Vorurteile basieren diese auf einem Funken Wahrheit.

Machen wir einen kleinen Exkurs in die Soziologie: Kinder werden durch unterschiedliche Instanzen sozialisiert. Sie erlernen Werte, Normen und ein gewisses sprachliches Repertoire zunächst durch die primären Bezugspersonen: Ihre Eltern. Die Wahrscheinlichkeit, dass Hochschulabsolventen all dies also an ihren Nachwuchs weiter geben, liegt quasi bei 100%. Denn selbst wenn sie es nicht wissentlich vermitteln, schauen sich die Kinder Verhaltensmuster und sprachliche Kompetenzen ab. Sie wachsen in den meisten Fällen bereits mit hochschulrelevantem Vokabular und Wissensstand auf. „Akademiker zeugen Akademiker“ ist eine angebliche Weisheit, die mir bereits häufig begegnet ist. Und dir sicherlich auch.

Natürlich sind Akademikerkinder hier im scheinbaren Vorteil, doch es liegt in deinen Händen, was du aus deinem Studium und deiner Zukunft machst. An deinem Wissensstand kannst du jederzeit aktiv arbeiten. Selbst das beste Werkzeug wird ihnen nichts nutzen, wenn sie nicht wissen wie sie es einsetzen müssen. Mit einem klaren Ziel vor Augen, viel Elan und genügend Selbstvertrauen, spielt deine Herkunft keine Rolle um dein Studium zum Erfolg zu führen. Bedenke: Je größer die Hürden sind, die du bereits überwinden musstest, umso gestärkter gehst du in Richtung Zukunft.

 

Vorurteil 2: Deine Eltern verdienen nicht genügend um dich finanziell zu unterstützen.

Durchaus möglich. Aber das muss nicht sein.

Ein Großteil geht davon aus, dass Akademiker zwangsläufig besser verdienen und sich bzw. ihrem Nachwuchs somit einen höheren Lebensstandard inkl. Studium finanzieren können. Die Wahrheit liegt tatsächlich aber irgendwo in der Mitte. Der Bildungsgrad ist kein Garant für ein hohes Gehalt. Viele Karrieren haben klein und ausbildungsbasiert begonnen und werden heute monatlich großzügig entlohnt. Andere, zunächst vielversprechende akademische Laufbahnen, enden in einem beruflichen Irrgarten und unterirdischen Gehaltszahlungen. Ob du also erfolgreich studieren und einen entsprechenden Beruf ergreifen kannst, hängt von vielen Faktoren ab.

Doch das Gehalt deiner Eltern ist  absolut sekundär. Ob sie nun eine finanzielle Stütze sein können oder nicht, spielt keine Rolle, wenn du weißt was du willst und engagiert darauf hin arbeitest. Es gibt zahlreiche, elternunabhängige Möglichkeiten dein Studium zu finanzieren z.B. durch Stipendien.

 

Vorurteil 3: Du musst erst lernen dich adäquat zu präsentieren.

Okay – Butter bei die Fische. Da ist tatsächlich etwas dran.

Wie schon erwähnt, saugt der Akademikersprössling bereits vieles mit der Muttermilch auf, was dem „Arbeiterkind“ vorerst versagt bleibt. Der Hochschulkosmos und seine sehr eigentümliche Verhaltensettikete sind eine Sache für sich. Hier kann beispielsweise in einer Kaffeepause während einer Vortragsreihe mehr Überzeugungsarbeit unter Wissenschaftlern geleistet werden, als in den eigentlichen Präsentationen. Vielen der Akademikerkindern sind solche Umstände früh bewusst, da sie von ihren Eltern darauf vorbereitet werden. Doch auch hier garantiert dieses Wissen und somit kurzweilige Triumphe keinen langfristigen Erfolg.

Deine Persönlichkeit entwickelt sich im Laufe deines Studiums und praktischer Erfahrungen. Setzt du diese gekonnt ein, werden dir auch Faux-Pas gerne verziehen. Letztendlich ist nur relevant, dass du lernwillig bist und motiviert bleibst. Denn das wird dich in der Uni und im Leben weiterbringen, ohne sämtliches Vorwissen.

 

Vorurteil 4: Du hast keinen Schimmer von der Hochschulwelt.

100 Gummipunkte!

Das trifft mit Sicherheit zu. Zumindest zunächst. Doch nicht nur auf dich.

Wenn ich eines im Laufe meines Studiums gelernt habe, ist es folgendes: Jedes Studium ist anders. Und laufend verändern sich die Spielregeln. Natürlich wirst du in Akademikerfamilien eher mit den Grundprinzipien vertraut gemacht, doch ob es dir für deinen Studiengang überhaupt etwas nützt, ist fraglich. Grundsätzlich lässt sich alles wissenswerte und notwendige erlernen; auch ohne die Unterstützung der Parentalgeneration. Wenn es bei dir dann ggf. etwas länger dauert – who cares? Ist es nicht sogar ein schöneres Gefühl, deine autodidaktischen Fähigkeiten und Recherchekompetenzen weiterzuentwickeln?

 

Vorurteil 5: Du hast im späteren Berufsleben schlechtere Chancen.

Das ist völliger Nonsens.

Zugegeben, Vitamin B hat noch vielen zum Erfolg verholfen. Die sogenannte Vetternwirtschaft hat schon immer funktioniert. Und das bewahrheitet sich auch in Akademikerkreisen. Doch das schmälert deine beruflichen Aufstiegschancen nicht. Was du dir während deines Studiums aneignest, sowohl intellektuell als auch auf psychologischer und sozialer Ebene, formt dein späteres Auftreten. Im Gegensatz zu längst vergangenen Zeiten, wird der berufliche Status deiner Eltern heute weder in der Vita, noch im Bewerbungsgespräch abgefragt. Du bist, was du denkst, das du bist. Glaube an dich, deine Stärken und deine Persönlichkeit, dann werden auch andere an dich glauben.

Eine kleine Anekdote: Ein Bekannter startete seine akademische Laufbahn mit scheinbar besten Voraussetzungen. Sämtliche Familienmitglieder Akademiker, komplett finanziertes Studium, emotionaler Support und reichlich Kontakte in der angestrebten Branche. Da kann doch nichts schief gehen, oder?
Er besetzt heute trotz stärkstem Bestreben keine Führungsposition, da er durch sein überfürsorgliches Elternhaus niemals den nötigen Biss entwickelt hat.

 

Vorurteil 6: Du neigst eher zu einem Studienabbruch, da du erwerbstätig bist.

Viele „Arbeiterkinder“ gehen studienbegleitenden Nebentätigkeiten nach, die die Fixierung auf das eigentliche Studium einschränken, das stimmt.

Allerdings tun unzählige Akademikerkinder das auch. Denn wie bereits erwähnt, schließt ein Hochschulabschluss keine finanzielle Sicherheit mit ein. Die Scham bei Schwierigkeiten im Studium und einem eventuellen Abbruch überwiegt bei diesen sogar, da viele von ihnen einen vorgelebten Standard anstreben und sich genieren ihre Alumni-Eltern in dieser Vision zu enttäuschen.

Solltest du dich zu einem Studienabbruch entschließen, mag es andere Gründe haben. Beispielsweise gefällt dir deine Studienauswahl nicht mehr oder deine Gesundheit macht dir einen Strich durch die Rechnung. Doch dies ist ebenfalls keine Eigenschaft, die man der ursprünglichen „Arbeiterfraktion“ zuschreiben darf.

 

Vorurteil 7: Man sieht dir deine Herkunft an.

Klingt utopisch?

Aus Sicht mancher abgehobener Dozenten leider bittere Wahrheit. Auch wenn es einem die Sprache verschlägt, ist eine Hand voll der festen Überzeugung, der ahnungslose Schnarchsack im Seminar müsse ein Arbeiterkind sein. Denn diesen sei im Gegensatz zu hochschulaffinen Sprösslingen die Signifikanz ihrer unverzichtbaren Lehrveranstaltung nicht bewusst.

Natürlich ist das völliger Quatsch. Wenn dein Professor (oder eine andere Person) solche Aussagen tätigt, ist er schlichtweg ein Idiot ohne Anstand. Selbst wenn du beim akademischen Dinner mit dem Fischmesser ein Brötchen schmierst, ist dies kein Indiz für deine Herkunft und mangelndes Knigge-Know-how. Vielleicht passte auf dieses einfach mehr Butter.

 

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Fazit

In jeder Lüge steckt ein Quäntchen Wahrheit.

– Konfuzius

Bleiben wir bei der Wahrheit: Soziale Ungerechtigkeit existiert. Akademikerfamilien ebnen in den meisten Fällen den Weg für weiteren Akademikernachwuchs und viele Kinder aus bildungsferneren Schichten haben oft einen erschwerteren Weg zur Hochschule oder finden ihn erst gar nicht.

Doch du hast dich für dein Studium entschieden. Und das ist deine Superkraft! Ein klares Ziel, Selbstmotivation und Durchhaltevermögen, um deinen Traum eines hohen Bildungstitels zu verwirklichen. Mit genau diesen Eigenschaften wirst du nicht nur zu einem erfolgreichen Studenten, sondern stellst auch in der Arbeitswelt alle Ampeln auf grün.

Rebecca Krings


Becky ist Autorin und studiert bilinguale Sprach - & Literaturwissenschaften. Seit mehreren Jahren unterstützt sie Schüler als Tutorin und lektoriert Studienarbeiten.

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