Das machen 90% aller Studenten bei ihrem BAföG-Antrag falsch

Luisa

Damit dein BAföG-Antrag die größten Aussichten auf Erfolg hat, zeigt dir Luisa in diesem Gastartikel, welche Fehler du unbedingt vermeiden solltest...

Bild: Quinten de Graaf / unsplash.com

Das Abitur ist in der Tasche und nun startet der nächste große Lebensabschnitt für dich. Du möchtest studieren. Um dies finanziell möglich zu machen, möchtest du BAföG beantragen. Studenten bekommen bis zu 861 Euro BAföG monatlich. Ein Antrag lohnt sich also! 90% aller BAföG Anträge sind aber fehlerhaft, was dich als Antragsteller nicht nur Nerven, sondern auch Geld kosten kann. Um dir das zu ersparen, möchte ich dir heute die häufigsten Fehler vorstellen, die Studenten beim Beantragen von Ausbildungsförderung so machen.

Es lohnt sich somit auf jeden Fall, BAföG zu beantragen, um dir deine Studienzeit leichter zu finanzieren. Was sind also die Fehler, die du vermeiden solltest, wenn du deine Ausbildung bzw. das Studium BAföG finanzieren möchtest?

Ich habe diese Fehler in tausenden von BAföG Anträgen (Ja, ich erstelle und überprüfe hauptberuflich BAföG Anträge) gefunden…

 

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BAföG nicht beantragen, weil…

Viele Studenten geben bereits vor dem Antrag auf. Sie schrecken zunächst erst einmal die Schulden ab. Das haben wir ja in der Erklärung oben schon einmal kurz angesprochen. Einen Teil der Schulden musst du zurückzahlen, ja, aber einen Großteil nicht. Warum sollte man das nicht in Kauf nehmen, wenn man das Geld benötigt, um ein Studium möglich zu machen?

 

Angst sich zu durch BAföG zu verschulden

Beim BAföG handelt es sich um ein zinsloses Darlehen mit einem Zuschuss vom Staat. Das bedeutet, dass du einen Teil des BAföGs (bis zu 50%) zurückzahlen musst. Wie viel du bekommst hängt von deinem Einkommen und Vermögen sowie dem Einkommen deiner Eltern ab. Je mehr du selbst zur Verfügung hast, desto weniger BAföG bekommst du. Gleichzeitig bedeutet das aber auch weniger BAföG Schulden. Der BAföG Höchstsatz für Studenten beträgt seit dem Wintersemester 2020/21 861 Euro pro Monat. Über ein komplettes Studium von 10 Semestern (Bachelor + Master) sind das 51.660 Euro und manch einem wird Angst und Bange bei dem Gedanken nach dem Studium über 25.000 Euro Schulden abstottern zu müssen. Diese Angst beruht auf reinem Unwissen. Mehr als 10.000 BAföG Schulden sind gar nicht möglich.

Sobald deine BAföG-Schulden die 10.000-Euro-Marke überschreiten, wird der gesamte Rest als Zuschuss vom Staat angesehen. Und wenn du nach dem Studium 132 Euro pro Monat beiseite legst, kannst du deine Schulden mit nur 7900 Euro auf einen Schlag komplett begleichen. Was für ein Deal! Unterm Strich bekommst du auf diese Weise 43.760 Euro rückzahlungsfreie Ausbildungsförderung. Falls dir das immernoch zu gruselig ist, sei dir gesagt, dass die BAföG Rückzahlung frühestens fünf Jahre nach dem Ende deiner Regelstudienzeit beginnt. Solltest du deine Schulden nicht sofort auf einen Schlag zurückzahlen können, geht das auch in zinsfreien Raten von 390 € im Quartal. Das dauert maximal 6,5 Jahre, wenn du konsequent zahlst.

Wenn du aber zu wenig verdienst, um deine Schulden in Raten zu begleichen, kannst du einen Antrag auf Freistellung stellen und die BAföG Rückzahlung weiter nach hinten schieben. Egal wie viel du zurückzahlst nach spätestens 20 Jahren bist du schuldenfrei, sprich der noch offene Rest wird erlassen. Im Falle einer Erwerbsunfähigkeit oder Finanzkrise wird dir das Amt also nicht den Kopf abreißen. Und im Falle deines vorzeitigen Ablebens werden die Schulden auch nicht an deine Kinder oder Ehegatten vererbt. Mir fällt also echt kein guter Grund ein, warum man Angst vor BAföG Schulden haben sollte. BAföG ist immernoch eine Sozialleistung kein Bankkredit.

 

Der Aufwand lohnt sich nicht. Ich bekomme eh kein BAföG

Ein anderer Grund bereits vor dem Antrag aufzugeben ist, dass du der Meinung bist, du bekommst sowieso kein BAföG. Du denkst, du hast keinen Anspruch, weil du zu alt bist oder deine Eltern zu viel verdienen. Das ist tatsächlich der häufigste Ablehnungsgrund, allerdings weiß ich aus Erfahrung, dass Studenten sich diese Meinung bilden ohne die Fakten zu checken. Ich helfe Studierenden und Schülern seit über 3 Jahren hauptberuflich Anträge auf Ausbildungsförderung zu stellen. Dazu gehört auch die Prüfung, ob überhaupt eine Chance auf BAföG besteht.

Du wirst nicht glauben, wie oft ich die Leute davon überzeugen muss, ihre eigenen Überzeugungen über Bord zu werfen. Erst kürzlich schrieb mir eine Klientin sie hätte es sich anders überlegt und wolle nun doch keinen Antrag stellen. Nach ihrer Berechnung käme eh nichts raus. Es stellte sich heraus, dass sie bei der Berechnung von falschen Annahmen ausging, die sie knapp 3000 Euro gekostet hätten, wenn ich ihr das nicht ausgeredet hätte.

Eine andere Studentin hatte in den ersten drei Semestern keinen BAföG Antrag gestellt, weil die Eltern ihrer Meinung nach zu viel verdienen. Jetzt bekommt sie 100 Euro BAföG monatlich. Auf den ersten Blick ist das nicht viel, aber sie hat noch 4 Semester Studium vor sich. Das macht sportliche 2400 Euro BAföG für weniger als eine Stunde Lebenszeit. Das ist doch mal ein ordentlicher Stundenlohn und eine Entlastung für die Eltern.

Sollten deine Eltern tatsächlich zu viel verdienen, hast du immer noch die Möglichkeit, elternunabhängiges BAföG zu beantragen. Natürlich musst du auch hier bestimmte Bedingungen erfüllen, aber du solltest auf jeden Fall überprüfen, ob du für elternunabhängiges BAföG in Frage kommst. Und wenn du unsicher bist, beantrage es trotzdem!

BAföG wird nicht nur aufgrund von Einkommen und Vermögen abgelehnt. Manchmal liegt’s am Alter. Wer erst mit 30 oder älter anfängt zu studieren, hat im Normalfall Pech. Aber wer mit Ü30 anfängt zu studieren ist aber oft kein Normalfall. Ganz oft haben diese Leute erst vor kurzem ihr Abi auf dem 2. Bildungsweg nachgeholt oder wurden ganz ohne zum Studium zugelassen z.B. durch bestandene Eignungsprüfung. Manche haben auch erstmal ine Ausbildung gemacht, gearbeitet und Kinder bekommen, die sie mehrere Jahre lang zuhause versorgt haben. Auch eine schwere Krankheit oder Behinderung ist ein akzeptabler Grund die BAföG Altersgrenze um eine gewisse Zeit zu verschieben. Wenn der Aufschub bewilligt wird, ist das auch automatisch elternunabhängig.

 

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Ich habe die Antragsfrist verpasst

Sowas wie eine Antragsfrist gibt es im BAföG nicht. An und für sich kannst du den Antrag nicht zu spät stellen. Allerdings solltest wissen, dass du kein BAföG für die Vergangenheit bekommst und noch 2 Monate bis zur ersten Auszahlung finanziell überbrücken musst. Um deinen BAföG Anspruch voll auszuschöpfen, solltest du deinen Antrag zwischen der Studienplatzzusage und deiner ersten Lehrveranstaltung beim Amt einreichen.

 

Ich kriege kein BAföG weil ich mich für ein Stipendium beworben habe

Wenn dein Studium komplett durch ein Stipendium eines der Begabtenförderungswerke, finanziert wird, wirst du tatsächlich kein BAföG erhalten. Wenn du aber nur ein Teilstipendium erhältst, kann es sein, dass du BAföG genehmigt bekommst. In der Regel liegt der Freibetrag hier bei 300 €. Somit kannst du z.B. das Deutschlandstipendium oder Erasmus mit BAföG kombinieren.

Abgesehen davon kann so ein Bewerbungsverfahren für ein Stipendium eines Begabtenförderungswerks eine ganze Weile dauern. Solange du noch keine Zusage vom Stipendiengeber hast, steht dir BAföG zu. Sobald du die Zusage in der Tasche hast, sagst du deinem BAföG Amt bescheid und die BAföG Zahlungen werden eingestellt.

 

Typische Fehler beim Ausfüllen des Antrags

Nun hast du dich endlich überwunden BAföG zu beantragen und zweifelst immernoch an deiner Entscheidung. Kein Wunder. Deutsche Bürokratie hat nicht umsonst einen schlechten Ruf. Der ganze Papierkram kann einen schlichtweg in den Wahnsinn treiben. Deshalb solltest du folgendes beachten, um dir bei deinem Antrag nicht selbst ins Knie zu schießen:

 

Flüchtigkeitsfehler

Dein BAföG Antrag MUSS vollständig ausgefüllt werden. Du darfst keine Felder leer lassen. Wenn du nicht weißt, was in ein bestimmtes Feld hineingeschrieben werden soll, frag beim BAföG-Amt oder deiner Uni nach.

Ganz klassisch sind auch fehlende Unterlagen und Unterschriften, wobei letzteres wohl das blödeste ist, was einem passieren kann (ist mir auch schon passiert. Super ärgerlich weil einfach so unnötig). Deshalb kontrolliere vor der Abgabe genau, ob du alle notwendigen Nachweise, z.B.  Kopie aller Seiten des Steuerbescheids deiner Eltern und die richtige Immatrikulationsbescheinigung beigefügt hast. Kontrolliere außerdem, ob du alle notwendigen Formulare ausgefüllt und unterschrieben hast und ob deine Schrift grundsätzlich gut zu lesen ist. Auch wenn du den Antrag am Computer ausfüllst, musst du ihn ausdrucken und unterschreiben.

 

Keinen Aktualisierungsantrag für die Eltern stellen

Der Antrag verlangt die Angabe des Einkommens der Eltern vom vorletzten Kalenderjahr. Der Grund hierfür ist, dass die Frist zur Steuererklärung für das vorletzte Jahr abgelaufen und das Einkommen nun mit oder ohne Steuererklärung definitiv feststeht.

Sollte es aber sein, dass deine Eltern dieses Jahr deutlich weniger verdienen als im vorletzten Jahr, z.B. weil sie den Job gewechselt haben, kannst du und solltest du dies unbedingt angeben. Denn, wenn du nichts sagst, kann das BAföG-Amt es auch nicht wissen. Mit Formblatt 7 kannst du einen Aktualisierungsantrag stellen. Darin muss das Einkommen für die nächsten 12 Monate geschätzt und hinterher auch nachgewiesen werden. Pass also auf, dass ihr möglichst genau schätzt. Wenn das Einkommen letztendlich nämlich höher ist als geschätzt, musst du den Teil, der dir nicht zustand, zurückzahlen.

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Falsche Angaben machen

Was, wenn ich einfach andere Angaben zu meinem eigenen Vermögen mache, um unter dem Freibetrag zu bleiben? Das werde ich in meinem Job als BAföG Expertin viel zu oft gefragt. Meine Antwort ist immer: „Das ist eine sehr schlechte Idee. Das BAföG-Amt hat die Erlaubnis deine Angaben mit dem Bundesamt der Finanzen zu vergleichen. Somit fallen Falschangaben so gut wie immer auf und können zu einen Bußgeldverfahren führen. Ich kann das niemandem guten Gewissens empfehlen“ Im schlimmsten Fall können Falschangaben, als Straftaten geahndet werden und dir den Staatsanwalt auf den Hals hetzen. Das willst du nicht. Glaub mir. Verhandlungen werden zwar meist vorher eingestellt, du solltest dir trotzdem bewusst sein, dass auch das kleinste Schummeln auf dem BAföG-Antrag keinen Sinn ergibt und nur zu einer Ablehnung führt.

Wenn du Fragen hast oder denkst, dass du während der Antragstellung und dem ganzen Papierkram etwas falsch machst, check mal ganz unverbindlich den Studierenplus BAföG-Antragsservice. Wir stehen dir der Studienplatzzusage bis zum erfolgreichen Studienabschluss mit Rat und Tat zur Seite.


Luisa ist Autorin und Gründerin der Plattform Studierenplus. Sie hilft Studierenden dabei, BaföG zu beantragen und eine optimale Förderung für ihre Ausbildung zu finden.

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