Zack Zack! Heutzutage muss alles schnell gehen und durchoptimiert sein: Maximal 12 Jahre Schule; dann Abitur und ein kurzer Abstecher an die Uni. Schnell studieren – in Regelstudienzeit natürlich. Aber bitte mit Bestnoten und Empfehlungsschreiben des Professors.
Bloß keine Zeit verlieren. Denn sonst kannst du deine Karriere vergessen und hast eh keine Chance, dich gegen deine Mitbewerber durchzusetzen. Egal an welchem Punkt unserer schulischen oder akademischen Ausbildung wir uns befinden: Wir hetzen. Oder besser gesagt: Wir lassen uns hetzen. Von der Gesellschaft, von den Medien, von den Eltern, von uns selbst.
Doch warum eigentlich?
Ich habe selbst in Regelstudienzeit studiert. Bachelor und Master Wirtschaftsingenieurwesen in Aachen. Erster Jahrgang im neuen System nach Bologna. Einfach war das nicht – und entspannt erst recht nicht. Aber trotzdem war es mir wichtig, in der vorgeschriebenen Zeit fertig zu werden. Das Komische ist: Heute ist es mir egal. Ich freue mich nicht mal mehr über den Vermerk auf meinem Zeugnis. Ich bereue es eher, dass ich für diese blöde Regelstudienzeit tolle Gelegenheiten ausgelassen habe.
Das Auslandssemester in Schweden: Geht leider nicht, würde zu lange dauern. Das zusätzliche Praktikum in der Forschungsabteilung für Hochleistungswerkstoffe: Geht leider nicht, steht nicht im Studienplan. Die beiden Zusatzkurse, bei der Professorin, für die ich 5 Nächte am Stück durchgearbeitet hätte: Geht leider nicht, liegt nicht im passenden Semester.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto stärker ärgere ich mich über meine Entscheidung von damals. Ich habe eine scheinbar wichtige Auszeichnung einer individuellen Ausbildung mit interessanten Zusatzqualifikationen vorgezogen. Egal, was kam: Regelstudienzeit ging vor.
Heute weiß ich es besser.
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Diese 10 Dinge sind wichtiger als deine Regelstudienzeit
Regelstudienzeit wird überbewertet. Sie ist nur eine Kennzahl, die mit einem interessanten und wertvollen Studium herzlich wenig zu tun hat. Das Problem ist: Viele Studenten wissen das nicht und lassen sich von dieser Angabe vorschreiben, wie sie zu studieren haben.
Die Folge davon ist, dass unsere Hochschulen Hochleistungsabsolventen erzeugen, die auf dem Papier einen makellosen Studienverlauf vorweisen können. Nur leider ohne interessante Zwischenstationen, ohne Zusatz-Know-How und ohne Ecken und Kanten. Ein großer Einheitsbrei, ohne Individualität aber dafür immerhin langweilig.
Dabei gibt es viele Dinge, die wichtiger sind als die Einhaltung der Regelstudienzeit und dir nachhaltig mehr Glück, Zufriedenheit und Erfolg im Leben bringen.
Die 10 wichtigsten Punkte habe ich für dich aufgeschrieben:
1. Du findest heraus, was dir Spaß macht
Dein Studium ist keine schnelle Nummer für zwischendurch, die nur dazu da ist, damit du mal eben einen Hochschulabschluss abstauben kannst. Es ist ein wichtiger Abschnitt in deinem Leben und soll zu deiner persönlichen Entwicklung beitragen.
Während deiner Zeit an der Uni wirst du vor verschiedene Herausforderungen gestellt und lernst dich selber besser kennen. Nutze diese Zeit, um herauszufinden, was du wirklich möchtest und finde deine Leidenschaft.
2. Du findest heraus, was dir keinen Spaß macht
Anders herum gilt das natürlich genauso: Du wirst beim Studieren auch schlechte Erfahrungen machen und dir denken: „Das ist nichts für mich.“ oder „Das mache ich so nicht nochmal.“
Aber genau diese Erfahrungen sind wertvoll für dich und deinen weiteren Weg. Nur so kannst du eingrenzen, was du nach deinem Studium machen möchtest.
3. Du lernst eigenständiges Arbeiten
Viele Studiengänge sind starr organisiert und haben einen straffen Studienverlaufsplan als Grundlage. Dabei wird dir ganz detailliert vorgegeben, was du wie zu tun hast. Wenn du es schaffst aus dieser Massenabfertigung auszubrechen und dich auf eigene Faust durchzuschlagen, wirst du eines: Eigenständig.
Eigenständiges Arbeiten kommt bei vielen Studenten und Absolventen zu kurz. Sie sind gut in der Ausführung, aber haben ein furchtbares Selbstmanagement. Mach du es besser!
4. Du sammelst praktische Erfahrungen
Um die Regelstudienzeit mit halbwegs passablen Noten einhalten zu können, verzichten viele Studenten auf einen Nebenjob oder ein zusätzliches Praktikum. Dadurch verläuft das Studium zwar etwas schneller, doch es bleibt dafür überwiegend theoretisch.
An sich ist das nicht schlimm, denn ein Studium ist nun mal eine akademische Ausbildung. Praktische Erfahrungen sind aber nicht nur hilfreich für deinen späteren Berufseinstieg, sondern auch eine tolle Möglichkeit für dich, die eigenen Stärken und Schwächen herauszufinden.
5. Du machst Fehler und lernst daraus
Kurze Frage an dich: Welche Menschen sind stärker: Die, die nie Gegenwind hatten und bei denen es immer glatt lief? Oder die, die zwischendurch hingefallen aber wieder aufgestanden und trotzdem ins Ziel gekommen sind?
Studieren ist ein großer Lernprozess. Und da gehören Fehler einfach dazu. Wichtig ist nur, dass du aus deinen Fehlern lernst und weitermachst.
6. Du baust dir ein großes und starkes Netzwerk auf
Beziehungen sind mindestens genauso wichtig wie Know-How. Je höher du später im Beruf aufsteigst, desto wichtiger wird dein Netzwerk. Darum solltest du so früh wie möglich damit anfangen, dein Netzwerk auf- und auszubauen.
Dein Studium ist die perfekte Gelegenheit dazu. Denn nirgendwo sonst wirst du so viele angehende Entscheidungsträger aus deiner Branche über einen längeren Zeitraum intensiv kennenlernen.
7. Du sammelst Auslandserfahrung
Anstatt zwanghaft in Regelstudienzeit fertig zu werden, kannst du dein Studium auch dazu nutzen, um dir die große, weite Welt etwas genauer anzusehen. Ich meine damit nicht, dass du deine Zeit betrunken an irgendwelchen Stränden verschwenden sollst. Ich spreche von Auslandserfahrungen, die dich weiterbringen.
Baue deshalb ein Auslandssemester in deinen Studienverlaufsplan ein und studiere für ein oder zwei Semester an einer fremden Hochschule. Lerne andere Kulturen kennen und lerne eine Fremdsprache.
8. Du engagierst dich außerhalb deines Studiums
Wenn ein Praktikum oder ein Auslandsaufenthalt nicht für dich in Frage kommen, kannst du dich auch ehrenamtlich oder auf Honorarbasis neben deinem Studium einbringen.
Tritt deiner Fachschaft, dem AStA oder einer Partei bei. Engagiere dich von mir aus auch in deiner Gemeinde oder einer Umweltorganisation. Das zeugt von sozialer Kompetenz.
9. Du schreibst eine richtig gute Abschlussarbeit
Am Ende deines Studium steht deine Abschlussarbeit an: Deine bisher größte und anspruchsvollste Herausforderung. Die letzte Prüfungsleistung in deinem Studium – und die muss richtig gut werden.
Ich kenne viele Studenten, die bei Ihrer Bachelor- oder Masterarbeit am Ende schluderig sind, nur damit sie noch rechtzeitig fertig werden und in Regelstudienzeit abgeben können. Darunter leidet dann nicht nur die Qualität der Arbeit, sondern vor allem auch die Note.
10. Du lernst, Verantwortung zu übernehmen
Wenn du dich traust, dein Studium individuell zu gestalten und dir Freiheiten zu nehmen, förderst du nicht nur dein Organisationstalent. Du lernst auch, was es heißt Verantwortung für dein Handeln zu übernehmen.
Du wirst schwierige Entscheidungen treffen müssen und vielleicht auch hin und wieder Fehler machen. Aber mit der Zeit wirst du dich daran gewöhnen. Es wird eine Entwicklung bei dir einsetzen, die dich zu einem selbstständigen und selbstbewussten Menschen macht. Und zwar schneller als durch jeden starren Studiengang.
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Fazit
Deine Regelstudienzeit ist nicht so wichtig, wie du vielleicht denkst. Eigentlich ist sie gar nicht wichtig, sondern nichts weiter als ein politisches Instrument, um dich möglichst schnell und effizient durch ein Studium zu jagen.
Was dabei auf der Strecke bleibt: Du. Du und deine individuelle Ausbildung.
Lass dich nicht von der Regelstudienzeit verrückt machen und zu stark unter Druck setzen. Sie ist nur eine kleine Kennzahl und keine Pflicht, die du um jeden Preis erfüllen musst.
Es schadet sicher nicht, wenn du sie einhältst; aber ich bin mir sicher, es schadet dir nachhaltig, wenn du sie zwanghaft erreichen möchtest und deswegen auf einmalige Chancen verzichtest. Ich habe das so gemacht und weiß, wovon ich spreche.
Aber wenn ich dir durch meine Erfahrung helfen oder dich wenigstens kurz zum Nachdenken bringen kann, dann hatten die 10 Semester im Dauersprint doch etwas, auf das ich stolz sein kann.
Vielen Dank für diesen tollen Artikel! Ich selbst habe auch länger gebraucht als andere Kommilitonen. In unserem Studiengang waren 3 Semester im Ausland festgeschrieben und mir ist es immernoch ein Rätsel, wie andere das in dieser kurzen Zeit geschafft haben. Ich habe meinen Bachelor um 2 Semester überzogen. Jetzt bin ich im Master und werde wieder um 2 Semester überziehen, allerdings habe ich in dieser Zeit praktische Erfahrungen in 3 Unternehmen, darunter ein weltweit führendes Konzern. Meine Kommilitonen reagieren immer in der Art „Was wie lange willst du denn noch studieren?“ und das gibt einem natürlich ein mieses Gefühl. Fakt ist ich wurde bisher nie nach meiner Studiendauer gefragt. Ich musste mich nie dafür rechtfertigen, habe im Gegenteil noch Respekt von den Angestellten dafür erhalten. Allerdings ist das unter Studenten wirklich eine Todsünde. Mich wundert es gar nicht, dass so viele depressiv werden, bei dem ganzen Druck. Es gibt überhaupt keinen Freiraum für persönliche Entfaltung innerhalb der Regelstudienzeit. Im
Ausland ist das auch überhaupt kein Thema. Nur hier in Deutschland. Ich finde, dass das ein eindeutiger Fehler im System ist. Mich wundert es überhaupt nicht, dass wir in Sachen Digitalisierung und Technologie am nachzügeln sind. Wenn der Zeitaspekt im Bildungswesen weiterhin von Professoren in Zukunft auch weiterhin als Hauptfaktor für ein qualitativ hochwertiges Studium propagiert wird, entwickelt sich Deutschland wahrscheinlich vom wirtschaftlich und technologischem Weltmarktführer zum Nachzügler. Wenn ich mich umschaue, erlebe ich überall nur Druck – Druck – Druck. Ich hoffe, dass sich da bald mal wieder was ändert, denn meines Erachtens ist das auch einer der Gründe für die politische Situation. Intelligente Menschen können sich ja neben der Werkstudententätigkeit, den Vorlesungen, Hausarbeiten und 7 Prüfungen pro Semester , gar nicht mit der politischen Situation befassen. Sonst wird das nichts mit der Regelstudienzeit, und das wäre ja fatal. Aber keinen fällt auf, dass der deutsche Diplomabschluss, für den Mann länger Zeit hatte, weltweit als Qualitätsstandard galt, während wir heute genaudasselbe machen wie alle anderen, damit es einheitlich ist.
Naja, irrelevant was andere sagen und denken, ich bin dankbar, dass Sie und viele andere ehemalige Absolventen diese Ansichten mit teilen. Das gibt achtsamen Menschen wie mir Mut Selbstbewusst zu sein und den Zeitfaktor, entgegen aller Eintrichterungsversuche, nicht zum Hauptentscheidungskriterium zu machen. Letzten Endes ist es doch egal, ob ich 50 oder 45 Jahre in die Rentenkasse zahle. Ich hab vermutlich trotzdem nicht mehr davon.
Hey,
vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht.
Ich denke, du machst es genau richtig: Lass dich nicht verrückt machenm nimm den Druck von außen nicht an und zieh dein Ding durch. Nur DAS macht dich langfristig erfolgreich und glücklich.
Liebe Grüße
Tim
Hallo,
hier schreiben wohl zukünftige 17 Semester. Ich bin aktuell noch im Lehramtsmaster und werde ihn auch erfolgreich abschließen. An alle die denken: wtf? Lehramt so lange? Was machst du denn?, denen kann ich nur sagen: Ja, so kann es eben auch sein und das ist kein Einzelfall. Angefangen mit der Latinumsprüfung im Bachelor, dann ging der Nebenjob los und ich hatte generell ständig das Gefühl, ich kann die Inhalte nach der Klausur kaum noch. Das fand und finde ich sehr schade. Darüber hinaus beschäftigen wir uns in den Fachwissenschaften mit tollen Themen, die aber eine Mikroperspektive einnehmen, weshalb dies weniger in der Schule gefragt sein wird. Ich wollte nicht mehr ständig das Gefühl haben, dass ich nur für die Prüfung lerne und nicht für den Job. Des Weiteren, jetzt im Master, arbeite ich nebenher an einer tollen Schule und kann endlich Praxiserfahrung sammeln. Durch Corona zieht es sich wohl bei allen wie Kaugummi, weshalb es jetzt noch wichtiger ist, auf sich zu achten.
Das fand ich in diesem Artikel hier toll, fü den ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanken wollte.
Klar, mich reitet auch oft das schlechte Gewissen, da ich mir denke: „Oh Gott, du studierst ja ewig“, aber dann denke ich mir wieder „ja, aber ich will nach der Klausur die Inhalte noch können, ich will Lücken aufarbeiten, die ich mir später nicht erlauben möchte und ich möchte meine Persönlichkeit entwickeln. Das schafft man am Besten, wenn man sich von der vorgegebenen Linie abseilt und seinen eigenen Weg geht. Dieser Aspekt war hier auch gut vertreten 🙂
Also zusammengefasst neben den typischen Studienzeit-Verlängerer wie Auslandssemester oder Praktika:
-Persönlichkeitsentwicklung
-lern- statt leistungsorientiert
-Lücken auffüllen
-Praxiserfahrung
-sein Arbeitspensum kennenlernen
-seine Grenzen kennenlernen, achten und danach handeln
-mutig genug sein, um sich gegen die allgemein geltende Vorstellung zu stellen
-Wissen in Seminaren vertiefen, die man so nie gewählt hätte und sich endlich mehr auf den Inhalts statt auf das Schlagwort ‚klausurrelevant‘ zu fokussieren
Ich denke, dass sind Gründe genug, um seinen eigenen Weg zu finden oder, wie es eine Freundin ausdrückte: „Es bringt dir auch nichts mit einem halben Burnout im Referendariat anzukommen.“ Wo sie Recht hat, hat sie eben Recht.
In diesem Sinne: Danke für den Artikel und für’s Mut machen 🙂
Hey,
vielen Dank für deinen Kommentar und deine Sicht! freut mich sehr, dass du deinen Weg gefunden hast und deine Erfahrungen mit uns teilst. Alles Gute für die Zukunft wünsche ich dir!
Liebe Grüße
Tim