Richtig Serien schauen: So werden Serienjunkies zu besseren Studenten

Tim Reichel

Serien schauen hat das Potenzial, dich auszubremsen und abhängig zu machen; es kann dich aber auch stärken und deine Fähigkeiten fördern. Diese Tipps helfen

Bild: Nate Grant/ unsplash.com

65 Prozent der Deutschen zwischen 20 und 29 Jahren sehen sich täglich eine Serie an.

Dies geht aus einer repräsentativen Statista-Befragung aus dem letzten Jahr hervor – mittlerweile liegt der Wert wahrscheinlich noch höher. Doch was sagt uns das? Gut, fast zwei von drei Menschen schalten täglich den Fernseher ein oder nutzen Streaming-Dienste; das ist naheliegend.

Doch welche Konsequenzen folgen aus diesem hohen Serienkonsum? Eines ist sicher: Serienschauen ist ein zeitintensives Hobby, welches die traditionellen Freizeitbeschäftigungen nach und nach ablöst. Lass uns kurz rechnen: Bei einer durchschnittlichen Episodendauer von 45 Minuten und dem täglichen Konsum von einer Serie (konservativ gerechnet, zum Teil sehr konservativ) gehen pro Woche 45 Minuten * 7 = 315 Minuten = 5,25 Stunden drauf.

Das ist eine ganze Menge – und nur das untere Ende.

Aus diesem Grund wird die Zeit, die wir vor dem Bildschirm verbringen, häufig negativ bewertet. Serien gelten als Zeitverschwendung: Wenn du Serien schaust, kannst du nichts Produktives tun. Sie stehen als visuelles Genussmittel in Konkurrenz zu deiner Arbeit und deinem Studium.

Doch ist das wirklich so?

 

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Netflix, Amazon und Co. sind besser als ihr Ruf

Der Hauptgrund, warum sich Streaming-Angebote wie Netflix, Amazon und Co. gegen konventionelle Fernsehprogramme durchsetzen, liegt klar auf der Hand: Hochwertige, moderne Produktionen, die zu jeder Zeit verfügbar sind. Mediatheken oder Bezahlsender funktionieren auf ähnliche Weise.

Dies hat einen großen Vorteil: Wir können selbst entscheiden, was wir wann sehen wollen – und wieviel. Doch in diesem Nachsatz versteckt sich die größte Gefahr, die diese Konstruktion mit sich bringt. Denn wir Menschen sind nicht besonders gut darin, ein angemessenes Pensum von reizauslösenden Konsumgütern festzulegen und letztendlich auch einzuhalten. Heißt: Wenn wir einmal mit einer Serie angefangen haben und die Episode beginnt, schalten wir ab und stellen sämtliche Kontrollfunktionen auf Durchzug.

Für den Moment ist das nicht schlimm; Serien sollen schließlich unterhalten und unsere Gedanken auf Trab bringen. Negativ wirkt sich dieser Mechanismus erst dann aus, wenn die Episode vorüber ist und wir kopflos zur nächsten Folge übergehen. Und zur nächsten. Und so weiter.

Durch unkontrolliertes, stumpfsinniges Serienschauen kannst du also tatsächlich deine Zeit verschwenden. Aber es gibt einen Ausweg – und dazu musst du nur die Art und Weise, wie du deine Serien schaust, modifizieren. Dazu hätte ich ein paar Vorschläge.

 

Serien schauen und besser im Studium werden – so geht’s!

Wenn du dein Bewusstsein für dein Lieblingshobby schärfst und deine Serien etwas strategischer angehst, kannst du aus deiner Zeit mehr herausholen als lustiges Smalltalk-Wissen. Mit ein paar Tricks wirst du sogar zu einem besseren Studenten – und zwar so:

 

Du trainierst dein Gedächtnis

Die Episoden deiner Serie bauen – in der Regel – aufeinander auf. Deshalb wird die neuste Folge üblicherweise mit einem kurzen Was-bisher-geschah-Teaser eingeleitet. Dieser Einspieler soll den Zuschauer abholen und ihn direkt zurück in die Geschichte versetzen. Unabhängig von dieser Erinnerungshilfe solltest du vor dem Serienschauen versuchen, dich selbst an die letzte Folge zu erinnern. Auf diese Weise trainierst du dein Gedächtnis und wirst dir unterbewusst viel mehr Informationen während der kommenden Minuten merken können. Deine trainierte Erinnerungsfähigkeit wird sich spätestens vor der nächsten Klausur auszahlen.

Maßnahme: Rufe dir die wichtigsten Handlungen der letzten Folge deiner Serie in Erinnerung und trainiere dein Gedächtnis!

 

Du schulst deine Sprachkenntnisse

Serien eignen sich hervorragend dazu, um eine Fremdsprache zu lernen oder den bisherigen Wortschatz aufzubessern. Dazu musst du nur von der angenehmen, deutschen Synchronisation auf eine andere Sprache wechseln und deine Serie auf englisch, französisch oder chinesisch ansehen. Die meisten Streaming-Dienst bieten neben der deutschen Tonspur häufig eine Version im Originalton an. Nutze diese Option und verbessere so deine Fremdsprachenkenntnisse.

Maßnahme: Sieh dir deine Serie auf einer anderen Sprache an!

 

Du verbesserst deine Beziehung

Gemeinsames Serienschauen kann die Beziehung zu deinem Partner verbessern und das Gruppengefühl stärken. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Studie. Wissenschaftler der Universität Aberdeen haben herausgefunden, dass Menschen, die mit ihrem Partner zusammen Serien schauen, zufriedener mit ihrer Beziehung sind. Die befragten Studenten, die regelmäßig mit ihrem Partner Medien konsumieren, berichten, dass sie mit ihrer Beziehung sehr zufrieden seien. Und: deutlich zufriedener als diejenigen, die weder ein soziales noch ein mediales Umfeld teilten. Was bedeutet das für dein Studium? Glückliche Beziehung = weniger privater Stress = mehr Energie fürs Studieren.

Maßnahme: Sieh dir eine Serie zusammen mit deinem Partner oder deinen Freunden an. Ein gemeinsames Ritual stärkt euer Gemeinschaftsgefühl und verbessert die Beziehung!

 

Du entwickelst ein eigenes Belohnungssystem

Bei einigen Aufgaben im Studium reichen die besten Erfolgsaussichten nicht aus, um dir einen motivierten Start zu ermöglichen. Was du dann brauchst, sind konkrete Anreizsysteme, die eine Initialzündung bei dir auslösen: Du brauchst eine Belohnung; eine Belohnung, auf die du dich freuen und hinarbeiten kannst. Und genau an dieser Stelle kommt deine Serie ins Spiel. Sie ist deine Belohnung für ein gelesenes Kapitel, eine gelöste Aufgabe oder was auch immer. Es ist so ähnlich wie mit dem Esel und der Karotte: Sobald du ein (scheinbar) greifbares Ziel vor Augen hast, gibst du alles, um deinen symbolischen Köder zu erreichen. Eine Belohnung beflügelt dich und hilft dir dabei, deine Aufgaben ergebnisorientiert zu erledigen: Du legst Sonderschichten ein und gibst das eine entscheidende Prozent mehr. Erst die Arbeit, dann deine Serie.

Maßnahme: Nutze deine Serie als Belohnung und gönne dir nur dann eine Folge, wenn du vorher etwas Sinnvolles erreicht hast!

 

Du trainierst deine Selbstdisziplin

Zu Beginn dieses Artikels haben wir schon gelernt, wie schlecht sich Menschen in Bezug auf reizauslösende Systeme kontrollieren können. Aufgrund dieser Schwachstelle schauen wir uns mehrere Episoden am Stück an (Binge Watching) oder verschlingen direkt eine komplette Staffel (Binge Racing). Allein die Tatsache, dass diese Phänomene eigene Namen haben, spricht für sich. Allerdings können dir Serien dabei helfen, genau an dieser Schwäche zu arbeiten. Mach dir dazu bewusst, dass du anfällig für Serien bist und gelegentlich deine Impulse nicht unter Kontrolle hast. Verbringe die Zeit vor deinem Monitor oder Fernseher bewusster und kämpfe gegen den Drang, „immer mehr“ zu sehen.

Maßnahme: Arbeite an deiner Selbstdisziplin und unterbrich dein Serienschauen nach jeder einzelnen Folge durch eine kurze anderweitige Aktion!

 

Du installierst neue Gewohnheiten (um deine Serien herum)

Gewohnheiten laufen nach einem festen Muster ab und können von dir verändert werden. Das ist zwar mit Arbeit verbunden, aber an sich keine große Sache. Besonders dann nicht, wenn du es dir leicht machst und deine Serien miteinbeziehst: Kopple neue Gewohnheiten an deine alten Verhaltensmuster (Serien schauen) und installiere so – ganz nebenbei – neue Routinen in deinen Alltag. Gewöhne dir zum Beispiel an, bevor du mit einer neuen Folge beginnst, fünf Minuten in einem Lehrbuch zu lesen oder mache es dir zur Gewohnheit, unmittelbar nach einer Episode zehn Minuten lang wichtige Definitionen zu lernen. Auf diese Weise verbindest du das Nützliche mit dem Schönen.

Maßnahme: Bestimme eine neue, sinnvolle Gewohnheit und kopple sie direkt an deine Serie! Führe deine neue Routine mindestens 30 Tage lang aus und beginne noch heute damit!

 

Du kannst abschalten

Studieren ist anstrengend. Und die mentale Belastung hört außerhalb des Hörsaals und abseits des Schreibtisches nicht auf: Deine Gedanken an den Lernstoff, Nervosität wegen der anstehenden Prüfungen und diverse Zukunftsängste verfolgen dich. Deshalb ist es wichtig, dass du in deinem Alltag hin und wieder vollständig abschalten kannst. Wenn dir deine Lieblingsserie genau dabei hilft, erfüllt sie ihren Zweck und ist wertvoll für dich. Viele Studenten unterschätzen die Bedeutung von Pausen und die Wichtigkeit von einem mentalen Ausgleich zu ihren täglichen Verpflichtungen. Betrachte deine Serienzeit deshalb als wohlverdiente Regenerationseinheiten – und genieße sie.

Maßnahme: Schalte, während deine Serie läuft, ab und erhole dich mental von deinem Studium!

 

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Fazit

Was ist der Unterschied zwischen einem Serienjunkie und einem erfolgreichen Studenten?

Es gibt keinen – allerdings nur dann, wenn du deine Serien bewusst in deinen Alltag integrierst und sie klug einsetzt. Serienschauen ist kein gewöhnliches Hobby: Es hat das Potenzial, dich auszubremsen und abhängig zu machen; es kann dich aber auch stärken und deine Fähigkeiten fördern.

Grundsätzlich muss dein nächster Serienmarathon also nicht negativ sein. Halte dich einfach an die Tipps aus diesem Artikel oder finde andere Möglichkeiten, wie du deine Serien geschickt kombinieren oder modifizieren kannst.

Dann verwandelst du ein zeitverschwenderisches Hobby in eine der wertvollsten Freizeitbeschäftigungen, die es gibt.

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

  • Ein schöner Artikel!

    Ich nutze Serien/Hörspiele/Podacasts außerdem noch zur Motivation bei nervigen Haushaltsaktivitäten. Wäsche sortieren macht z.B. gleich viel mehr Spaß, wenn man dabei eine Serie schaut. Auch das lässt sich super zur Gewohnheit machen. Ich kann inzwischen gar nicht mehr „nur“ Serien schauen, sondern mache immer etwas nebenbei (Wäsche, Ablage sortieren, etwas annähen, Hund bürsten, kochen (Gemüse schnippeln). Koppelt man das an die Pomodoro Technik (z.B. 25 min/eine Folge Serie gucken, dann 5-10 Minuten lernen/Text lesen/recherchieren) wird man super produktiv und merkt es nicht mal, da man in den Pausen auch etwas tut. Natürlich eignen sich da monotone Tätigkeiten und Serien, bei denen man sich nicht so sehr aufs Geschehen konzentrieren muss tendentiell besser).

    Lieben Gruß

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