Warum so viele Studenten während einer Prüfung den Kopf verlieren – und was du dagegen tun kannst

Tim Reichel

Während einer Prüfung geraten viele Studenten in Panik und verlieren ihren Kopf. Schlechte Prüfungsergebnisse sind die Folge. Diese Gegenstrategien helfen.

Bild: DESIGNECOLOGIST / unsplash.com

Eigentlich hattest du an diesem Tag ein gutes Gefühl. Grundsätzlich warst du auch mit deiner Vorbereitung zufrieden und bist optimistisch an die Sache herangegangen. Doch irgendwie lief es dann anders als erwartet. Plötzlich warst du nicht mehr ganz dabei. Zuerst hast du nur leicht den Faden verloren, dich dann aber in unnötige Fehler verstrickt und am Ende vollständig die Orientierung verloren.

Die Folge: ein Prüfungsergebnis, das weit unter deinem Leistungsniveau liegt.

Ohne Frage, jede Prüfung ist eine mentale Ausnahmesituation. Allerdings scheinen einige Studenten mit diesem Druck besser umgehen zu können als andere. Manche werden zu nervösen Nervenbündeln und schreiben sich um Kopf und Kragen, während andere cool bleiben und Bestnoten einfahren.

Damit auch du zu dieser zweiten Gruppe gehörst, erkläre ich dir in diesem Artikel, warum so viele Prüflinge ihren Kopf verlieren und was du dagegen tun kannst.

 

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10 Gründe, warum Studenten während einer Prüfung den Kopf verlieren (inklusive Gegenstrategie)

Die Ursachen für spontane Blackouts während einer Prüfung sind häufig ähnlich. Natürlich ist deine persönliche Situation von großer Bedeutung und der individuelle Charakter jeder Prüfung hat ebenfalls einen Einfluss auf deine Performance. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten. Die zehn wichtigsten Hindernisse habe ich im Folgenden erläutern und jeweils eine pragmatische Gegenstrategie skizziert.

Los geht’s.

 

1. Du hast keinen Plan.

Der häufigste Grund, warum Studenten während einer Prüfung den Kopf verlieren, lässt sich auf einen fehlenden Plan zurückführen. Diese Studenten lassen ihre Prüfung einfach auf sich zukommen und machen sich keine Gedanken darüber, was passieren könnte. Sie bereiten sich zwar inhaltlich auf die Prüfung vor, aber spielen den eigentlichen Ablauf vorher nicht durch. Daher sind sie mit der Prüfungssituation häufig überfordert und wissen nicht, was zu tun ist.

Gegenstrategie:

Plane deine Prüfung! Erstelle einen Matchplan für jede Prüfung und mach dir über den Ablauf Gedanken. Spiele verschiedene Szenarien in Gedanken durch über überlege, wie du auf mögliche Probleme reagieren könntest. Falls es dann wirklich zu Schwierigkeiten kommt, weißt du, wie du reagieren kannst.

Lesetipp:

So kannst du schnell und einfach einen Matchplan für deine nächste Prüfung erstellen

 

2. Du bist übermüdet.

Vor einer Prüfung lernen viele Studenten Tag und Nacht. Entweder, weil sie zu spät mit der Prüfungsvorbereitung begonnen haben oder weil sie jede freie Minute nutzen wollen. Falls du auch regelmäßig auf Schlaf verzichtest und in der Folge müde zur Prüfung erscheinst, solltest du sofort damit aufhören. Zu wenig Schlaf ist einer der häufigsten Gründe für eine schlechte Leistung während der Klausur. Wenn du müde bist, ist dein Gehirn nicht leistungsfähig. Es kann weniger Informationen abrufen und diese dann auch nur bedingt in einen sinnvollen Zusammenhang bringen. Den Kopf verlieren ist so nur eine Frage der Zeit.

Gegenstrategie:

Passe deinen Schlafrhythmus so an, dass du ausgeschlafen zur Prüfung erscheinen kannst! Achte darauf, dass du während deiner Prüfungsvorbereitung ausreichend Schlaf bekommst und deinem Gehirn Erholung gönnst. Deine Leistungsfähigkeit nimmt mit jeder Stunde Schlafmangel deutlich ab.

Lesetipp:

10 wissenschaftliche Methoden, mit denen du trotz Prüfungsstress besser schlafen kannst

 

3. Du kommst gestresst zur Prüfung.

Ja, ich weiß: Deine Prüfungsvorbereitung ist stressig. Es gibt mehr als genug zu lernen und andere Verpflichtungen wie Nebenjob, Haushalt und soziale Beziehungen nehmen keine Rücksicht auf deine bevorstehende Prüfung. Trotzdem solltest du versuchen, deinen Stresspegel vor einer Prüfung zu senken. Es bringt nur Nachteile mit sich, wenn du abgekämpft und gehetzt zur Prüfung kommst. Erreichst du hingegen einen entspannten Gemütszustand, wird es dir viel einfacher gelingen, Topleistungen abzurufen.

Gegenstrategie:

Unternimm an deinem Prüfungstag alles, um dein Stresslevel zu reduzieren! Verschiebe andere Termine, plane genug Zeit für deinen Weg zur Prüfung ein und stelle sicher, dass du nicht in deiner Konzentration gestört wirst.

Lesetipp:

Die perfekte Morgenroutine für deinen Klausurtag

 

4. Du kennst die Regeln nicht.

Vor der Prüfung befinden sich viele Studenten in einem geistigen Tunnel. Sie fokussieren sich so stark auf die Prüfungssituation, dass sie alles andere um sich herum vergessen. Während der Prüfung kann dieses Verhalten sinnvoll sein – vorher kann es dich jedoch in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Wenn du zu früh abschaltest, bekommst du möglicherweise die Rahmenbedingungen der Prüfung nicht mit (diese werden in der Regel vor der Prüfung verlesen oder schriftlich ausgeteilt). Das hat zur Folge, dass du nicht weißt, wieviel Zeit dir zur Verfügung steht, welche Hilfsmittel erlaub sind oder welche Regeln sonst gelten.

Gegenstrategie:

Informiere dich frühzeitig über die Regeln, die während deiner Prüfung gelten! Was ist erlaubt? Und was nicht? Wie viel Zeit hast du für die Prüfung? Gibt es eine Toiletten-Regelung? Ist eigenes Schmierpapier erlaubt? Darf ein Taschenrechner benutzt werden? Und so weiter.

Lesetipp:

33 nützliche Tipps für deine nächste Klausur, die dir bessere Noten bringen

 

5. Du hast keinen Gesamtüberblick.

Auch während der Prüfung kann dir ein Tunnelblick zum Verhängnis werden. Sobald die Bearbeitungszeit der Prüfung beginnt, verlieren viele Studenten das große Ganze aus dem Blick und sehen jede Fragestellung als isolierte Einheit. Dieser fehlende Gesamtüberblick führt häufig zu Verwirrung, Missverständnissen und am Ende zu Punktverlusten. Versuche daher, während deiner Klausur Verbindungen zu den Themen aus der Vorlesung zu ziehen und setze die Aufgaben in Beziehung zu einander.

Gegenstrategie:

Behalte das Global Picture im Blick! Betrachte deine Klausuraufgaben nicht isoliert, sondern ordne sie in den Gesamtzusammenhang der Vorlesung ein. Auf diese Weise werden dir (eigentlich offensichtliche) Lösungsansätze klar, die dir sonst nicht in den Sinn kommen würden.

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Machst du diese 7 unnötigen Fehler in deiner Klausur?

 

6. Du teilst deine Zeit falsch ein.

Zeitmanagement ist während einer Prüfung wichtiger denn je. Wenn du es verstehst, mit der knappen Ressource Zeit effizient umzugehen, kommst du entspannter durch deine Prüfung und kannst deine volle Energie auf die Beantwortung der Fragen lenken. Dazu ist es wichtig, dass du deine Bearbeitungszeit klug einteilst und jeder Aufgabe eine gewisse Anzahl an Minuten zuordnest. Solltest du hingegen ohne Zeitplan vorgehen, hältst du dich zu lange mit unwichtigen Aufgaben auf gerätst mit Sicherheit in Zeitnot.

Gegenstrategie:

Teile jeder Prüfungsaufgabe eine feste Bearbeitungszeit zu – und halte dich daran! Gewichte die Teilaufgaben deiner Prüfung und rechne die potenziellen Punkte in Minuten um. Schätze die Dauer ab, falls die Punkteverteilung nicht klar sein sollte. Behalte darüber hinaus während deiner Prüfung die Uhr im Blick und stelle sicher, dass du nicht zu lange an einer einzelnen Aufgabe hängen bleibst.

Lesetipp:

10 hilfreiche Strategien, mit denen du während deiner Klausur kostbare Zeit sparen kannst

 

7. Du konzentrierst dich auf andere.

Bei deiner Prüfung sollte für dich nur eine Person von Interesse sein: du selbst. Es darf für dich keine Rollen spielen, wie schnell deine Kommilitonen neben dir arbeiten oder bei welcher Aufgabe sich deine beste Freundin gerade befindet. Es ist egal, ob dein Lernpartner ein Geodreieck benutzt oder schon vor 15 Minuten abgegeben hat. Diese Beobachtungen lenken dich nur ab und zerstören deine Konzentration. Außerdem sagt es nichts, über die Qualität aus, wie schnell oder wie langsam deine Kommilitonen durch die Prüfung kommen.

Gegenstrategie:

Konzentriere dich auf dich! Lenke deinen Fokus nicht auf deine Kommilitonen, sondern beschäftige dich nur mit deiner aktuellen Aufgabe. Sollte dein Blick dennoch zwischenzeitlich abweichen, führe deine Gedanken bewusst zurück und mach dir klar, dass es nicht sinnvoll ist, sich mit anderen zu vergleichen.

Lesetipp:

Warum du dich nicht mit deinen Kommilitonen vergleichen solltest – und wie dir das gelingt

 

8. Du verlierst den Fokus.

Viele Studenten lassen sich während einer Prüfung ablenken. Entweder durch äußere Umwelteinflüsse (wie zum Beispiel Kommilitonen, Aussichtspersonal oder ein offenes Fenster) oder durch interne Störfaktoren. Dazu zählen insbesondere zerstreute Gedanken und eine unfokussierte Arbeitsweise (Mind Wandering). Stelle daher sicher, dass du während deiner Prüfung voll bei der Sache bist und lass dich nicht von Nebensächlichkeiten ablenken. So behältst du deinen Fokus und wirst nie den Kopf verlieren.

Gegenstrategie:

Richte deine volle Konzentration auf deine Prüfung! Notiere störende Gedanken oder spontane Einfälle auf einer separaten Liste und kümmere dich später darum. Lege zudem kurze Konzentrationspausen ein sammle deine mentale Energie für ein paar Sekunden. Diese Zeit ist gut investiert und sorgt dafür, dass du länger fokussiert bleiben kannst.

Lesetipp:

Wie du mit der Fokus-Frage beim Lernen konzentriert und motiviert bleibst

 

9. Du interpretierst zu viel.

Gehörst du auch zu den Menschen, die reflexartig einen Schritt weiterdenken und häufig zwischen Zeilen lesen? Wenn ja, solltest du dieses Verhalten während einer Prüfung nur mit Bedacht einsetzen. Wenn du dir über jede Formulierung im Aufgabentext den Kopf zerbrichst, überall einen versteckten Hinweis vermutest und jede Silbe deiner Antwort hinterfragst, wirst du früher oder später zwangsläufig den Kopf verlieren. Sobald du vor deiner Klausur sitzt, musst du zielstrebig vorgehen. Dabei ist es hilfreich, wenn du reflektiert handelst und nachdenkst – doch du darfst es nicht übertreiben.

Gegenstrategie:

Hör auf damit, deine Prüfungsfragen und-antworten zu überinterpretieren! Unterbrich überflüssige Grübelvorgänge und leite deine abschweifenden Gedanken behutsam zurück auf deine aktuelle Aufgabe.

Lesetipp:

9 Dinge, die mental starke Studenten NICHT tun

 

10. Du hast zu hohe Erwartungen an dich selbst.

Die wenigsten Prüflinge scheitern an zu schwierigen Prüfungsaufgaben. Sie scheitern an ihren eigenen Erwartungen. Versteh mich nicht falsch: Es ist gut, wenn du dir hohe Ziele setzt und entschlossen dafür eintrittst. Dennoch darf dein persönlicher Druck nicht so hoch sein, dass er dich blockiert und du am Ende deinen Kopf verlierst. Überfordere dich nicht und versuche, deine Situation realistisch einzuschätzen.

Gegenstrategie:

Schalte deine persönliche Erwartungshaltung während der Prüfung aus! Denke nicht darüber nach, was du dir wie und wann vorgenommen hast und konzentriere dich stattdessen nur auf die Bearbeitung der Prüfungsfragen.

Lesetipp:

Warum Perfektionismus im Studium wichtig ist und wie du nicht daran kaputt gehst

 

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Fazit

Es ist nicht einfach, in jeder Prüfung ruhig und abgeklärt zu bleiben. Doch mit den richtigen Strategien kannst du deiner besten Leistung sehr nah kommen und katastrophale Blackouts vermeiden. Den Kopf verlieren dann andere – du findest zurück in die Spur, ohne dabei viel Zeit und Nerven zu verlieren.

Die häufigsten Ursachen für mentale Aussetzer in Prüfungssituationen hast du in diesem Artikel kennengelernt. Lies dir die einzelnen Gründe noch einmal durch und überprüfe, in wie weit das Beschriebene auf dich zutrifft. Solltest du eine persönliche Schwachstelle gefunden haben, kannst du mit der jeweiligen Gegenstrategie arbeiten oder dir selbst eine Maßnahme überleben.

Dann kann dir in deinen kommenden Prüfungen nichts mehr passieren.

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

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