Wie dir der „Coffee-Shop-Effekt“ beim Lernen helfen kann

Tim Reichel

Der Coffee-Shop-Effekt kann dir dabei helfen, produktiver zu lernen und besser zu studieren. Wie das funktioniert, zeige ich dir in diesem Artikel...

Bild: Hutomo Abrianto / unsplash.com

Seit zwei Stunden sitze ich an meinem Schreibtisch. Vor mir liegt eine leere Seite meines College-Blocks, die sich trotz intensiven Anstarrens nicht von alleine füllt. Kapitel 3.2 aus dem neuen Buch wollte ich zusammenfassen – doch stattdessen surfe ich Internet, schreibe mit meinen Freunden und schaue mir Videos an. Wusstest du, dass im Jahr 2011 weltweit 456 Millionen Tonnen Reis produziert wurden?

Wahrscheinlich schon, denn du hast mit hoher Wahrscheinlichkeit das gleiche Problem wie ich: Du kannst dich zu Hause von Zeit zu Zeit nicht gut konzentrieren. Deine eigenen vier Wände sind nicht immer der beste Ort, um produktiv und effizient zu studieren. Manchmal sind die Störeinflüsse und Ablenkungen zu groß, sodass du keinen Gedanken zu Ende führen kannst. In diesen Situationen hilft dann nur ein strategischer Rückzug: die Flucht in ein anderes Umfeld.

Viele Studenten haben Probleme damit, konzentriert im Homeoffice zu arbeiten. Doch anstatt sich den Schwierigkeiten zu stellen und für eine professionelle Arbeitsatmosphäre zu sorgen, machen sie lieber nichts und verharren in dieser Situation. Dabei müssen sie gar nichts ändern, sondern brauchen nur in eine andere Richtung zu denken. Die Lösung ist nämlich nur wenige Minuten entfernt: das ruhige Café (Englisch: Coffee Shop) um die Ecke.

Warum du deinen Arbeitsplatz hin und wieder verlagern solltest und wie dir der sogenannte Coffee-Shop-Effekt dabei helfen kann, erkläre ich dir in diesem Artikel.

 

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Was ist der Coffee-Shop-Effekt?

Der Coffee-Shop-Effekt beschreibt das Phänomen, dass die eigene Produktivität durch das Arbeiten in einer neuen, belebten Atmosphäre spürbar zunimmt. Der Wechsel von einem ruhigen, isolierten Umfeld an einem solchen Arbeitsplatz fördert demnach die Konzentration, erhöht die Kreativität bei der Problemlösung und verbessert die Leistungsfähigkeit.

Im Rahmen von zahlreichen wissenschaftlichen Studien wurde dazu die Arbeitsweise von Studenten und Büroangestellten untersucht. Die Testpersonen wurden aus ihrem üblichen Arbeitsumfeld entfernt und dazu aufgefordert, in nahegelegenen Coffee Shops weiterzuarbeiten. Daher kommt der Name.

Durchweg alle Studienteilnehmer zeigten eine verbesserte Performance und waren nach dem Experiment sogar zufriedener als zuvor.

Doch was genau steckt dahinter?

 

Warum der Coffee-Shop-Effekt so gut funktioniert

Der Coffee-Shop-Effekt beruht nicht auf romantischer Zauberei, sondern basiert auf verschiedenen arbeitspsychologischen Mechanismen. Zum einen erzeugt der Wechsel deines Arbeitsplatzes eine Art Aufbruchstimmung. Du verlässt einen unproduktiven Ort und brichst auf diese Weise mit alten Gewohnheiten. Du wagst etwas Neues und gehst deine Aufgaben danach deutlich motivierter an als zuvor.

Außerdem sorgt dein Standortwechsel dafür, dass du weniger schnell in alte, unproduktive Verhaltensmuster zurückfällst, weil dein Gehirn mit der neuen Situation beschäftigt ist. Dadurch werden bekannte Automatismen blockiert, was wiederum deine Konzentrationsfähigkeit auf neue Probleme verbessert.

Was zunächst wie ein großer Störfaktor erscheint, wirkt sich ebenfalls positiv auf deine Arbeitsweise aus: die Umgebungsgeräusche bzw. der Lärm in einem Café. Untersuchungen haben gezeigt, dass ein moderater Umgebungslärm wie das Klappern von Tellern und das Rauschen einer Kaffeemaschine die Leistung bei kreativen Aufgaben verbessern kann.

Zusätzlich wirkt die Anwesenheit von anderen, arbeitenden Menschen in der unmittelbaren Nähe produktivitätsfördernd. Eine aktuelle Studie zeigt, dass geistige Anstrengung sozusagen ansteckend ist. Es reicht demnach schon aus, sich unter Menschen zu begeben, die hart arbeiten, um sich selbst härter arbeiten zu lassen.

Diese verschiedenen Impulse bündeln ihre Wirkung und machen den Coffee-Shop-Effekt damit so stark. Und jetzt zeige ich dir, wie du den Coffee-Shop-Effekt einsetzen kannst.

 

Wie du den Coffee-Shop-Effekt fürs Lernen nutzen kannst

Fassen wir kurz zusammen: Der Coffee-Shop-Effekt wirkt sich positiv auf deine Produktivität aus, weil:

  • Du deinen Arbeitsplatz wechselst
  • Du alte Gewohnheiten einfacher hinter dir lassen kannst
  • Leichte Umgebungsgeräuschen deine Kreativität fördern
  • Die Anwesenheit anderer arbeitender Menschen deine Leistungsfähigkeit erhöht

Diese Punkte kannst du dir beim Lernen zunutze machen, indem du gezielte Maßnahmen einsetzt. Dazu habe ich einen einfachen 5-Schritte Plan für dich erstellt.

 

Schritt 1: Bestimme einen neuen Ort zum Lernen!

Das ruhige Café um die Ecke, der Lernraum in der Bibliothek oder der freie Hörsaal: Das alles sind Orte, an die du dich zurückziehen kannst, wenn du produktiv lernen oder arbeiten möchtest. Es muss nicht – wie im Original – der Coffee Shop sein. Es kommt nur darauf an, ob du in der neuen Umgebung konzentriert arbeiten kannst.

 

Schritt 2: Lege ein konkretes Ziel für deine Lernsession fest!

Damit du auch wirklich fokussiert arbeiten kannst, brauchst du ein konkretes Ziel, auf welches du deine ganze Aufmerksamkeit richten kannst. Wenn du nur losziehst, um „etwas zu lernen“, wirst du keinen Erfolg haben. Deine schlechten Gewohnheiten holen dich dann im Nullkommanichts wieder ein und deine Motivation ist genauso schnell verflogen wie sie gekommen ist.

 

Schritt 3: Sorge für eine passende Geräuschkulisse!

Moderate Umgebungsgeräusche können deine Fähigkeiten zur Lösungsfindung stärken. Zu viel Lärm wirkt hingegen destruktiv und vertreibt deine Konzentration. Achte daher darauf, dass dein neuer Arbeitsplatz nicht zu laut oder zu leise ist. Nimm dir für den Notfall Kopfhörer, Musik oder Ohrstöpsel mit, damit du die Geräuschkulisse individuell justieren kannst.

 

Schritt 4: Umgib dich mit produktiven Menschen!

In einem schrillen Hipster-Café oder neben deinen Kommilitonen, die lieber über den neusten Campus-Gossip tratschen als angestrengt zu lernen, wirst du selten effizient arbeiten können. Suche daher gezielt nach Menschen, die ähnliche Ziele wie du verfolgen und schließe dich ihnen an. Vor Hörsälen, in deiner Hochschulbibliothek oder in kleinen Seitenstraßen-Cafés findest du häufig die passende Umgebung.

 

Schritt 5: Beginne von vorne!

Es ist gut möglich, dass dein neuer Ort zum Lernen nach einer gewissen Zeit seinen Produktivitätszauber verliert. Sobald sich wieder störende Gewohnheiten etablieren oder einige der Rahmenbedingungen von oben nicht mehr passen, solltest du deine Sachen packen und weiterziehen. Der Coffee-Shop-Effekt wirkt immer nur für eine begrenzte Dauer – danach musst du ihn neu entfachen, indem du von vorne beginnst.

 

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Fazit

Auf den ersten Blick mag es widersprüchlich erscheinen, dass ausgerechnet ein Café die Produktivität verbessern soll. Schließlich handelt es sich um einen lauten Ort, voller Menschen außerhalb deiner heimischen Komfortzone. Doch genau diese Kombination verleiht dem Coffee-Shop-Effekt seine Kraft und sorgt für eine spürbare Verbesserung der Konzentration und Motivation.

Aufbruchstimmung, neue Denkmuster, Umgebungsgeräusche und die Anwesenheit arbeitender Menschen sind dafür verantwortlich, dass dieser Arbeitsplatz dem Homeoffice überlegen ist. Dies haben zahlreiche wissenschaftliche Studien gezeigt.

Wenn du also das nächste Mal zu Hause feststeckst und nicht mit dem Lernen weiterkommst: Wechsle den Ort und mache dir den Coffee-Shop-Effekt zunutze. Halte dich an die fünf Schritte von oben und du verfügst im Handumdrehen über eine neue Produktivitätsgeheimwaffe.

PS: Diesen Artikel habe ich in einem Café geschrieben – und ich war selten so effizient. Zwar war es mein erster Coffee-Shop-Artikel, aber mit Sicherheit nicht mein letzter.

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

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