Prioritäten im Studium – Das Gurkenglas-Gleichnis

Tim Reichel

Setzt du deine Prioritäten im Studium richtig? Dieses Gleichnis von einem Gurkenglas kann dir dabei helfen, die richtigen Schwerpunkte zu setzen.

Bild: Ryan McGuire / gratisography.com

Dein Studium ist wichtig.

Aber wie sehen deine Prioritäten im Leben aus? Steht dein Studium bei dir an erster Stelle?

Eines ist klar: Bei der Menge an Aufgaben und Herausforderungen im Leben ist die Wahl der richtigen Schwerpunkte gar nicht so einfach! Vielleicht ist der Erfolg im Studium für dich im Moment das Wichtigste. Möglicherweise gibt es aber auch andere Prioritäten für dich. Wahrscheinlich musst du neben dem Studium arbeiten und möchtest sicherlich auch Zeit für Hobbys, Freunde und deine Familie aufbringen.

Das alles unter einen Hut zu bringen, ist eine Kunst.

In einer meiner allerersten Vorlesungen, erzählte der Professor uns Studierenden eine Geschichte. Erst später habe ich herausgefunden, dass es sich dabei um ein bekanntes Gleichnis handelte.

Vielleicht hilft es dir dabei, dein Studium besser einordnen zu können.

 

Bachelor of Time: Leseprobe

Bachelor of Time (Zeitmanagement im Studium) von Tim Reichel erschienen im Studienscheiss Verlag

Mit dem Bachelor of Time verbesserst du schnell und einfach dein Zeitmanagement im Studium. Und das Beste ist: Die ersten 34 Seiten bekommst du geschenkt! Trage dich dazu einfach in die E-Mail-Liste ein:

Garantiert kein Spam. Du wirst Teil meines Newsletters und erhältst eine Leseprobe, nützliche Tipps für dein Studium sowie passende Buchempfehlungen. Abmeldung jederzeit möglich.

 

Das Gurkenglas-Gleichnis

Unser Dozent eröffnete die Vorlesung und sagte Folgendes:

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein großes leeres Gurkenglas vor sich. In das Gurkenglas füllen Sie bis obenhin eine ganze Ladung Golfbälle.

Ist das Glas dann voll?

Ich dachte mir, wenn es jetzt voll wäre, würde er nicht fragen. Da ich allerdings keine Idee hatte, was folgen würde, nickte ich genauso wie die anderen.

Wie vermutet, war das Glas noch nicht voll. Denn nun erzählte er:

Angenommen, Sie haben auch noch Kieselsteine dabei und schütten diese zu den Golfbällen in das Gurkenglas. Was würde passieren? Richtig, die Kieselsteine füllen die Lücken, die die Golfbälle freigelassen haben.

Ist das Glas jetzt voll?

Nun war auch ich der Überzeugung, dass das Glas endgültig voll sein muss. Doch, weit gefehlt!

Wenn Sie jetzt noch eine Hand voll Sand dazu geben, werden auch die letzten Zwischenräume ausgefüllt.

Und natürlich hatte er Recht, wenn man nun Sand auf das Gurkenglas mit dem Golfball-Kieselstein-Gemisch kippt, schließt dieser die winzigen noch vorhandenen Lücken vollständig. Wirklich vollständig?

Jetzt haben Sie das Glas gefüllt. Zwei Tassen Kaffee bekommen Sie in dem Glas aber garantiert noch unter.

Damit schloss unser Professor seine Vorstellung ab und deutete an, wie er zwei Tassen Kaffee über dem imaginären Gurkenglas ausgoss. Alternativ ginge auch Bier, gab er lächelnd zu.

Nun wollten wir natürlich wissen, was uns seine Geschichte sagen und was das Ganze mit dem Thema der Vorlesung zu tun haben sollte.

Er klärte uns auf und sagte, dass das nun gefüllte Gurkenglas unser aktuelles und zukünftiges Leben symbolisiere. Die größten Bestandteile, also die Golfbälle, stehen dabei für die allerwichtigsten Dinge im Leben: Das Studium oder die Arbeit? Nein, natürlich unsere Familien, unsere Gesundheit und unsere engsten Freunde. Eben das, was uns menschlich macht.

Erst danach kommen Studium und Arbeit in Form der Kieselsteine, die ja immerhin die zweitgrößte Einheit im Gurkenglas darstellen. Der Sand steht für weitere wichtige, aber dem Studium untergeordnete Dinge, z.B. unsere Besitztümer, um die wir uns kümmern müssen. Denn, geht das Auto kaputt, weil wir uns nicht um die Wartung gekümmert haben, wird’s teuer und unbequem.

Aber was ist mit dem Kaffee? Der Kaffee sei dazu da, uns zu zeigen, dass wir, egal was passiert und wie stressig es wird, wir uns immer Zeit für einen Kaffee mit unseren liebsten Menschen nehmen sollen.

 

Was sagt uns das Gurkenglas-Gleichnis über Prioritäten im Studium?

Jetzt könntest du natürlich in Jubel ausbrechen und dir denken: „Super, endlich habe ich eine Rechtfertigung Vorlesungen, Seminare und Prüfungen zu vernachlässigen und stattdessen Sachen zu machen, die viel mehr Spaß bringen. Danke, Gurkenglas-Gleichnis!“

Aber das wäre Quatsch. Mit diesem Beispiel möchte ich dir zeigen, dass du dich nicht an Kleinigkeiten aufhalten sollst. Nimm die entscheidenden Aspekte deines Studiums in den Fokus und konzentriere dich darauf, deine Prioritäten erfolgreich umzusetzen.

Diese können zum Beispiel sein:

  • Die Anwesenheitspflicht in einem Seminar erfüllen
  • Keine Zeit in unnötigen Vorlesungen verschwenden
  • Den Praktikumsbericht endlich fertigstellen
  • Eine unbenotete Prüfung einfach „nur“ bestehen
  • Eine wichtige und notenwirksame Prüfung wirklich gut absolvieren
  • Bei einer Abschlussarbeit deine beste Leistung abrufen

Behalte in deinem Studium stets den Überblick und setze deine Zeit und Energie richtig ein. Unterscheide wichtige Dinge von unwichtigen, setzte Prioritäten und verrenne dich nicht.

Schließlich gibt es Menschen und Dinge in deinem Leben, die wichtiger sind als der pure Erfolg in deinem Studium. Nimm dir, wann immer es geht, Zeit für sie. Ich weiß, dass das nicht in jeder Phase deines Studiums klappen wird. Und das ist auch okay so. Denn schließlich studierst du auch für deine Zukunft.

Verliere dich nur nicht in Nebensächlichkeiten, sondern setzte kluge Prioritäten!

Aber jetzt bist du gefragt: Hast du neben dem Studium noch Zeit für andere schöne Sachen? Was sind deine Golfbälle?

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

  • Ein wirklich sehr toller Beitrag, der mir beim ersten Lesen die Augen geöffnet hat. Danke! Selbstverständlich sind Prioritäten sehr, sehr wichtig und auch ein Rezept für den Erfolg, aber was mache ich, wenn ich einfach merke, dass ich zwar die richtigen Prioritäten gesetzt habe, aber mir trotz allem die Zeit fällt, um alles „korrekt“ zu machen? Also um wirklich eine Genugtuung zu erhalten?

    • Hi Max,

      vielen Dank und schön, dass dir der Beitrag geholfen hat! 🙂

      Prioritäten setzen bedeutet ja, dass du dich bewusst für die einen und gegen die anderen Optionen entscheidest. Wenn dann immernoch zu wenig Zeit bleibt, kannst entweder weiter priorisieren oder solltest an deiner Technik und am Zeitmanagement arbeiten. Worum geht es denn genau bei dir? ->[email protected]

      Schöne Grüße
      Tim

  • Hallo,

    interessant, wir haben die Geschichte vor ca. 20 Jahren ganz anders gehört:

    Es gab keine Vorgaben, wofür die Golfbälle, Kieselsteine, der Sand und die Flüssigkeit (damals war es Wasser) im einzelnen stehen, sondern dies blieb jedem selbst überlassen. Klar war nur: Das Wesentliche zuerst, denn sonst ist kein Platz mehr dafür im Glas / Leben! Denn nur die EIGENEN Prioritäten machen glücklich und bringen weiter.

    Natürlich können die Hauptprioritäten („Golfbälle“) eine Mischung aus z.B. wichtigen sozialen Beziehungen, Studieninhalten, persönlichen Zielen und gesellschaftlichem Engagement sein.

    Das Studium (also den Hauptberuf eines Studis)nur noch als „Lückenfüller“ analog zu den Kieseln zwischen den Golfbällen zu verstehen, finde ich persönlich befremdlich. Noch befremdlicher finde ich die im Artikel vorgeschlagenen Studien-Prioritäten, die allesamt auf die bestmögliche Bewertung abzielen (die Anwesenheitspflicht in einem Seminar zu erfüllen, eine unbenotete Prüfung einfach “nur” bestehen und dem gegenüber eine wichtige und notenwirksame Prüfung wirklich gut absolvieren etc.), anstatt sich auf persönlich erstrebenswertes Wissen, Teamgeist, Horizonterweiterung und eine lohnende Aufgabe in der Zukunft zu beziehen!

    Ob dies alles mit dem Magister zusammen „ausgestorben“ ist?
    Hoffentlich nicht!
    Viele Grüße,
    Sandra M. Ritter

  • {"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

    Weitere Artikel für dich

    Die besten Hacks für dein Studium

    Hör auf zu raten, wie man richtig studiert und komm in meinen Newsletter. Ich zeige dir, wie du produktiv lernst, deine Zeit optimal nutzt und bessere Noten bekommst. Ohne Bullshit und Selbstausbeuterei.

    Hör auf zu raten, wie man richtig studiert und komm in meinen Newsletter. Ich zeige dir, wie du produktiv lernst, deine Zeit optimal nutzt und bessere Noten bekommst. Ohne Bullshit und Selbstausbeuterei.

    > 80.000 Abonnenten, kostenloser Newsletter, Abmeldung jederzeit möglich.

    >