Wenn du diese Frage nicht mit Ja beantworten kannst, solltest du dein Studium abbrechen

Wenn du diese Frage nicht mit Ja beantworten kannst, solltest du dein Studium abbrechen

von Tim Reichel

von Tim Reichel

"Soll ich mein Studium abbrechen?“ Montagmorgen, 9:57 Uhr. Meine Sprechstunde beginnt gleich. Eigentlich wollte ich mir vorher noch einen Kaffee holen...

Bild: Kev Seto / unsplash.com

Mon­tag­mor­gen, 9:57 Uhr. Mei­ne Sprech­stun­de beginnt gleich. Eigent­lich woll­te ich mir vor­her noch einen Kaf­fee holen, aber ich bin zu spät. Die ers­te Stu­den­tin (nen­nen wir sie Lara) ist schon da — 3 Minu­ten zu früh.

Ich fan­ge heu­te also eher an.

Und Lara legt direkt los: „Mein Stu­di­um macht mir im Moment irgend­wie kei­nen Spaß mehr. Der Druck ist zu hoch, alles ist stres­sig und ich habe mir das anders vor­ge­stellt. Soll ich abbre­chen?“

Boings. Jetzt bin ich wach.

Seit sechs Jah­ren bera­te ich Stu­den­ten und hel­fe ihnen bei Pro­ble­men im Stu­di­um. Wenn es eine Fra­ge gibt, die ich immer wie­der höre, dann ist es die­se. Nur ist sie jedes Mal etwas Beson­de­res, denn es gibt kei­ne vor­ge­fer­tig­te Ant­wort. Und: Die Fra­ge ist exis­ten­ti­ell; ein dicker Bro­cken mit weit­rei­chen­den Fol­gen.

Lara ist auf­ge­regt und hofft auf eine kla­re Ant­wort. Doch die bekommt sie von mir nicht – dafür aber eine Gegen­fra­ge, mit der sie selbst die rich­ti­ge Ent­schei­dung tref­fen kann.

 

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Wenn das Studium nur noch nervt

Jeder Stu­dent ist von Zeit zu Zeit mit sei­nem Stu­di­um unzu­frie­den und zwei­felt an sei­ner Hoch­schul­kar­rie­re. Aber das ist ganz nor­mal und gehört zum Stu­die­ren dazu. Es ist nichts Unge­wöhn­li­ches dabei, in beson­ders har­ten Pha­sen dar­über nach­zu­den­ken, wie es wäre alles hin­zu­schmei­ßen und das Stu­di­um abzu­bre­chen.

Doch wenn das Stu­di­um über einen län­ge­ren Zeit­raum nur noch nervt und alle Moti­va­ti­ons­re­ser­ven auf­ge­braucht sind, machen vie­le Stu­den­ten einen ent­schei­den­den Feh­ler: Sie schau­en nur noch zurück und nicht mehr nach vor­ne.

Sie sehen nur noch wie anstren­gend, bedrü­ckend und zeit­rau­bend das Stu­di­um zuletzt war und zemen­tie­ren die­se Moment­auf­nah­me. Dadurch ver­lie­ren sie jede Hoff­nung auf Bes­se­rung und sehen kei­nen ande­ren Aus­weg als einen Stu­di­en­ab­bruch.

Was in die­ser Situa­ti­on hilft, ist ein ein­fa­cher Per­spek­ti­ven­wech­sel.

 

Die entscheidende Frage

Kom­men wir zurück zu Lara. Lara möch­te ihr Stu­di­um abbre­chen, weil es ihr momen­tan kei­nen Spaß mehr macht, zu stres­sig ist und nicht mehr ihren Vor­stel­lun­gen ent­spricht. Lara befin­det sich also in einem hart­nä­cki­gen Moti­va­ti­ons­tief; sie schaut nur auf die ver­gan­ge­nen Wochen und Mona­te und geht unter­be­wusst davon aus, dass ihr rest­li­ches Stu­di­um genau­so wei­ter­lau­fen wird.

Und genau an die­ser Stel­le muss Lara aktiv gegen­steu­ern.

Nicht um sich das Stu­di­um selbst schön­zu­re­den, son­dern damit sie ihren nega­tiv domi­nier­ten Stand­punkt ver­las­sen und eine objek­ti­ve Ent­schei­dung tref­fen kann. Ein Stu­di­en­ab­bruch kann genau das Rich­ti­ge sein – er kann sich spä­ter aber auch als gro­ßer Feh­ler erwei­sen.

Um zwi­schen die­sen bei­den Extre­men rich­tig abzu­wä­gen, habe ich Lara gebe­ten, sich die fol­gen­de Fra­ge zu stel­len und in Ruhe dar­über nach­zu­den­ken. Viel­leicht hilft sie dir auch.

Die ent­schei­den­de Fra­ge lau­tet:

Wird mich mein Stu­di­um lang­fris­tig glück­lich machen?

Wenn du die­se Fra­ge nicht mit „Ja“ beant­wor­ten kannst, soll­test du dein Stu­di­um abbre­chen.

Die Fra­ge, die über dei­nen Stu­di­en­ab­bruch ent­schei­det, ist jetzt nicht mehr „Wie war mein Stu­di­um bis­her?“, son­dern zukunfts­ge­rich­tet: „Wie wird mein Stu­di­um spä­ter sein? Wird es mich lang­fris­tig glück­lich machen?“

Siehst du den Unter­schied? Es ist kei­ne Schön­fär­be­rei, son­dern nur ein Per­spek­ti­ven­wech­sel, der die Nach­hal­tig­keit der Ent­schei­dung und dein per­sön­li­ches Glück in den Mit­tel­punkt rückt.

Doch war­um ist das so? Sehen wir uns die Fra­ge etwas genau­er an.

 

Warum langfristig?

Dein Stu­di­um ist ein wich­ti­ger Teil dei­nes Lebens. Und das gilt nicht nur für dei­ne Zeit an der Uni, son­dern noch lan­ge dar­über hin­aus.

Dein Stu­di­um ist eine Inves­ti­ti­on in dich selbst. Du inves­tierst Zeit, Geld und jede Men­ge Arbeit, um dir eine qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Aus­bil­dung zu ermög­li­chen, die dir spä­ter dei­nen Traum­job brin­gen soll.

Wenn du also dar­über nach­denkst, dein Stu­di­um abzu­bre­chen, musst du die Sache lang­fris­tig sehen. Du darfst dich bei dei­ner Ein­schät­zung nicht dar­auf beschrän­ken, wie die nächs­ten Mona­te aus­se­hen könn­ten, son­dern musst dich auch fra­gen: „Was ist in fünf, zehn oder zwan­zig Jah­ren? Wer­de ich den Abbruch dann immer noch posi­tiv ein­stu­fen oder mich viel­leicht ärgern?“

Je nach Situa­ti­on kann es sich loh­nen, für lang­fris­ti­ges Glück kurz­fris­tig durch die Höl­le zu gehen und auf die Zäh­ne zu bei­ßen.

 

Warum glücklich?

War­um stu­dierst du? Weil du spä­ter einen tol­len Job bekom­men möch­test? Weil du viel Geld ver­die­nen willst? Oder weil du vor­hast, mit einer abge­fah­re­nen Erfin­dung die Welt zu ret­ten?

Das alles wären gute Ant­wor­ten. Nichts davon ist ver­werf­lich oder falsch. Sie zie­len nur alle auf ein und die­sel­be Sache ab: Du möch­test glück­lich sein. Und dein Stu­di­um soll dir dabei hel­fen.

Vie­le Stu­den­ten, die ihr Stu­di­um abbre­chen, haben den Glau­ben dar­an ver­lo­ren, dass sie durchs Stu­die­ren ihrem per­sön­li­chem Glück näher kom­men. Sie ent­schei­den sich dann für einen ande­ren Weg und hof­fen, dass sich der Neu­start für sie aus­zah­len wird. Dabei ist das Stu­di­um oft gar nicht das Pro­blem – es sind die eige­nen Vor­stel­lun­gen vom Glück­lich­sein. Oder auch: die feh­len­den Vor­stel­lun­gen vom Glück­lich­sein.

Bevor du dein Stu­di­um grund­sätz­lich in Fra­ge stellst, musst du dir dar­über klar sein, was du über­haupt möch­test. Was bedeu­tet es für dich, glück­lich zu sein? Erst wenn du das weißt, kannst du ent­schei­den, ob dir dein Stu­di­um dabei hilft, die­sen Zustand zu errei­chen – oder eben nicht.

 

Studium abbrechen? Ja, aber…

Selbst wenn du die ent­schei­den­de Fra­ge (Wird mich mein Stu­di­um lang­fris­tig glück­lich machen?) nicht mit „Ja“ beant­wor­ten kannst, gibt es trotz­dem noch Alter­na­ti­ven zu einem Stu­di­en­ab­bruch.

Bis­her haben wir näm­lich eine Sache völ­lig außer Acht gelas­sen: Dein Stu­di­um ist kein in Stein gemei­ßel­ter End­zu­stand. Es ist ein dyna­mi­sches Kon­strukt, das du jeder­zeit indi­vi­du­ell anpas­sen kannst. Natür­lich nicht kom­plett belie­big und nur Rah­men dei­ner Prü­fungs­ord­nung; aber du hast etwas Spiel­raum.

Und die­sen Spiel­raum kannst du nut­zen, um dei­ne per­sön­li­che Situa­ti­on zu ver­bes­sern und die lang­fris­ti­gen Aus­sich­ten auf Glück zu erhö­hen.

Kon­kret könn­te das bedeu­ten: Du kannst Modu­le wech­seln oder aus­tau­schen, dei­ne Ver­tie­fungs­rich­tung ändern oder dein Stu­di­um durch inter­es­san­te Zusatz­kur­se auf­pep­pen. Wenn dir dazu die Zeit fehlt, kannst du über ein zusätz­li­ches Semes­ter nach­den­ken – aller­dings wird es dann nichts mehr mit der Regel­stu­di­en­zeit (aber das ist Abwä­gungs­sa­che). Außer­dem kannst du dein Stu­di­um durch Ele­men­te wie Prak­ti­ka oder Aus­lands­se­mes­ter auf­wer­ten und damit aus dem star­ren Stu­di­en­ver­lauf aus­bre­chen.

Erst wenn du dir sicher bist, dass du dein Stu­di­um nicht so ändern kannst, dass es dich lang­fris­tig glück­lich macht, soll­test du einen Stu­di­en­ab­bruch in Betracht zie­hen. Vor­her kämpfst du gefäl­ligst.

 

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Fazit

Jeder Stu­dent zwei­felt hin und wie­der an sei­nem Stu­di­um. Du, die Kom­mi­li­to­nen aus der letz­ten Rei­he und die Stre­be­rin ganz vor­ne. Jeder – und wenn es nur für eine hal­be Sekun­de ist.

Zwei­fel gehö­ren dazu und du wirst sie nie­mals ganz los­wer­den. Wich­tig ist nur, dass du dich nicht von ihnen besie­gen lässt und eine nega­ti­ve Grund­hal­tung zu dei­nem Stu­di­um ein­nimmst.

Geh die Sache statt­des­sen objek­tiv an und fra­ge dich, wie sich dein Stu­di­um zukünf­tig ent­wi­ckeln wird. Stell dir die ent­schei­den­de Fra­ge und arbei­te dann aktiv dar­an, das Stu­di­um zu fin­den, das dich lang­fris­tig glück­lich macht.

Viel­leicht hast du es ja auch schon gefun­den.

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher. Hier erfährst du mehr über Tim Reichel.

  • Hal­lo Tim! Echt tol­ler Arti­kel. Dei­ne Sicht­wei­se sich die Fra­ge eher zukunfts­ori­en­tiert zu stel­len fin­de ich super. Das hät­te ich wäh­rend mei­nes Stu­di­ums auch mal machen sol­len. Ich habe BWL stu­diert und war eigent­lich nie wirk­lich glück­lich mit dem Stu­di­um. Das Ler­nen viel mehr schwer und es war zum Teil wirk­lich eine Qual. Ich habe halt stu­diert, weil mei­ne Freund das nach dem Abi auch gemacht haben und den Stu­di­en­gang gewählt, weil ich sonst auch nicht recht wuss­te was ich stu­die­ren soll. Vor einem hal­ben Jahr habe ich mei­nen Bache­lor gemacht. Erst durch ein Prak­ti­kum in einer Tisch­le­rei, habe ich mei­ne Lie­be zu Holz ent­deckt und wer­de noch­mal eine Aus­bil­dung star­ten. Am Anfang dach­te ich, dass das eher ein Schritt zurück als nach vor ist. Aber durch vie­le Gesprä­che mit Freun­den und Fami­lie und Recher­chen im Inter­net kön­nen sich auch vie­le Chan­cen erge­ben. Das wur­de mir dann klar. Das wird auch in die­sem Blog­ar­ti­kel noch­mal ganz gut beschrie­ben http://www.bigkarriere.de/ratgeber/arbeitswelt/ausbildung-nach-dem-studium , wie ich fin­de.

    Ich den­ke, dass das die rich­ti­ge Ent­schei­dung für ist, weil ich dann das mache was mir Spaß macht und mich auch glück­lich macht!

    Gruß Phil­ipp

  • Ich habe hier schon wirk­lich vie­le tol­le Sachen gele­sen. Auf jeden Fall wert mal ein Lese­zei­chen zu setz­ten. Ich hof­fe es fol­gen noch vie­le wei­te­re Bei­trä­ge, ich lie­be die­sen Blog! 🙂

  • Hal­lo Tim,

    ich bin gera­de zufäl­lig auf dei­ne Sei­te gesto­ßen und die­ser Arti­kel ist genau das was ich gera­de gebraucht habe und hören (bzw. lesen) muss­te.
    Ich ste­cke aktu­ell in einer sehr stres­si­gen Stu­di­ums­pha­se und war echt so 🤏🏼 kurz davor alles hin­zu­schmei­ßen. Ob mans glaubt oder nicht, aber dein Arti­kel hat mich gera­de so stark aus dem Abgrund der Ver­zweif­lung geris­sen und mir gezeigt, dass sich der Auf­wand und der gan­ze Stress spä­ter aus­zah­len wird. Ich hat­te tat­säch­lich schon ganz ver­ges­sen wozu ich mir das Stu­di­um eigent­lich „antue“ und es mir im Gro­ßen und Gan­zen doch auch Spaß macht.

    Dan­ke dan­ke dan­ke für den fet­ten Moti­va­ti­ons­schub! 🙏🏼

    • Lie­be Cin­dy,

      vie­len Dank für dei­nen Kom­men­tar. Es freut mich sehr, dass dir der Arti­kel gefal­len und du etwas Moti­va­ti­on dar­aus zie­hen konn­test — genau das war mein Plan! Alles Gute und viel Erfolg wei­ter­hin. Wenn du dran bleibst und flei­ßig lernst, wirst du dein Stu­di­um schon schaf­fen. Egal, wel­che Hin­der­nis­se dich auf dei­nem Weg erwar­ten wer­den. Ich drü­cke dir die Dau­men.

      Lie­be Grü­ße
      Tim

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