7 Wege, wie du Zeit für ein Auslandssemester finden und trotzdem in Regelstudienzeit studieren kannst

Tim Reichel

Ein Studium mit Auslandssemester in Regelstudienzeit scheint für viele Studenten unmöglich zu sein. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du es schaffst...

Bild: jeshoots.com / unsplash.com

Ein Auslandssemester ist der Traum vieler Studenten.

In Regelstudienzeit studieren allerdings auch.

Und genau an dieser Stelle gibt es ein Problem: Ein Auslandssemester kostet nicht nur Geld, sondern vor allem Zeit. Zeit, die dann im regulären Studium fehlt. Häufig gehen ein oder sogar zwei Semester für den geliebten Auslandsaufenthalt drauf. Ein Studium in Regelstudienzeit wird dadurch fast unmöglich.

Aber nur fast.

Mit der richtigen Strategie und etwas Planungsgeschick kannst du ohne Probleme ein Auslandssemester in dein Studium integrieren UND gleichzeitig in Regelstudienzeit fertig werden. Du hast richtig gelesen: ein Auslandssemester in Regelstudienzeit. Wie das funktioniert, zeige ich dir in diesem Artikel.

 

So absolvierst du ein Auslandssemester in Regelstudienzeit

Durch meine Arbeit als Fachstudienberater habe ich die unterschiedlichsten Ausführungen von Auslandssemestern kennengelernt. Ich würde behaupten: Es gibt keinen Studienverlauf mit Auslandserfahrung, den ich noch nicht gesehen und mitorganisiert habe. Wenn du ebenfalls einen Teil deines Studiums an einer ausländischen Hochschule verbringen und dabei möglich wenig Zeit verlieren möchtest, dann halte dich an die folgenden Tipps:

 

1. Passe deinen Studienverlaufsplan an!

Deine Hochschule hat für deinen Studiengang einen konkreten Verlauf vorgesehen – und dieser ist in einem sogenannten Studienverlaufsplan abgebildet. In diesem Ablaufplan wurde festgelegt, wann du welche Vorlesung besuchen und die entsprechenden Prüfungen absolvieren solltest. Ein Auslandssemester ist in den meisten Studienverlaufsplänen hingegen nicht vorgesehen. Das heißt: Wenn du dir fest vorgenommen hast, für ein oder zwei Semester im Ausland zu studieren, musst du den „Standard-Plan“ anpassen.

Auf diese Weise behältst du innerhalb deines Studiums die Übersicht und kommst nicht mit den inhaltlichen und zeitlichen Abläufen durcheinander. Besorge dir dazu als erstes deinen offiziellen Studienverlaufsplan. Diesen findest du in der Regel in deiner Prüfungsordnung oder auf der Webseite deiner Studiengangbetreuung. Im Zweifel kannst du bei deiner Studienberatung oder deinem Prüfungsausschuss nachfragen. Danach beginnst du mit den Anpassungen. Schiebe deine Vorlesungen Module so zurecht, dass du Platz für deinen Auslandsaufenthalt erhältst. Achte dabei darauf, dass du keine Veranstaltungen und Prüfungsleistungen übersiehst oder dem falschen Turnus (Wintersemester bzw. Sommersemester) zuordnest.

Am Ende liegt ein vollständiger, individueller Studienverlaufsplan vor dir, inklusive Auslandssemester. Falls du dabei Hilfe brauchst: In diesem Artikel zeige ich dir, wie du schnell und einfach einen eigenen Studienverlaufsplan erstellen kannst.

 

2. Beginne früh mit der Planung!

Und zwar sehr früh. Wenn du dich schon ein Bisschen mit der Organisation eines Auslandssemesters beschäftigt hast, weißt du: Die Sache ist komplex und sehr aufwändig. Für ein Studium im Ausland müssen viele Einzelheiten und Formalitäten beachtet werden. Vergisst du ein wichtiges To-do oder versäumst eine kritische Frist, riskierst du damit dein ganzes Vorhaben. Und: Du verlierst Zeit.

Wenn du deinen Auslandsaufenthalt hingegen früh genug planst, vermeidest du Stress und kannst einfacher auf mögliche Probleme reagieren. Außerdem kannst du dich effizient vorbereiten und stellst sicher, dass dein Semester im Ausland genau nach deinen Vorstellungen ablaufen wird, weil du aus Zeitknappheit keine spontanen Kompromisse eingehen musst. Als Daumenregel empfehle ich ca. ein Jahr vor deinem Reiseantritt mit der Planung zu beginnen.

Ja, das ist früh. Und ja, das ist konservativ. Aber es geht schließlich um dein Auslandssemester – und dabei solltest du nichts dem Zufall überlassen. Tipps und Hinweise zur generellen Auslandsplanung bekommst du von mir in diesem Artikel.

 

3. Nutze Kooperationsangebote deiner Hochschule!

Es gibt grundsätzlich zwei Organisationsmöglichkeiten für dein Auslandssemester: Erstens, du versuchst es auf eigene Faust und planst dein Auslandssemester individuell. Zweitens – und das ist die am häufigsten gewählte Alternative –, du studierst mithilfe einer Organisation (wie bspw. ERASMUS+) im Ausland oder nimmst ein Kooperationsangebot deiner Hochschule wahr. Letzteres hat den Vorteil, dass deine heimische Hochschule schon eine Vorauswahl an Partneruniversitäten für dich getroffen hat. Und typischerweise passt das Studienangebot dieser ausländischen Hochschulen gut zu deinem aktuellen Studienverlauf.

Das heißt: In deinem Auslandssemester kannst du mit einer größeren Wahrscheinlichkeit solche Vorlesungen belegen und Prüfungen absolvieren, die zu deinem Studium in Deutschland passen. Das erhöht wiederum die Anerkennungsmöglichkeiten für ausländische Studienleistungen im Sinne des Bologna-Systems (dazu gleich mehr). Informiere dich daher über internationale Kooperationen, Austauschprogramme und Mobilitätsförderungen deiner Hochschule. Damit erleichterst du dir die Organisation und sparst Zeit.

 

4. Lasse Studienleistungen aus dem Ausland anerkennen!

Wie gerade eben erwähnt, besteht für dich die Möglichkeit, Leistungen aus dem Auslandssemester für dein Studium in Deutschland anerkennen zu lassen. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Arten von Anerkennungen. Ich nenne sie im Folgenden: Gleichwertige Anerkennungen und ergänzende Anerkennungen. Bei einer Gleichwertigen Anerkennung ersetzt du ein Modul aus deinem Studium mit einem gleichwertigen Modul aus dem Ausland. Dabei wird geprüft, ob die beiden Leistungen in Bezug auf Inhalt und Umfang äquivalent sind.

Bei ergänzenden Anerkennungen muss keine große Ähnlichkeit der beiden Leistungen vorliegen. Hierbei geht es eher darum einen Wahlbereich innerhalb deines Studiums durch ausländische Prüfungsleistungen zu vervollständigen oder Modulkataloge individuell zu erweitern. Die Anerkennung wird in der Regel über deinen Prüfungsausschuss organisiert und muss von dir in einem schriftlichen Antrag in Auftrag gegeben werden. Manchmal wird die Anerkennung auch über ein sogenanntes Learning Agreement abgewickelt.

Es kann hilfreich sein, wenn du dich im Vorfeld bei deinem Prüfungsausschuss über das genaue Verfahren informierst und zudem deine Fachprofessoren um eine Einschätzung deiner Anerkennungswünsche bittest. Auf diese Weise kannst du früh abschätzen, welche Module aus dem Ausland anerkannt werden können – und welche nicht. Hinweise zur Anerkennung mit Schritt-für-Schritt-Anleitung für einen entsprechenden Antrag habe ich in diesem Artikel für dich aufgeschrieben.

 

5. Ziehe Prüfungen vor!

Selbst dann, wenn du einige Leistungen während deines Auslandssemesters anerkennen lassen kannst, wirst du feststellen: Alle Prüfungen aus deinem „regulären“ Semester wirst du nicht absolvieren können. Dazu unterscheidet sich das Lehrangebot deiner Hochschule in der Regel zu stark von den Studienverlaufsplänen ausländischer Universitäten. Aus diesem Grund ist es so schwierig mit einem Auslandssemester in Regelstudienzeit zu studieren.

Wenn du also im Ausland nicht alle nötigen Prüfungen ablegen kannst, musst du es zu einem anderen Zeitpunkt tun. Meine Empfehlung: Mach es vorher. Ziehe dazu Prüfungen in deinen ersten Semestern vor, damit du später (wenn dein Auslandsaufenthalt ansteht) den Rücken frei hast. Erstens wird dein Auslandssemester dadurch entspannter und zweitens sammelst du keine Hypotheken, die du später abbezahlen musst, damit deine Regelstudienzeit nicht gefährdet ist.

Es geht aber auch anders herum.

 

6. Hole Prüfungen nach!

Natürlich kannst du die Prüfungen, die du während deines Auslandssemesters nicht absolvieren konntest auch in späteren Semestern nachholen. Je nach zeitlicher Abfolge und Konstellation von den entsprechenden Prüfungsterminen kann diese Variante sogar sinnvoller sein als der Vorzug von Prüfungen. Dieses Vorgehen bedarf jedoch einer sorgfältigen Planung. Viele Studenten verspekulieren sich beim Nachholen von Prüfungen. Sie denken sich: „Das wird schon. Zwei, drei Prüfungen zusätzlichen sollten kein Problem sein.“ Doch häufig ist genau das das Problem, was zu einer Verlängerung der Studienzeit und schlechten Noten führt.

Unterschätze auf keinen Fall die Zusatzbelastung die schon eine einzige hinzukommende Prüfung mit sich bringt. Ganze Klausurpläne können durch einen weiteren Termin auf den Kopf gestellt werden. Plane daher für das Nachholen einer Prüfung ausreichend Zeit ein und stelle sicher, dass du mit dem zusätzlichen Lernaufwand umgehen kannst. In Kombination ist das Vorziehen und Nachholen von Prüfungen dein bestes Mittel gegen die terminlichen Unannehmlichkeiten, die durch ein Auslandssemester verursacht werden können.

Dazu musst du deine jedoch deine Klausurplanung anpassen und deine Lernaktivitäten von Anfang planen. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du das hinbekommst und schenke dir die passenden Planungsvorlagen.

 

7. Beantrage ein Urlaubssemester!

Ein Urlaubssemester ist eine kurze Auszeit von deinem Studium, in der du nicht am regulären Prüfungsbetrieb teilnimmst. Das heißt: Du bleibst immatrikuliert, pausierst aber dein Studium für ein Semester, ohne dass du zu Vorlesungen gehen, an Prüfungen teilnehmen oder BAföG erhalten darfst. Mögliche Begründungen für ein Urlaubssemester sind zum Beispiel Praktika, Schwangerschaft, Krankheit – oder ein Auslandssemester.

Der Clou dabei: Viele Hochschulen erlauben es nicht, während eines Urlaubssemesters in Deutschland Prüfungen zu absolvieren – im Ausland aber schon. Je nach Uni darfst du also während eines Urlaubssemesters im Ausland studieren und die dort bestandenen Prüfungen nachträglich für dein heimisches Studium anerkennen lassen. Informiere dich dazu bei deiner Hochschule, welche Regelungen im Falle eines Urlaubssemesters gelten und welche Anträge dazu nötig sind.

Achte auch hierbei auf kritische Fristen und konsultiere im Zweifel deine Studienberatung. Aber Achtung: Einige Förderprogramme und Hochschulangebote (wie die Kooperationsmöglichkeiten von oben) funktionieren nur im regulären Studienbetrieb. Befindest du dich hingegen in einem Urlaubssemester könntest du davon ausgeschlossen sein.

 

Fazit

Ein Auslandssemester in Regelstudienzeit zu absolvieren ist kein Ding der Unmöglichkeit. Obwohl ein Auslandsaufenthalt in vielen Studiengängen nicht direkt vorgesehen ist, besteht für dich trotzdem die Möglichkeit, ohne großen Zeitverlust für ein Semester ins Ausland zu gehen.

Dazu musst du allerdings einige Hindernisse aus dem Weg räumen und eine gute Portion Selbstorganisation aufbringen. Mit der richtigen Strategie und einer weitsichtigen Planung wird dir das jedoch gelingen. Sieben mögliche Wege dazu habe ich dir in diesem Artikel gezeigt.

Planst du auch ein Auslandssemester in deinem Studium oder hast du bereits eines absolviert? Wie waren deine Erfahrungen?

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

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