Warum deine Lerneinheiten nichts bringen – und was du dagegen tun kannst

Tim Reichel

Bei vielen Studenten verpufft der Nutzen ihrer Lerneinheiten. Warum? Weil sie falsch lernen. Diese fünf Gründe sind hauptsächlich dafür verantwortlich...

Bild: Marcus Cramer / unsplash.com

Wir schreiben das Jahr 1.400 v. Chr. Der griechische König und Vorzeigefrechdachs Sisyphos verscherzt es sich mit den Göttern und bekommt Ärger. Weil er trotz mehrfacher Sanktionen immer noch nicht hören will, bekommt er am Ende eine harte, zermürbende Strafe aufgebrummt: Er muss einen schweren Felsbrocken einen steilen Hang hinaufrollen.

Der riesige Stein ist so schwer, dass Sisyphos ihn nur unter allergrößten Anstrengungen den Berg hinaufbewegen konnte. Doch jedes Mal, wenn er fast den Gipfel erreicht hatte, entglitt ihm der Stein und rollte wieder ins Tal hinab, wo der Spaß von vorne losging.

Bereits seit der Antike ist mit dieser Sage auch der Begriff der „Sisyphusarbeit“, bzw. der „Sisyphusaufgabe“ verbunden. Damit sind Aufgaben gemeint, die sich trotz größter Mühen niemals bewältigen lassen. Egal, wie kleinschrittig die Vorgehensweise ist; egal, wie viel Energie und Zeit eingesetzt werden – am Ende schafft man es nicht.

Was für Sisyphos damals der Felsbrocken war, ist für viele Studenten heute der Lernstoff: Egal, wie sehr sie sich auch anstrengen – die Inhalte bleiben nicht in ihrem Gedächtnis. Sie können sich den Stoff nicht merken, Transferwissen wird nicht aufgebaut und sobald die jeweilige Lerneinheit zu Ende ist, rollt der Verstand zurück in den Anfangszustand.

Danke für nichts, Gehirn. Danke für gar nichts.

Doch im Gegensatz zu Sisyphos bist du dieser Situation nicht hilflos ausgeliefert. Du kannst etwas gegen deine erfolglosen Lerneinheiten tun. Und ich zeige dir, wie das geht.

 

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5 Gründe, warum deine Lerneinheiten nichts bringen

In diesem Artikel gehen wir den Ursachen für deine erfolglosen Lernsessions auf den Grund und sehen uns mögliche Auswege aus deinem Schlamassel an. Diese fünf Gründe sind hauptsächlich dafür verantwortlich, warum deine Lerneinheiten nichts bringen:

 

1. Du weißt nicht, was du willst

Viele Studenten setzen sich an den Schreibtisch, schlagen ihren College-Block auf und legen los. Sie lesen, schreiben Zusammenfassungen und lösen Übungsaufgaben. Sie handeln zwar, doch am Ende schaffen sie nichts. Warum? Weil sie planlos agieren. Sie sind beschäftigt, aber nicht produktiv. Ihnen fehlt etwas: ein konkretes Ziel.

Ohne ein festes Ziel verläuft deine Lernsession wie ein Spaziergang in einer dir unbekannten Stadt: Du bewegst dich zwar und siehst viele Neuheiten – doch ohne Plan verläufst du dich. Am Ende weißt du vor lauter Orientierungslosigkeit nicht mehr, wo du dich befindest, geschweige denn, was du auf deinem Weg gesehen hast.

Deshalb ist es zwingend erforderlich, dass du dir vor jeder Lerneinheit klar machst, was du in den kommenden Minuten oder Stunden erreichen möchtest. Wenn du ohne Ziel drauf los lernst, wird ein Großteil deiner Energie verpuffen und du verschwendest deine Zeit.

So löst du das Problem: Lege vor jeder Lerneinheit ein konkretes Ziel fest! Definiere genau das, was du lernen möchtest und notiere ebenfalls den gewünschten Lernfortschritt!

 

2. Du bist matschig im Kopf

Wann hast du dich das letzte Mal im Vollbesitz deiner geistigen Fähigkeiten mit deinen Lernunterlagen beschäftigt? Oder anders gefragt: Welche Prioritäten haben deine Lerneinheiten in deinem Leben? Schiebst du sie nur dann ein, wenn es etwas Zeit zu überbrücken gibt und wenn du nach einem langen Unitag noch etwas für dein Gewissen tun möchtest? Oder lernst du zu den Zeiten, in denen du produktiv und motiviert bist?

Falls die erste Alternative deine Lerngewohnheiten beschreibt, solltest du über deine Verhaltensmuster nachdenken, denn: Wenn du müde lernst und nicht konzentriert bei der Sache bist, werden die Effekte deiner Lerneinheiten niemals deinen Wünschen entsprechen. Wenn du das Lernen als etwas Nebensächliches betrachtest und ständig andere Dinge vorziehst, kannst du nicht erwarten, dass dich die Effekte deiner Anstrengungen vom Hocker reißen.

Gewöhne dir daher an, nur in einem geistig frischen Zustand zu lernen. Lerne morgens früh als erstes, bevor du etwas anderes machst oder zur Vorlesung gehst. Oder: Schaffe dir am Abend produktive Rahmenbedingungen, in denen du dein volles Potenzial abrufen und deine Lerneinheiten damit optimal nutzen kannst. Arbeite in kleinen Etappen und lege regelmäßige Pausen ein, damit du fokussiert bleibst und länger durchhältst.

So löst du das Problem: Priorisiere deine Lerneinheiten und führe sie bewusst zu deinen produktiven Zeiten durch! Passe dazu deine Tagesplanung an und reserviere dir jeden Tag feste Lernzeiten!

 

3. Du lernst mit Scheuklappen

Lernen bedeutet nicht, Dinge aufzuschreiben und diese dann 42 Mal stumpfsinnig zu wiederholen. Das ist plumpes Einprügeln von Informationen. Lernen bedeutet etwas anderes, nämlich: verstehen. Nachhaltiges Lernen bedeutet, Zusammenhänge herauszuarbeiten und diese auf verschiedene Anwendungsbereiche übertragen zu können.

Erst dann vernetzen sich die neugewonnenen Informationen langfristig in deinem Gehirn und bleiben in deinem Gedächtnis. Nur wenn du mit Verstand lernst, wächst dein Verständnis. Leider halten sich viele Studenten nicht an diese natürliche Systematik und versuchen ihr Glück weiterhin mit dem purem Auswendiglernen von isolierten Fakten.

Diese Strategie hat zwei entscheidende Nachteile: Erstens dauert es insgesamt länger bis die zu lernenden Inhalte fehlerfrei in deinem Kopf sind; zweitens bleiben sie dort nicht allzu lange haften, weil kein inhaltlicher Kontext vorhanden ist, an dem sie sich festklammern könnten. Die Folge von diesem Lernen mit Scheuklappen ist, dass du länger brauchst, um dir den Stoff zu merken und diesen dann schon nach kurzer Zeit wieder vergisst. Kein guter Deal.

So löst du das Problem: Nimm deine Scheuklappen ab und ordne deinen Lernstoff jedes Mal in einen übergeordneten Zusammenhang ein! Ziehe Verbindungen zu anderen Themen und betrachte Informationen niemals isoliert!

 

4. Du langweilst dein Gehirn

Dein Gehirn ist eine kleine Diva. Die feine Dame ist anspruchsvoll und langweilt sich schnell. Jahreszahlen, Definitionen und Formeln interessieren sie nicht. Auf bunte Bilder, Musik und Katzenvideos fährt sie hingegen so sehr ab, dass sie alles andere stehen und liegen lässt.

Spaß beiseite: Wenn du deine Lerneinheiten optimal nutzen möchtest, reicht es nicht aus, deinem Gehirn eine Liste oder eine spröde Zusammenfassung vorzulegen. Solche Informationen sind langweilig. Deshalb musst du für eine produktive Runde am Schreibtisch verschiedene Sinne ansprechen und den Stoff so aufbereiten, dass dieser merkwürdig wird.

Nutze dazu verschiedene Lerntechniken und variiere deine Methoden. Setze Bilder ein, zeichne Skizzen, nutze Farben oder sieh dir Erklärvideos zu deinen studienrelevanten Themen an. Sprich dir die Inhalte laut vor, erschaffe neue Eselsbrücken oder lerne zusammen mit Kommilitonen – kurz: Tue alles dafür, dass deine Lerneinheiten nicht langweilig werden.

So löst du das Problem: Bereite deine Lernunterlagen auf und mache sie interessant! Jede Maßnahme, die dazu beiträgt, dass du dir den Stoff besser merken kannst, ist erlaubt!

 

5. Du arbeitest mit einer stumpfen Axt

Ein Spaziergänger geht durch den Wald und sieht einen Holzfäller, der einen riesigen Haufen Holz hackt. Doch der Holzfäller kommt nur sehr schleppend voran. Er müht sich ab, weil seine Axt stumpf ist und braucht wahnsinnig lange für jedes Holzstück. Der Spaziergänger fragt den Mann, warum er denn nicht zuerst die Axt schärfe. Der Holzfäller deutet auf den Stapel, der noch vor ihm liegt und antwortet: „Dafür habe ich keine Zeit – es ist zu viel zu tun.“

Diese bekannte Metapher macht deutlich: Wenn du mit einer knappen Ressource umgehen musst, lohnt es sich, deren Gebrauch zu optimieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Zeit, Geld oder wertvolle Gewohnheiten handelt. Wenn du im Studium (und im Leben) weiterkommen willst, musst du in dich selbst investieren und deine Fähigkeiten verbessern. Wenn du nicht dazu bereit bist, kommst du nicht vom Fleck und wirst niemals dein Potenzial ausschöpfen.

Was macht also ein guter Holzfäller, wenn er zehn Stunden Zeit zum Holzhacken hat? Er schärft neun Stunden lang seine Axt. Und im übertragenen Sinn: Wenn du produktiv lernen möchtest, solltest du an deiner Technik arbeiten. Wenn du bessere Noten haben möchtest, solltest du zuerst an deinen Lernmethoden feilen, bevor du dich in die Bibliothek setzt. Wenn du zu wenig Zeit hast und dich gestresst fühlst, solltest du einen Teil deiner Zeit dazu einsetzen, effizienter mit selbiger umzugehen.

So löst du das Problem: Verbessere deine Lerntechnik und denke darüber nach, WIE du lernst! Beschäftige dich nicht nur mit den Inhalten, sondern optimiere die Methoden, die du einsetzt, um deinen Lernfortschritt zu erzielen!

 

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Fazit

Wenn du das Gefühl hast, dass deine Lerneinheiten unproduktiv ablaufen oder zu wenig Ergebnisse liefern, liegt es an dir diesen Zustand zu ändern. Du hast die Wahl: Willst du dich jedes Mal wie der unglückliche Steineschlepper Sisyphos abmühen und am Ende wieder von vorne anfangen – oder bist du dazu bereit, an deiner Strategie zu arbeiten und deine Lerneinheiten zu verbessern?

Es liegt an dir. Du entscheidest, ob du jedes Mal den gleichen, umständlichen Weg einschlägst, oder ob du endlich an deiner Lernstrategie feilst, um damit dein volles Potenzial freizusetzen.

Produktive Lerngewohnheiten sind großartig – doch es gibt sie nicht zum Nulltarif. Du musst dir diese Verhaltensmuster mühsam erarbeiten und jedes Mal aufs Neue kontrollieren. Der Aufwand wird sich allerdings lohnen. Denn nichts ist zufriedenstellender und beruhigender als das Gefühl, dass die eigene Arbeit nicht umsonst war.

Wenn es dir gelingt, Lerneinheiten zu absolvieren, die dir einen nachhaltigen Nutzen bringen, hast du den Kern des Studierens verstanden. Und dann kann dich nichts mehr aufhalten. Dein Fels wird dann nie wieder bis ins Tal hinunterrollen – und es ist nur noch eine Frage der Zeit bis du den Gipfel erreichst.

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

  • Im Rahmen eines Masterkurses/Weiterbildung bin ich mit der gleichen Problematik beschäftigt-
    wie knann das Vorgehen beim Lernen nicht Frust bedeuten sondern Spass?
    spielerisches Lernen durch Kreuzworträtsel-aufwärmen, durch Quartett die Abfolge eines Prozesses verdeutlichen, durch ein Memo auf Teile deutlicher hinweisen: erzählst Du wa, vergisst man es schnell, zeigst Du etwas durch Bilder erinnerst Du Dich darn und durch Spielen mit der Hnd begreifst Du etwas!!!
    Das mit der Hand möchte ich weiterführen, indem ich ein Projektmanagement durch ein Fablab im Masterkurs ergänze.
    Das Ganze bezieht sich auf einen technischen Lehrplan-Leichte Flächentragwerke oder Zelte.
    Gruss Horst

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