Studieren ist kompliziert.
Nicht wegen der vielen Vorlesungen und den 1.000 Prüfungen in jedem Semester. Nicht wegen dem nervigen Kommilitonen mit Cowboyhut oder der unfähigen Dozentin im Hörsaal. Das gehört zu deinem Studiengang dazu und wird dich nicht so leicht fertigmachen.
Ich meine etwas anderes.
Dein Studium wird erst dann nervig und kompliziert, wenn du den Wahnsinn der deutschen Uni-Bürokratie zu spüren bekommst.
Spätestens wenn du eine Klausuranmeldung vergisst, dein Attest zu spät einreichst oder zeitliche Probleme bei deiner Abschlussarbeit hast, wirst du merken wie umständlich und verworren die Verwaltung deiner Hochschule funktioniert.
Spätestens wenn du zum ersten Mal eine Prüfungsordnung wechseln musst oder einen Hauch Individualität in deinen starren Studienverlauf bringen möchtest, siehst du deine Uni nicht mehr als Ort der geistigen Freiheit, sondern vielmehr als engstirnige Verwaltungsbehörde.
Und dann brauchst du Hilfe.
Du brauchst deinen Prüfungsausschuss.
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Was genau ist ein Prüfungsausschuss?
Falls du neu an der Uni bist oder bis jetzt keinen Bock hattest, dich mit den Formalien auseinanderzusetzen, erkläre ich dir jetzt mit zwei Sätzen, was ein Prüfungsausschuss ist.
Kurzinfo: Ein Prüfungsausschuss ist ein Hochschulgremium und für die Verwaltung und Koordination eines Studiengangs zuständig. Diese Runde setzt sich aus Professorinnen, Professoren, Hochschulmitarbeitern und Studierenden zusammen und entscheidet über prüfungsrechtliche Fragestellungen oder Probleme.
Ganz konkret hat dein Prüfungsausschuss also die Aufgabe, den Ablauf aller Prüfungen in deinem Studiengang zu gewährleisten. Deine Prüfungsordnung ist dabei die gesetzliche Grundlage und gibt eindeutig vor, wie die Spielregeln aussehen.
In vielen Situationen gibt es aber Entscheidungsspielraum. Und diesen Spielraum solltest du kennen und deinen Prüfungsausschuss bei Problemen im Studium um Hilfe bitten.
Hierbei kann dir dein Prüfungsausschuss helfen
Bei bürokratischen oder rechtlichen Problemen im Studium ist dein Prüfungsausschuss also dein erster offizieller Ansprechpartner an deiner Hochschule.
Nach der Kontaktaufnahme und einer kurzen persönlichen Abstimmung, musst du in der Regel einen schriftlichen Antrag stellen, in dem du dein Problem beschreibst und eine starke Begründung lieferst. Erst dann beschäftigt sich das Gremium mit deinem Anliegen und kann dir helfen.
Aber sehen wir uns dazu ein paar Beispiele an:
1. Prüfungsanmeldung vergessen
Eigentlich ist es ganz einfach: Wenn du an einer Prüfung teilnehmen möchtest, musst du diese vorher anmelden. Wenn du die Anmeldefrist aber verpasst, darfst du deine Prüfung nicht absolvieren und musst bis zum nächsten Prüfungstermin warten.
Das ist super nervig, wirft deine gesamte Planung durcheinander und kann im schlimmsten Fall sogar dein Studium in die Länge ziehen.
Damit das nicht passiert, kannst du einen Antrag an deinen Prüfungsausschuss stellen und eine nachträgliche Prüfungsanmeldung beantragen.
Einige Ausschüsse sind in dieser Frage sehr streng, andere wiederum gehen sehr kulant vor und möchten ihren Studenten ein schnelles Studium ermöglichen. Informiere dich am besten im Vorfeld über die grundsätzliche Einstellung deines Prüfungsausschusses in dieser Frage, wenn du Hilfe bei einer nachträglichen Anmeldung brauchst.
2. Anerkennung von Studienleistungen
Alle Prüfungsleistungen, die du außerhalb deines Studiengangs absolvierst, können dir nicht ohne weiteres für dein Studium angerechnet werden. Das wäre ja einfach und einfach geht an der Uni leider nicht.
Wenn du also Module, die nicht in deiner Prüfungsordnung vorgesehen sind, trotzdem für dein Studium angerechnet haben möchtest, musst du deinen Prüfungsausschuss davon überzeugen und einen Antrag auf Anerkennung stellen.
Das gilt außerdem auch für Prüfungen, die du ohne Anmeldung absolviert hast und für Leistungen aus dem Auslandssemester.
3. Modulwechsel
Die meisten Studiengänge sind nach der Bachelor-Master-Umstellung sehr stark vereinheitlicht worden und lassen nur wenige Wahlmöglichkeiten zu. Insbesondere dann, wenn es um fachbereichsübergreifende Module geht, die von Lehrstühlen aus anderen Fakultäten organisiert werden.
Fall du von diesem Einheitsbrei abweichen möchtest, kannst du einen Antrag an deinen Prüfungsausschuss stellen und einen Modulwechsel beantragen. Auf diese Weise tauscht du ein Modul gegen anderes, gleichwertiges Modul aus und änderst damit deinen Studienverlaufsplan.
Du kannst übrigens genauso vorgehen, wenn du dich verwählt hast und ein Wahlmodul austauschen möchtest. In der Regel weiß man ja nicht von Anfang an, auf was man sich genau einlässt.
Sprich auch hierbei vorher mit deinem Prüfungsausschuss und frag nach, welche Antragsmöglichkeiten realistisch sind.
4. Widerspruch gegen eine Prüfung (Wiederholung)
Dein Prüfungsausschuss sorgt dafür, dass deine Prüfungen ordnungsgemäß durchgeführt werden. Falls eine deiner Prüfungen nicht regulär abgelaufen ist oder dein Prüfer eine unfaire Bewertung vorgenommen hat, kannst du diese Prüfung anfechten. Bei Erfolg hat dies entweder eine Neubewertung oder eine Wiederholung der Prüfung zur Folge.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du bei einer Anfechtung vorgehen kannst.
Solltest du also während der Prüfung oder später in der Klausureinsicht feststellen, dass du ungerecht behandelt wurdest, kannst du eine Wiederholung der Prüfung beantragen.
5. Fristverlängerung bei der Abschlussarbeit
Egal ob Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Seminararbeit: Bei schriftlichen Abschlussarbeiten an der Uni können viele Probleme auftreten. Und Probleme kosten Zeit. Zeit, die du nicht hast, denn die Frist zur Abgabe kommt immer näher.
In dieser Situation kann dir dein Prüfungsausschuss helfen und je nach Antrag deine Bearbeitungszeit verlängern. Wichtig ist, dass du einen entsprechenden Grund lieferst und deinen Antrag fristgerecht einreichst.
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Fazit
Bei bürokratischen oder verwaltungstechnischen Problemen an der Hochschule kann dir dein Prüfungsausschuss helfen und dir regelrecht den Arsch retten.
Im Bürokratiedschungel der Uni verläuft man sich nämlich schnell und findet sich nur selten alleine zurecht. Ich weiß, wovon ich spreche.
Als Student habe ich erst viel zu spät mitbekommen, wie mein Prüfungsausschuss funktioniert und welche versteckten Möglichkeiten es im Studium gibt. Mittlerweile bin ich Studienberater und Koordinator eines solchen Prüfungsausschusses und kann dir nur raten, dich so früh wie möglich über diese Einrichtung an deiner Uni zu informieren.
Denn dann bist du bei auftretenden Problemen vorbereitet oder kannst vielen Schwierigkeiten direkt von Anfang an aus dem Weg gehen.
Hattest du schon mal Kontakt zu deinem Prüfungsausschuss? Dann schreib mir mal, wie deine Erfahrungen waren. Das würde mich interessieren.
Danke für den Artikel. Ein wenig Einblick in die geheime Welt der Uni-Bürokratie ist immer gut 🙂
Zwei kleine Ergänzungen zum Inhalt:
1. Wenn bei Prüfungen was schief läuft immer erst mit dem Prüfer Kontakt aufnehmen, der PA ist schon eine Eskalation und die hat niemand gerne…
2. Im Umgang mit dem PA hilft es, die Prüfungsordnung selbst zu kennen und in den Anträgen entsprechend zu verweisen. Aber besser nicht im „Ihr müsst das tun!“-Ton, sondern im „hier steht, dass ihr mir helfen könnt“-Format.
Denn auch im PA sitzen Menschen und oft dieselben, die Veranstaltungen durchführen und Prüfungen abnehmen…
Hi Nils,
vielen Dank für deine Ergänzungen. 🙂
Bezogen auf deinen ersten Punkt hat der Prüfer nur nicht immer die Möglichekiten eine Prüfungen selbstständig nachzumelden. Gerade bei großen Hochschulen läuft alles über die zentralen Verwaltungseinrichtungen.
Und klar: Der Ton macht die Musik. Das ist hier auch so. 🙂
Schöne Grüße
Tim
Ich hatte zwei mal Kontakt mit dem PA (an deiner, also unserer Uni). Ein mal im Bachelor für eine bestandene Prüfung, zu der ich mit dem falschen Verfahren angemeldet war (affig, aber als Ersti weiß man den Unterschied nicht unbedingt), und einmal im Master für den Austausch eines 6CP-Moduls durch zwei 3CP-Module. Klingt einfach, aber ich musste den den Bescheid zwei mal ändern lassen, weil er nicht dem entsprach, was ich wollte (und ganz exakt mit Modulnummern, Prüfern, CPs usw. geschildert hatte). Wichtig also: nicht nur exakt sein bei der Schilderung des Anliegens, sondern auch die Bescheide ganz genau durchlesen. Und wenn was nicht passt, nachhaken.
Hey Gewn,
vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht und die Tipps!
Ich gebe dir übrigens vollkommen recht: Unibürokratie ist eine Wissenschaft für dich. Genaue Formulierungen und die exakte Einhaltung von Formalitäten ist unglaublich wichtig.
Viele Grüße
Tim