Wie du einen Lernplan für deine nächste Prüfung erstellst – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine entspannte Prüfungsphase

Tim Reichel

Ein Lernplan ist das Gerüst einer erfolgreichen Prüfungsvorbereitung. Hier findest du Anleitungen, Tipps und kostenlose Vorlagen zum Download für Lernpläne.

Bild: Natalie Fox / unsplash.com

„Einen Lernplan brauche ich nicht!“

Meine Damen und Herren, darf ich vorstellen: ein Dummkopf.

Viele Studenten stürzen sich Semester für Semester ohne Plan und Strategie in ihre Prüfungsvorbereitung. Ein paar Wochen – manchmal auch nur wenige Tage – vor der eigentlichen Prüfung beginnen sie mit dem Lernen. Panisch schnappen sie sich dann alle Unterlagen, die sie finden können, schreiben halbgare Zusammenfassungen und versuchen zu retten, was zu retten ist.

Obwohl sie dabei nur einen winzigen Bruchteil der Inhalte wirklich verstehen und sich fast ausschließlich auf das dürftige Auswendiglernen von oberflächlichen Fakten konzentrieren, wundern sie sich, warum sie bei der Prüfung durchfallen oder mit einer schlechten Note abschließen.

Du kannst dein Studium noch so ernst nehmen – die traurige Wahrheit ist: Ohne Lernplan ist dieser Misserfolg vorprogrammiert. Wenn du kopflos studierst und jede Prüfung ohne Plan auf dich zukommen lässt, wirst du an der Uni niemals das erreichen, was du dir vorgenommen hast und immer unter deinen Möglichkeiten bleiben.

Du wirst niemals ein tiefes Verständnis deiner Studieninhalte erwerben und garantiert keine Bestnoten einfahren. Du wirst stattdessen deine Zeit verschwenden, gestresst von Lernmarathon zu Lernmarathon hetzen und dabei deine Freude am Studieren verlieren.

Willst du das?

Gut, dann zeige ich dir jetzt, wie du einen Lernplan erstellen und damit dein volles Potenzial im Studium abrufen kannst.

 

Vorlagen für deinen Lernplan

Vorlagen für eine individuelle Lernplanung (Dein persönlicher Lernplan)

Erstelle in wenigen Minuten einen individuellen Lernplan, der deinen eigenen Bedürfnissen entspricht. Diese praktischen Vorlagen helfen dir dabei:

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Was ist ein Lernplan?

Ein Lernplan ist das Gerüst deiner Prüfungsvorbereitung und bildet in einer strukturierten und chronologischen Form deine zukünftigen Lerneinheiten ab. Hört sich abstrakt an, ist es aber gar nicht.

Egal, ob du für eine Matheklausur, einen Sprachtest, dein Juraexamen oder eine medizinische Grundlagenprüfung lernen müsst: Mit einem Lernplan legst du den Weg und die einzelnen Schritte deiner Vorbereitung fest. Es spielt keine Rolle, um welche Prüfung es sich dabei handelt, denn ein Lernplan ist ein flexibles Multifunktionswerkzeug, das du ganz nach deinen individuellen Bedürfnissen gestalten und anpassen kannst.

Ein Lernplan ist keine feste Schablone, nach der du dich zu 100 Prozent richten musst; ein Lernplan ist ein Wegweiser. Ein roter Faden, der dir dabei hilft, konzentriert zu bleiben und der verhindert, dass du dich beim Lernen verzettelst und die falschen Schwerpunkte setzt.

Schauen wir uns diese Punkte etwas genauer an.

 

Warum du einen Lernplan brauchst

Lernpläne sind strategische Werkzeuge für dich und kritisch für deinen Erfolg an der Uni. Sie helfen dir nicht nur dabei, deine Studieninhalte schneller zu lernen, sondern verbessern die Qualität deiner Lernergebnisse – und das spürbar.

Wenn du mit genügend zeitlichem Vorlauf festlegst, welche Themen du wann bearbeiten und lernen wirst, hast du dein Arbeitspensum stets im Blick, behältst die Übersicht und gerätst nicht in Zeitnot. Damit vermeidest du Stress und kannst dich entspannt auf deine kommende Prüfung vorbereiten.

Und das alles, ohne eine zusätzliche Minute Zeit zu investieren, denn: Den zeitlichen Aufwand, der für die Erstellung deiner Lernpläne nötig ist, sparst du doppelt und dreifach wieder ein, weil du mit einem Plan zielstrebiger und effizienter lernen kannst.

Immer noch nicht überzeugt? Na gut. Dann schauen wir uns die Vorteile mal genauer an.

 

Vorteile eines Lernplans

Ein Lernplan ändert deine Arbeitsweise von Grund auf – und zwar zum Positiven. Er nimmt den Druck von dir, in kürzester Zeit reagieren zu müssen und erzeugt stattdessen eine langfristige Sichtweise, die sich auf ein optimales Prüfungsergebnis konzentriert.

Das hier sind die zehn wichtigsten Vorteile:

  • Du hast schon früh im Semester deine Prüfungen im Blick.
  • Du behältst die Übersicht über wichtige Themen.
  • Du lernst effizienter und fokussierter.
  • Du hast genug Zeit zum Lernen.
  • Du erkennst Probleme frühzeitig.
  • Du gerätst nicht mehr in Termindruck.
  • Du vermeidest Stress.
  • Du hast nie wieder mit Schlafmangel kurz vor der Prüfung zu tun.
  • Du kannst einfacher für mehrere Prüfungen parallel lernen.
  • Du erzielst deutlich bessere Note

Wenn du genau weißt, was am Ende deines Semesters auf dich zukommt und wie du dieser Herausforderung begegnen kannst, gibt dir das eine gewisse Gelassenheit. Gleichzeitig lernst du entschlossener als zuvor, weil dein Ziel (= die Prüfung) präsent ist und in deinem Fokus steht.

Falls du also nicht wenige Tage vor deiner nächsten Prüfung, wie ein Irrer durch die Gegend laufen und Nächte lang durchlernen möchtest, um eine schlechte 3 zu retten, solltest du dir JETZT einen Lernplan erstellen.

Aber wie sieht so ein Lernplan denn eigentlich aus?

 

Die wichtigsten Elemente eines Lernplans

Keine Sorge: Ein Lernplan ist kein Hexenwerk; das Ganze funktioniert sehr einfach. Du wählst eine Prüfung aus, analysierst alle relevanten Themen, trägst das passende Lernmaterial zusammen und legst fest, wann du welche Inhalte lernen wirst. Dazu planst du Pausen, Wiederholungen und Pufferzeiten ein.

Fertig.

Mehr ist es im Prinzip nicht, doch viele Studenten scheitern an ihrer eigenen Lernplanung, weil sie einfache Grundlagen und wichtige Details falsch verstehen oder gar missachten. Damit dir genau das nicht passiert, musst du die wichtigsten Elemente eines Lernplans kennen. Diese sind:

  • Prüfung
  • Ziel
  • Themenblöcke
  • Lernmaterialien
  • Lernaktivitäten
  • Dauer
  • Meilensteine

Anhand dieser Elemente kannst du deine Lerneinheiten über das ganze Semester definieren und planen. Diese Posten bilden dann, zeitlich sortiert und mit Deadlines versehen, deinen Lernplan.

Und jetzt zeige ich dir, wie du dabei Schritt für Schritt vorgehen und deinen individuellen Lernplan erstellen kannst.

 

Wie du einen Lernplan erstellst

Im Folgenden zeige ich dir eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung, mit deren Hilfe du einen eigenen Lernplan entwickeln kannst. Insgesamt brauchst du nur zehn kleine Etappen abzulaufen – und schon bist du am Ziel.

Das Ganze werde ich an geeigneten Stellen mit Beispielen aus meiner täglichen Arbeit als Fachstudienberater veranschaulichen. Außerdem stelle ich dir am Ende der Anleitung ein paar praktische (kostenlose) Vorlagen zur Verfügung, damit du direkt mit deinem Lernplan beginnen kannst.

Los geht’s:

 

Schritt 1: Prüfung auswählen

Als erstes legst du fest, worauf dein Lernplan abzielen soll bzw. welche Prüfungsvorbereitung du genau planen möchtest. Bestimme daher, ob du einen Lernplan für Klausur A oder mündliche Prüfung B anlegen möchtest. Je nach Modul, Dozent oder Prüfungsform unterscheiden sich die strategische Planung und Ausrichtung erheblich voneinander, sodass an dieser Stelle eine klare Abgrenzung stattfinden muss.

Ich empfehle daher für jede Prüfung einen eigenen Lernplan anzulegen. Dabei können sich Inhalte und Struktur durchaus ähneln oder teilweise identisch sein. Aufbau, Frequenz und Zielsetzung können aber sehr unterschiedlich ausfallen. Dazu später mehr.

 

Schritt 2: Überblick verschaffen

Bevor es nun ans Eingemachte geht, solltest du dir einen groben Überblick über deine Situation und die anstehende Prüfungsvorbereitung verschaffen. Beantworte dazu die folgenden Fragen und schätze damit deine Lage genauer ein:

  • Wann findet die Prüfung statt?
  • Wie viel Zeit bleibt noch?
  • Was wurde bereits erledigt?
  • Was muss noch getan werden?
  • Welche Informationen können über die Prüfungssituation eingeholt werden?
  • Welche zeitlichen Überschneidungen mit anderen Projekten liegen vor?

Versuche, ein Gefühl für deine Situation zu bekommen und sammle dazu alle nötigen Informationen. Sobald du deine Ausgangslage im Blick hast und besser bewerten kannst, gehst du weiter zum nächsten Schritt.

 

Schritt 3: Ziel festlegen

Egal, was du im Leben anpacken möchtest: Du solltest dabei immer ein klares Ziel vor Augen haben! Im Studium – und insbesondere beim Lernen – ist es nicht anders. Daher ist es wichtig, dass du dir zu Beginn deiner Lernperiode klar machst, was du überhaupt erreichen möchtest.

Beantworte dazu die folgenden Fragen:

  • Welchen Zweck soll mein Lernplan erfüllen?
  • Wie möchte ich mich beim Lernen fühlen?
  • Wie möchte ich mich NICHT fühlen?
  • Welche Fehler habe ich in der Vergangenheit gemacht?
  • Wie soll die Zeit während meiner Prüfungsvorbereitung aussehen?
  • Wie soll die spätere Prüfung verlaufen?
  • Welche Note möchte ich in der Prüfung erreichen?
  • Wie viele Punkte möchte ich in der Prüfung sammeln?
  • Was ist mir wichtiger: nachhaltiges Verständnis oder kurzfristige Leistungserbringung?

Nur, wenn du dir Ziele setzt und eine klare Richtung vorgibst, wirst du erfolgreich sein. Wenn du mehr dazu erfahren möchtest, dann lies diese drei Artikel von mir:

 

Schritt 4: Material sammeln, sichten und strukturieren

Sobald deine Ziele klar sind, machst du dich an die Arbeit: Du sammelst alle Unterlagen zusammen, die bisher zu deiner Prüfung aufgetaucht oder angefallen sind. Falls du dich noch früh im Semester befindest, trägst du das zusammen, was du bereits hast und merkst dir die Quellen, die du regelmäßig abrufen musst, damit dein Lernstoff aktuell bleibt.

Ziel dabei ist es, eine genaue Vorstellung der Struktur der prüfungsrelevanten Inhalte zu bekommen, um diese dann aufbereiten und anschließend bedarfsgerecht lernen zu können. Besonders hilfreich dabei sind Inhaltsverzeichnisse, Vorlesungsübersichten, Literaturlisten und Sammlungen alter Prüfungsaufgaben.

Sammle dieses Material und sichte es. Überfliege es und schaffe dir einen soliden Eindruck von dem, was für die spätere Prüfung wichtig sein könnte. Anschließend sortierst du diese Unterlagen und strukturierst die Lerninhalte so, dass sie einem logischen Aufbau folgen.

 

Schritt 5: Themenblöcke bestimmen

Nachdem der komplette Prüfungsstoff (oder zumindest dessen Struktur) vor dir liegt, analysierst du diese Inhalte und definierst Themenblöcke. Dabei kannst du inhaltliche Teile deiner Vorlesung, Kapitel aus Lehrbüchern, Übungsaufgaben oder Seminarunterlagen zu „Themen“ zusammenfassen.

Die Idee dahinter ist folgende: Durch die Bündelung der verschiedenen Lehrinhalte zu Themenblöcken vereinfachst du dir die spätere Lernarbeit. Du bereitest deine zukünftigen Lerneinheiten sozusagen vor, indem du thematisch passende Informationen zusammenfügst und entsprechend ordnest. Praktisch kannst du dazu eine einfache Liste anlegen und dein Original-Lernmaterial markieren.

Das kann zum Beispiel so aussehen:

Themenblock A

  • Vorlesung Nr. 1
  • Vorlesung Nr. 2
  • Vorlesung Nr. 3 (erster Teil)
  • Übungsaufgaben Nr. 1-9
  • Kapitel 1-2 aus dem Lehrbuch
  • Folien Nr. 1-62
  • Alte Prüfungsaufgabe Nr. 1 aus WS 2022/2023
  • usw.

Themenblock B

  • Vorlesung Nr. 3 (zweiter Teil)
  • Vorlesung Nr. 4
  • Übungsaufgaben Nr. 10-14
  • Kapitel 3 aus dem Lehrbuch
  • Folien Nr. 63-97
  • usw.

Die Bestimmung von Themenblöcken ist eine Hilfstechnik, die die Struktur deiner Prüfungsvorbereitung vereinfacht. Das Denken in Blöcken erleichtert dir die Zuordnung der einzelnen Themen und dient als Orientierungshilfe.

Du musst dich dabei nicht auf drei, vier oder fünf Themenblöcke festlegen: Wenn es nötig ist und keine weitere Zusammenfassung möglich ist, kann deine Liste später auch aus 20, 30 oder 100 Blöcken bestehen. Wichtig ist nur, dass du deine Themen kennst, denn diesen werden im nächsten Schritt konkreten Maßnahmen zugeordnet.

 

Schritt 6: Aktivitäten festlegen

Nun kommen wir zum eigentlichen Zentrum deines Lernplans. Im sechsten Schritt legst du alle Lernaktivitäten fest, die du durchführen musst, um die gesammelten Inhalte prüfungssicher in deinem Köpfchen abspeichern zu können. Eine Sache vorab: „Lernen“ ist nicht gleich „Lernen“.

Lernen kann eine ganze Menge bedeuten, wie zum Beispiel:

  • Lesen
  • Zusammenfassen
  • Bearbeiten
  • Wiederholen
  • Auswendig lernen
  • Auf Verständnis lernen
  • Recherchieren
  • Analysieren
  • Fehler suchen
  • usw.

All diese Aktivitäten werden häufig unter dem Begriff „lernen“ zusammengefasst. Doch mit dieser Ungenauigkeit kommst du bei deiner Lernplanung nicht weiter. Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen „Kapitel 2 lesen“, „Kapitel 2 zusammenfassen“ und „Kapitel 2 auswendig lernen“.

Und diesen Unterschied musst du dir bei der Festlegung deiner Lernaktivitäten jederzeit bewusst machen. Ansonsten schätzt du den zeitlichen Aufwand deiner Lerneinheiten völlig falsch ein, vergisst wichtige Zwischenschritte und zerstörst alle bisherigen Bemühungen.

Bestimme daher zunächst alle Lernaktivitäten, die für dich und deine aktuelle Prüfung in Frage kommen. Dazu kannst du dich an der Liste von oben orientieren und diese für deine Zwecke anpassen. Danach weist du jedem Posten deiner Themenblöcke alle relevanten Aktivitäten zu. Als Ergebnis erhältst du eine detaillierte To-do-Liste, die einem fertigen Lernplan schon sehr nahe kommt.

Für Themenblock A aus dem obigen Beispiel könnte das zum Beispiel so aussehen:

Vorlesung Nr. 1

  • Mitschrift lesen
  • Mitschrift zusammenfassen
  • Mitschrift mit Zusammenfassung abgleichen
  • Mitschrift lernen

Vorlesung Nr. 2

  • Mitschrift lesen
  • Mitschrift zusammenfassen
  • Mitschrift mit Zusammenfassung abgleichen
  • Mitschrift lernen

Vorlesung Nr.  3 (erster Teil)

  • Mitschrift lesen
  • Mitschrift zusammenfassen
  • Mitschrift mit Zusammenfassung abgleichen
  • Mitschrift lernen

Übungsaufgaben Nr. 1-9

  • Übungsaufgabe Nr. 1 bearbeiten
  • Übungsaufgabe Nr. 1 mit Mitschrift oder Lerngruppe vergleichen
  • Übungsaufgabe Nr. 2 bearbeiten
  • Übungsaufgabe Nr. 2 mit Mitschrift oder Lerngruppe vergleichen
  • usw.

Kapitel 1 aus dem Lehrbuch

  • Kapitel 1 lesen
  • Kapitel 1 zusammenfassen
  • Kapitel 1 lernen

Kapitel 2 aus dem Lehrbuch

  • Kapitel 2 lesen
  • Kapitel 2 zusammenfassen
  • Kapitel 2 lernen

Folien Nr. 1-62

  • Folien lesen
  • Folien markieren
  • Folien zusammenfassen
  • Folien mit Zusammenfassung abgleichen
  • Folien lernen

Alte Prüfungsaufgabe Nr. 1 aus WS 2022/2023

  • Aufgabe bearbeiten
  • Ergebnis mit Kommilitonen diskutieren und vergleichen
  • Ergebnis mit Musterlösung abgleichen
  • Dozent um Hilfe bitten

Überprüfe genau, ob du wirklich an alle Lernaktivitäten gedacht und keine Schritte vergessen hast. Sei an dieser Stelle lieber zu gründlich als zu sparsam und nimm jede noch so kleine Aktivität in deine Übersichtsliste auf. Das Beispiel von oben ist im Vergleich eher grob gehalten.

 

Schritt 7: Zeitlichen Aufwand abschätzen

Wenn alle Themenblöcke feststehen und jede relevante Aktivität zugeordnet wurde, wechselst du in die zeitliche Planungsebene. Schätze dazu für jede deiner Lernaktivitäten den ungefähren zeitlichen Aufwand ein und bestimme im besten Fall eine Deadline.

Für viele Aktivitäten lässt sich die Dauer nur grob raten; bei anderen wirst du aus eigenen Erfahrungen schöpfen können. Manchmal kann es deswegen hilfreich sein, Mitstudenten oder ältere Kommilitonen um eine Einschätzung zu bitten. Dozenten über- oder untertreiben hingegen sehr häufig, wenn sich Studenten in dieser Hinsicht einen „Geheimtipp“ abholen möchten.

Meine Empfehlung: Schätze den zeitlichen Aufwand eher konservativ und plane im Zweifel lieber zu viel Zeit ein. Achte darauf, dass deine Angaben realistisch sind. Niemand kann ein 300-Seiten-Lehrbuch an einem Tag zusammenfassen – zumindest nicht in guter Qualität. Für unser Beispiel könnte eine zeitliche Abschätzung so aussehen:

Vorlesung Nr. 1

  • Mitschrift lesen (10 Minuten)
  • Mitschrift zusammenfassen (20 Minuten)
  • Mitschrift mit Zusammenfassung abgleichen (10 Minuten)
  • Mitschrift lernen (60 Minuten)

Vorlesung Nr. 2

  • Mitschrift lesen (10 Minuten)
  • Mitschrift zusammenfassen (20 Minuten)
  • Mitschrift mit Zusammenfassung abgleichen (10 Minuten)
  • Mitschrift lernen (60 Minuten)

Vorlesung Nr. 3 (erster Teil)

  • Mitschrift lesen (10 Minuten)
  • Mitschrift zusammenfassen (20 Minuten)
  • Mitschrift mit Zusammenfassung abgleichen (10 Minuten)
  • Mitschrift lernen (60 Minuten)

Übungsaufgaben Nr. 1-9

  • Übungsaufgabe Nr. 1 bearbeiten (30 Minuten)
  • Übungsaufgabe Nr. 1 mit Mitschrift oder Lerngruppe vergleichen (15 Minuten)
  • Übungsaufgabe Nr. 2 bearbeiten (30 Minuten)
  • Übungsaufgabe Nr. 2 mit Mitschrift oder Lerngruppe vergleichen (15 Minuten)
  • usw.

Kapitel 1 aus dem Lehrbuch

  • Kapitel 1 lesen (30 Minuten)
  • Kapitel 1 zusammenfassen (60 Minuten)
  • Kapitel 1 lernen (180 Minuten)

Kapitel 2 aus dem Lehrbuch

  • Kapitel 2 lesen (30 Minuten)
  • Kapitel 2 zusammenfassen (60 Minuten)
  • Kapitel 2 lernen (180 Minuten)

Folien Nr. 1-62

  • Folien lesen (60 Minuten)
  • Folien markieren (0 Minuten, zusammen mit lesen)
  • Folien zusammenfassen (90 Minuten)
  • Folien mit Zusammenfassung abgleichen (10 Minuten)
  • Folien lernen (120 Minuten)

Alte Prüfungsaufgabe Nr. 1 aus WS 2022/2023

  • Aufgabe bearbeiten (30 Minuten)
  • Ergebnis mit Kommilitonen diskutieren und vergleichen (30 Minuten)
  • Ergebnis mit Musterlösung abgleichen (10 Minuten)
  • Dozent um Hilfe bitten (5 Minuten)

Sobald du die Dauer der einzelnen Lernintervalle bestimmt hast, wirst du feststellen: Der zeitliche Gesamtaufwand wird ganz schön groß. Richtig groß sogar. Doch davon darfst du dich nicht abschrecken lassen. Wichtig ist nur, dass du ein Gefühl dafür bekommst, wie aufwändig deine Lernsessions sein können und in welchem Verhältnis die Schritte zueinander stehen.

 

Schritt 8: Meilensteine bestimmen

Damit dein Lernplan verbindlich wird und seine volle Motivationswirkung entfacht, definierst du im nächsten Schritt Zwischenziele – sogenannte Meilensteine. Lege dazu Ziele für geeignete Aktivitäten fest, damit du während deiner Prüfungsvorbereitung deinen Lernfortschritt kontrollieren kannst.

Meilensteine eigenen sich nicht für jede Aktivität und sollten daher sparsam eingesetzt werden. Sinnvolle Meilensteine wären zum Beispiel:

  • Zusammenfassung fertig
  • Themenblock A fertig
  • Alle Vorlesungsfolien gelesen
  • Lehrbuch gelesen
  • Alte Prüfungsaufgaben wiederholt
  • usw.

Meilensteine geben dir Feedback; sie sind sozusagen ein Frühwarnsystem. Daher sollten sie in direktem Bezug zu deinen Lernbemühungen stehen und relevant für deinen späteren Prüfungserfolg sein. Im Optimalfall ordnest du jedem Meilenstein noch eine verbindliche Deadline zu, damit du deinen zeitlichen Lernverlauf im Auge behältst.

Wie das aussehen kann, zeige ich dir jetzt.

 

Schritt 9: Ablaufplan erstellen

Themenblöcke, Aktivitäten, Dauer und Meilensteine: Die wichtigsten Einzelelemente deines Lernplans sind fertig. Die Struktur steht. Nun vereinen wir deine Listen und Aufzählungen in einer zusammenfassenden Darstellung und schaffen damit einen übersichtlichen und chronologischen Lernplan.

Als Grundlage empfehle ich dazu die Verwendung eines Gantt-Charts. Dieses Instrument wird häufig im Projektmanagement eingesetzt und liefert die besten Ergebnisse für eine flexible und zielgerichtete Lernplanung. Dabei handelt es sich um ein zweidimensionales Balkendiagramm, das die zeitliche Abfolge von Aktivitäten grafisch in Form von Balken auf einer Zeitachse darstellt.

So könnte ein Gantt-Chart für das Beispiel von oben aussehen:

Lernplan Gantt-Chart 1

Wenn du die Grafik anklickst, kannst du sie als Bild anzeigen lassen, vergrößern oder abspeichern.

In dem Gantt-Chart werden die Themenblöcke, Lernaktivitäten und Meilensteine in die erste Spalte einer Tabelle eingetragen. Es kommt dabei auf den gewünschten Detaillierungsgrad an, ob lediglich Oberthemen aufgenommen werden oder jede Einzelaktivität Erwähnung findet.

In der ersten Zeile der Tabelle wird die Zeitachse dargestellt. Typische Einheiten für die zeitliche Erfassung sind beispielsweise ein Tag, eine Woche oder ein Monat. Jedem Thema bzw. jeder einzelnen Aktivität wird dann ein waagerechter Balken zugewiesen, dessen Länge, die zeitliche Dauer visualisiert. Meilensteine werden besonders gekennzeichnet und einem verbindlichen Stichtag zugewiesen.

In unserem Beispiel sind insgesamt fünf Themenblöcke (Thema A bis E) eingetragen. Zusätzlich wurde anfangs eine Vorbereitungszeit („Material sammeln und sortieren“ und „Themenblöcke bestimmen“) von zwei Tagen mit einbezogen und sowie eine gesamte Wiederholung zum Schluss berücksichtigt. Insgesamt wurden sieben Meilensteine definiert und eine kumulierte Lerndauer von 28 Tagen (vier Wochen) bestimmt.

Doch bevor du anfängst zu basteln: Ich habe einige praktische Excel-Vorlagen für dich erstellt, die du dir hier kostenlos herunterladen kannst:

 

Vorlagen für deinen Lernplan

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Drei Dinge noch. Erstens: Wenn du mit der chronologischen Anordnung beginnst, kannst du entweder vom aktuellen Zeitpunkt aus vorwärts planen oder rückwärts betrachtet vom Prüfungstermin ausgehen. Beide Wege sind in Ordnung und liefern zuverlässige Ergebnisse.

Zweitens: In dem Beispiel habe ich die Dauer für alle Aktivitäten innerhalb eines Themenblocks auf Tagesbasis geschätzt. Das mag auf den ersten Blick großzügig erscheinen – realistisch gesehen, wirst du allerdings häufig noch andere Dinge zu tun haben und dich nicht ausschließlich aufs Lernen für eine einzige Prüfung konzentrieren können.

Drittens: In dem Beispiel habe ich jeden Tag der vier Wochen in die Planung mit einbezogen. Es steht dir natürlich frei, gewisse Tage nicht zu berücksichtigen (Wochenende oder Tage, an denen du schon beschäftigt bist). Wichtig ist nur, dass du diese Tage sichtbar blockierst, damit du nicht fälschlicherweise davon ausgehst, zusätzliche Zeit zum Lernen zu haben.

Damit steht die erste Version deines Lernplans. Jetzt kümmern wir uns noch um Details.

 

Schritt 10: Feintuning

Sobald du alle Themenblöcke inklusive aller Einzelaktivitäten geplant hast, prüfst du jeden Posten deines Gantt-Charts: Sind wirklich alle Themen abgebildet? Sind die Zeiten realistisch geschätzt? Passt der Aufbau zu deinen Erwartungen? Nach dieser Vollständigkeitskontrolle steht der Feinschliff deiner Lernplanung an.

Dazu definierst du als erstes Pufferzeiten. Pufferzeiten sind zusätzliche Zeitfenster, die du einzelnen Themen bzw. Aktivitäten zuordnest, um unerwarteten Mehraufwand ausgleichen zu können. Pufferzeiten sorgen dafür, dass dein Lernplan widerstandsfähig bleibt – auch wenn es mal nicht nach Plan laufen sollte. Schreibe den festgelegten Zeitpuffer in Klammern neben die geschätzte Dauer und passe die Länge der Balken entsprechend an.

Danach nimmst du eine ganz besondere Abschlussaktivität in denen Lernplan auf: den Härtetest. Unterziehe dich, nach Durchführung aller Lerneinheiten, einer Generalprobe für deine anstehende Prüfung. Teste dein Wissen unter simulierten Prüfungsbedingungen und beantworte anspruchsvolle Fragen auf Zeit, ohne Hilfsmittel – und unter Druck.

Greife dabei – wenn du die Möglichkeit hast – auf alte, bisher unbekannte Prüfungsaufgaben zurück. Besser kannst du dich nicht auf deine Abschlussprüfung vorbereiten. Plane mindestens einen Härtetest ein, schätze auch hierfür die entsprechende Dauer und definiere wieder eine Pufferzeit.

Ein angepasster Lernplan – aufbauend auf dem Beispiel von oben – könnte dann so aussehen:

Lernplan Gantt-Chart 2

In unserem Gantt-Chart wurde für jeden Themenblock eine Pufferzeit von einem Tag festgelegt. Zudem wurde jedem Thema eine Wiederholungeinheit mit der Dauer von zwei Tagen (zuzüglich einem Tag Puffer) zugeordnet. Insgesamt sind drei Härtetests vorgesehen (1 bis 3). Für jede Wiederholungseinheit sowie für jeden Härtetest wurde ein Meilenstein zur Erfolgskontrolle festgelegt (M1 – M7).

Als Ergänzung zu diesen Elementen habe ich eine Extrapufferzeit von drei Tagen am Ende des Plans berücksichtigt, um mögliche Abweichungen auffangen zu können. Je nach Sicherheitsbedürfnis kann diese Pufferzone auch größer ausgelegt oder entsprechend reduziert werden.

Der angepasste Lernplan ist mit 44 Tagen deutlich umfangreicher als die erste Version (28 Tage), beinhaltet dafür aber zusätzliche Sicherheits- und Kontrollmechanismen, die sich positiv auf deinen Lernfortschritt und das spätere Prüfungsergebnis auswirken können.

Abschließend sehen wir uns jetzt noch an, wie du von dieser langfristigen Planung zurück in deine tägliche Lernarbeit kommst –  ohne dabei den Überblick zu verlieren.

 

Lange Pläne, kurze Pläne

Mithilfe der vorgestellten 10-Schritte-Anleitung kannst du schnell und einfach einzelne Übersichtspläne für deine Prüfungsvorbereitung erstellen. Damit du jedoch den gesamten Überblick behältst und mögliche Überschneidung frühzeitig erkennst, solltest du zusätzlich einen globalen Semesterplan anfertigen.

Dazu kannst du die gleichen Prinzipien nutzen und die Vorlage von oben verwenden. Praktisch bedeutet das: Trage alle Prüfungen und deren Vorbereitung aus deinem Semester in einen einzigen Gantt-Chart ein! Sei dabei nicht zu detailliert, sondern beschränke dich auf Oberthemen und die zeitliche Dimension.

Ebenso solltest du in die andere Richtung planen und deine Übersichtspläne auf Wochen- und Tagesebene aufschlüsseln. Auf diese Weise werden aus deinen abstrakten Balkendiagrammen konkrete Aktionspläne, mit denen du deinen Tagesablauf festlegen und die einzelnen Lernaktivitäten (siehe oben) berücksichtigen kannst.

Dein Wochenplan könnte zum Beispiel so aussehen:

Lernplan Wochenplan

In dieser Wochenübersicht wurden insgesamt 40 Lernaktivitäten eingeplant. Das Planungsraster habe ich auf Stundenbasis angelegt. Zudem wurden regelmäßige Pausen, variable Anfangs- und Endzeiten sowie freie bzw. reduzierte Tage am Wochenende berücksichtigt.

Auch hierzu habe ich eine Vorlage für dich in verschiedenen Ausführungen erstellt. Hier kannst du sie zusammen mit den Gantt-Chart-Vorlagen kostenlos herunterladen:

 

Vorlagen für deinen Lernplan

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Fazit

Ein Lernplan ist wichtig für deinen Erfolg im Studium und ein Garant für gute Noten. Lernpläne sind deine Versicherung gegen Stress, Zeitnot und Überforderung – sie helfen dir dabei, dein Semester strategisch anzugehen und sorgen dafür, dass du während deiner Prüfungsvorbereitung den Überblick behältst.

In diesem Artikel hast du die Vorzüge eines Lernplans kennen gelernt und weißt jetzt außerdem, wie du dir einen eigenen Lernplan erstellen kannst. Dazu brauchst du dich nur an zehn einfache Schritte zu halten, die du im Handumdrehen umsetzen kannst.

Für die praktische Umsetzung habe ich dir kostenlose Vorlagen und Beispiele zur Verfügung gestellt, die du ohne großen Aufwand an deine individuellen Bedürfnisse anpassen kannst.

Hör auf damit, ohne Plan und Strategie zu studieren – damit schadest du dir nur selbst. Warte keinen Tag länger und erstelle dir noch heute einen Lernplan. Du hast alles, was du dafür brauchst.

Dein Studium und dein persönliches Glück werden es dir danken.

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

  • Toller Artikel! Hat mich motiviert es nächstes mal gleich am Anfang zu machen. Mein Problem ist nur, dass in meinem Studium die Klasurthemen nicht wirklich definiert sind und es schwer ist sich einen Überblick zu verschaffen. Es gibt viel zu lernen und es heißt alles kommt dran. Bloß die ganze Masse vor sich zu haben ohne Strukturierung ist sehr überwältigend und demotivierend.

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