Warum dich eine Deadline erst produktiv macht und wie du sie beim Studieren richtig einsetzt

Warum dich eine Deadline erst produktiv macht und wie du sie beim Studieren richtig einsetzt

von Tim Reichel

von Tim Reichel

Im Studium läufst du ihnen an jeder Ecke über den Weg: Deadlines. Jeder kennt sie - und fast jeder findet sie nervig. Doch viele setzen Fristen falsch ein und werden deswegen gar nicht erst produktiv...

Bild: Ryan McGuire / gratisography.com

Im Stu­di­um läufst du ihnen an jeder Ecke über den Weg: Dead­lines. Klau­sur­ter­mi­ne, Abga­be­fris­ten für die Stu­di­en­ar­beit oder Tage, an denen Pro­jekt­be­rich­te fäl­lig wer­den. Dead­lines kennt jeder — und fast jeder fin­det sie ner­vig.

Dabei ist eine Dead­line an sich etwas Gutes und kann dir dabei hel­fen, fokus­siert und pro­duk­tiv zu stu­die­ren. Du musst sie nur rich­tig ein­set­zen.

Aber genau dar­in liegt das Pro­blem: Wie sollst du mit vor­ge­ge­be­nen Dead­lines am bes­ten umge­hen? Wie kannst du sinn­voll eige­ne Dead­lines in dein Leben ein­bau­en? Und wann machen dich die­se Fris­ten pro­duk­tiv, ohne unnö­ti­gen Druck zu erzeu­gen?

Dar­über habe ich mir Gedan­ken gemacht und in die­sem Arti­kel eini­ge Pra­xis­tipps für dich und dein Stu­di­um zusam­men­ge­stellt.

Aber zuerst sehen wir uns das Phä­no­men Dead­line etwas genau­er an.

 

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Die Nacht vor der Prüfung

Vie­le Stu­den­ten gehen sehr ver­schwen­de­risch mit ihrer Zeit um und erle­ben Dead­lines des­we­gen sehr inten­siv. Bei mir war es so – und bei dir viel­leicht auch.

Denk ein­fach mal an dei­ne letz­te Prü­fung zurück: Wann hast du mit der Vor­be­rei­tung ange­fan­gen? Direkt nach der ers­ten Vor­le­sung? Irgend­wann am Anfang oder in der Mit­te des Semes­ters? Oder ein paar Tage vor dem Prü­fungs­ter­min?

Beim über­wie­gen­den Teil dei­ner Prü­fun­gen schiebst du das Ler­nen auf und gibst erst in letz­ter Minu­te rich­tig Gas. Vor­her goo­gelst du viel­leicht ein Biss­chen zum The­ma, machst dir ein paar Noti­zen oder mogelst dir zwei bis drei Kar­tei­kar­ten zurecht – aber ansons­ten trö­delst du rum.

Erst ganz kurz vor der Dead­line wer­den vie­le Men­schen am pro­duk­tivs­ten. Daher kommt auch die bekann­te Stu­den­ten­weis­heit:

In der Nacht vor der Prü­fung lernt man am meis­ten!

Dabei müss­te es eigent­lich hei­ßen:

In der Nacht vor der Prü­fung lernt man das Wich­tigs­te!

Die Dead­line zwingt dich näm­lich dazu, dich auf die wich­tigs­ten Inhal­te zu kon­zen­trie­ren und den rest­li­chen Klein­kram links lie­gen zu las­sen. Und eben das fühlt sich an wie „das meis­te“. Weil es gute Ergeb­nis­se bringt und dir zeigt: Wenn du dich auf die wesent­li­chen Punk­te einer Auf­ga­be beschränkst und ohne Ablen­kung arbei­test, kannst du in kür­zes­ter Zeit Gro­ßes leis­ten.

Hät­test du mit die­ser Nacht-vor-der-Prü­fung-Metho­de die Tage und Wochen vor­her gelernt – dei­ne Noten wür­den steil durch die Decke gehen. Die Fra­ge ist nur: War­um tust du das nicht?

Dazu zwei Erklä­rungs­an­sät­ze.

 

Das Parkinson’sche Gesetz

Der mensch­li­che Umgang mit Zeit und Arbeits­druck wird seit jeher von For­schern und Wis­sen­schaft­lern unter­sucht. Einer der bekann­tes­ten ist der bri­ti­sche Sozio­lo­ge Cyril Par­kin­son. Von ihm stammt auch die fol­gen­de Beschrei­bung, die spä­ter als das Parkinson’sche Gesetz berühmt wur­de:

Eine Auf­ga­be dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erle­di­gung zur Ver­fü­gung steht.

Auf­ga­ben ohne genaue Ter­mi­nie­rung sind unend­lich dehn­bar und neh­men rie­si­ge Zeit­fens­ter ein. Pro­duk­ti­ves Arbei­ten ist fast nicht mög­lich, weil wir wah­re Meis­ter dar­in sind, uns selbst zu sabo­tie­ren und nach Ablen­kun­gen zu suchen.

Eine Dead­line aber schärft unse­ren Fokus. Wir wer­den dazu gezwun­gen, uns auf die wich­ti­gen Din­ge zu kon­zen­trie­ren, weil kei­ne Zeit für Neben­säch­lich­kei­ten bleibt. Des­we­gen sind Dead­lines so nütz­lich; unbe­quem und ner­vig, aber nütz­lich.

Wenn dir eine Nacht Zeit bleibt, um dich auf eine Prü­fung vor­zu­be­rei­ten, bist du unter die­sem Zeit­druck gezwun­gen, dich auf das abso­lut Not­wen­digs­te zu kon­zen­trie­ren. Am nächs­ten Tag ist Prü­fung – du darfst kei­ne Zeit ver­lie­ren!

Wenn du eine Woche Zeit hast, wirst du die ers­ten Tage mit unpro­duk­ti­vem Kram ver­trö­deln, dich mit vie­len Klei­nig­kei­ten auf­hal­ten und zum Ende hin immer fokus­sier­ter ler­nen. Wenn du aber – Gott bewah­re – einen Monat lang Zeit hast, ver­zet­telst du dich kom­plett, arbei­test viel zu per­fek­tio­nis­tisch und kannst eine effi­zi­en­te Prü­fungs­vor­be­rei­tung ver­ges­sen.

 

Die Edwards-Regel

Eine bevor­ste­hen­de Dead­line hat gro­ßen Ein­fluss dar­auf, wie lan­ge wir brau­chen, um eine Auf­ga­be zu erle­di­gen und wann der meis­te Fort­schritt zur Fer­tig­stel­lung erreicht wird.

Und genau dar­um dreht sich die Edwards-Regel. Sie lau­tet:

Der inves­tier­te Auf­wand in die Erle­di­gung einer Auf­ga­be steigt umge­kehrt pro­por­tio­nal zur ver­blei­ben­den Zeit.

Oder auf Deutsch: Je weni­ger Zeit du für eine Auf­ga­be hast, umso mehr legst du dich ins Zeug. Und anders her­um: Wenn noch viel Zeit bis zur Dead­line bleibt, wirst du mit mini­ma­lem Ein­satz an dei­ner Auf­ga­be arbei­ten.

Zum Parkinson’schen Gesetz und zur Edwards-Regel habe ich jetzt noch eine erklä­ren­de Gra­fik für dich (Quel­le: Bache­lor of Time):

Die meis­ten Ergeb­nis­se wer­den erst kurz vor Ende der Dead­line erreicht – vor­her ist dei­ne Leis­tungs­kur­ve eher flach. Je wei­ter die Dead­line also in der Zukunft liegt, je mehr Zeit uns bleibt, des­to ein­falls­rei­cher wer­den wir dar­in, die­se Zeit zu fül­len. Nur lei­der mit unpro­duk­ti­vem Quatsch, der uns nicht wei­ter­bringt.

Doch mit ein paar ein­fa­chen Tricks kannst du den Schal­ter umle­gen und dei­ne Dead­lines für dich arbei­ten las­sen.

 

Deadlines richtig einsetzen: Die beiden Mittel zur Produktivität

Vie­le Dead­lines in dei­nem Stu­di­um sind – so wie du sie vor­fin­dest – völ­lig unge­eig­net. Sie lie­gen viel zu weit in der Zukunft, sind kaum greif­bar und erzeu­gen einen hohen Erwar­tungs­druck, der dich eher blo­ckiert als moti­viert.

Aber das stel­len wir jetzt ab.

Das ein­zi­ge, was du dazu tun musst, ist, dei­ne gro­ßen Dead­lines in klei­ne Dead­lines zu unter­tei­len. Zer­stück­le dei­ne gro­ßen, schwe­ren Auf­ga­ben in klei­ne Häpp­chen und wei­se jedem Schritt eine eige­ne, klei­ne Dead­line zu.

Die­se muss zwei Bedin­gun­gen erfül­len:

  • Dei­ne Dead­line muss zeit­nah sein.
  • Dei­ne Dead­line muss ver­bind­lich sein.

Dead­lines, die erst in meh­re­ren Wochen oder Mona­ten rele­vant wer­den, brin­gen dich nicht wei­ter. Sol­che Ter­mi­ne bau­en nur men­ta­len Druck auf und ver­lei­ten dich dazu, inef­fi­zi­ent zu arbei­ten.

Tipp (zeit­nah): Lege dei­ne Dead­line in Tagen an und gehe auf Fris­ten, die maxi­mal drei bis fünf Tage dau­ern.

Genau­so wenig hel­fen dir Dead­lines, die über­haupt kei­nen Druck auf dich aus­üben. Wenn du schon von Anfang an weißt, dass ein Über­schrei­ten der Frist kei­ne Kon­se­quen­zen für dich haben wird, ist dei­ne Dead­line wert­los.

Tipp (ver­bind­lich): Instal­lie­re einen Kon­troll­me­cha­nis­mus, der dich moti­viert und posi­tiv unter Druck setzt. Das kön­nen zum Bei­spiel Lern­part­ner, Nach­hil­fe­leh­rer oder auch ein Lern­ta­ge­buch sein.

Mehr musst du nicht tun, um aus inef­fi­zi­en­ten Dead­lines moti­vie­ren­de Pro­duk­ti­vit­äs­boos­ter zu machen. Dazu zei­ge ich dir noch ein Bei­spiel.

 

Beispiel: So helfen Deadlines beim Studieren

Ange­nom­men, du möch­test dich für eine Prü­fung vor­be­rei­ten, die erst in drei Mona­ten statt­fin­det. Wenn du an die­ser Stel­le den Prü­fungs­ter­min als ein­zi­ge Dead­line nimmst, bist du dei­nem Pro­kras­ti­na­ti­ons­zwang schutz­los aus­ge­lie­fert. Dein Ziel liegt so weit in der Zukunft, dass es dir sehr schwer fal­len wird, kon­zen­triert und moti­viert dafür zu ler­nen.

Was wir also brau­chen, sind neue und bes­se­re Dead­lines. Und die bas­teln wir uns so wie im vor­he­ri­gen Absatz beschrie­ben: Wir zer­tei­len dei­ne gro­ße Auf­ga­be in klei­ne Tei­le und wei­sen jedem Teil­schritt eine zeit­na­he und ver­bind­li­che Dead­line zu.

Dei­ne Klau­sur­vor­be­rei­tung könn­te zum Bei­spiel dar­aus bestehen, die Vor­le­sungs­fo­li­en zusam­men­zu­fas­sen, das Buch vom Prof zu lesen und alte Prü­fungs­auf­ga­ben zu wie­der­ho­len. Als Kon­troll­me­cha­nis­mus beschließt du, ab heu­te ein Lern­ta­ge­buch zu füh­ren und dich jede Woche mit dei­nem Lern­part­ner zu tref­fen.

Dein Plan könn­te dann so aus­se­hen:

  • 1. Tag: Alle Foli­en, Buch­ka­pi­tel und alte Prü­fungs­auf­ga­ben besorgt und sor­tiert.
  • 3. Tag: Foli­en (Nr. 1 bis Nr. 50) zusam­men­ge­fasst
  • 6. Tag: Buch gele­sen (Kapi­tel 1–2)
  • 10. Tag: Foli­en (Nr. 51 bis Nr. 100) zusam­men­ge­fasst
  • 13. Tag: Foli­en (Nr. 101 bis Nr. 200) zusam­men­ge­fasst
  • 16. Tag: Buch gele­sen (Kapi­tel 3–4)
  • 20. Tag: Buch gele­sen (Kapi­tel 5–6)
  • 23. Tag: Prü­fungs­auf­ga­ben bear­bei­tet (WS13/14)
  • 26. Tag: Prü­fungs­auf­ga­ben bear­bei­tet (WS14/15)
  • und so wei­ter

Die­se Lis­te kannst du nun Schritt für Schritt wei­ter­füh­ren, indem du jede Teil­auf­ga­be auf­nimmst und die­ser eine fes­te Dead­line zuord­nest.

 

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Fazit

Dead­lines sind nütz­lich und kön­nen dich zu Höchst­leis­tun­gen moti­vie­ren. Aller­dings nur, wenn du sie rich­tig ein­setzt, sodass sie dich for­dern – aber nicht über­for­dern.

Mit ver­bind­li­chen Dead­lines in naher Zukunft kannst du dei­ne Pro­duk­ti­vi­tät deut­lich erhö­hen. Wich­tig ist, dass du allen Auf­ga­ben eine genaue Frist zuord­nest und dich auch dar­an hältst. Wie das funk­tio­nie­ren kann, habe ich dir in die­sem Arti­kel gezeigt.

Bei vor­ge­ge­be­nen Dead­lines, die weit in der Zukunft lie­gen, zer­teilst du das über­ge­ord­ne­te Ziel in Zwi­schen­schrit­te und setzt dir selbst klei­ne Dead­lines, damit du dich auf das Wesent­li­che kon­zen­trie­ren kannst und nicht abge­lenkt wirst. Ziel dabei ist es, dass du dei­ne gro­ße Dead­line zwar im Blick behältst, dich aber zuerst auf die zeit­na­hen Mini-Dead­lines kon­zen­trierst.

Dadurch kommst du dei­nem gro­ßen Ziel lang­sam und gemüt­lich näher, ohne am Ende gestresst und unmo­ti­viert zu sein.

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher. Hier erfährst du mehr über Tim Reichel.

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