Ivy-Lee-Methode: So einfach kannst du Prioritäten setzen und deine To-do-Liste sortieren

Tim Reichel

hilfe der Ivy-Lee-Methode kannst du kluge Prioritäten setzen und deine To-do-Liste sortieren. Damit verbesserst du deine Produktivität und sparst Zeit.

Bild: Ryan McGuire / gratisography.com

Die To-do-Liste der meisten Studenten gleicht einer wilden Stichwortsammlung: Vorlesungsfolien zusammenfassen, Skript lesen, Kapitel 3 im Buch durcharbeiten, einkaufen, Arzttermin vereinbaren, Fallstudie bearbeiten, Schreibtisch aufräumen, lernen, Geld überweisen und so weiter. Struktur? Fehlanzeige. Eindeutige Prioritäten? Träum weiter! Bei solch einer „Planung“ ist es nahezu unmöglich, eine produktive Arbeitsweise zu erreichen. Darunter leidet nicht nur die tägliche Motivation, sondern auch der langfristige Erfolg im Studium.

Ein kleiner Test: Wie häufig kommt es vor, dass du einen Blick auf deine To-do-Liste wirfst und dich fragst: „Joa, alles schön und gut – aber was mache ich als nächstes?“ Oder anders formuliert: Weißt du zu jeder Zeit, was deine aktuell wichtigste Aufgabe ist?

Dieses Bewusstsein fehlt vielen deiner Kommilitonen – und vielleicht auch dir. Das Problem ist dabei nicht, dass du zu wenig Zeit hast oder zu faul bist, um dich um deine Aufgaben zu kümmern. Deine Priorisierung ist lediglich unklar. Doch dadurch fällt es dir schwer, deinen Fokus auf die wichtigen Dinge in deinem Studium zu richten. Stattdessen verschwendest du deine Zeit mit unnötigem Kleinkram oder lässt dich von der Vielzahl deiner To-dos lähmen.

Höchste Zeit, diesen Zustand zu ändern. Und dabei kann dir die Ivy-Lee-Methode helfen.

 

Ursprung der Ivy-Lee-Methode

Vor ungefähr 100 Jahren wurde der Produktivitätsexperte Ivy Lee für eine Methode berühmt, die später seinen Namen tragen sollte. Einer der damals reichsten Menschen auf dieser Welt – der Stahlunternehmer Charles Schwab – beauftragte Lee damit, ihn und seine Mitarbeiter effizienter zu machen. Ziel war es, die Produktivität des Unternehmens zu verbessern, sodass die Arbeiter in der gleichen Zeit mehr schaffen sollten.

Lee nahm den Auftrag an und unterbreitete Schwab ein ungewöhnliches Angebot:

Geben Sie mir 15 Minuten mit Ihnen und Ihren Führungskräften. Anschließend können Sie meine Methode testen und wenn Sie damit zurechtkommen, bezahlen Sie mir nach drei Monaten, was Sie für angemessen halten.

Lee verdiente ein Vermögen. Die Ergebnisse der Methode waren so herausragend, dass er für seine Arbeit einen Scheck über 25.000 Dollar bekam – eine horrende Summe zur damaligen Zeit. Daher ist die Ivy-Lee-Methode auch unter dem Namen „25.000-Dollar-Methode“ bekannt. Was hinter seinem Ansatz steckt und wie die Methode funktioniert sehen wir uns jetzt an.

 

So funktioniert die Ivy-Lee-Methode

Lee entwickelte einen System, bei dem mit nahezu minimalem Aufwand mehr Produktivität und bessere Ergebnisse erzielt werden können. Dazu brauchst du nichts weiter als einen Stift und ein Blatt Papier.

Im ersten Schritt erstellst du eine Liste mit deinen wichtigsten Aufgaben. Im Original ist die Rede von sechs To-dos, aber die Anzahl sollte sich nach deiner individuellen Leistungsfähigkeit und der Komplexität der Aufgaben richten. Anschließend bestimmst du Prioritäten und ordnest deine Aufgaben der Wichtigkeit nach:

  • Wichtigste Aufgabe
  • Zweitwichtigste Aufgabe
  • Drittwichtigste Aufgabe
  • Viertwichtigste Aufgabe
  • Fünftwichtigste Aufgabe
  • Sechstwichtigste Aufgabe
  • usw.

Nun beginnst du mit der Abarbeitung deiner Liste und konzentrierst dich voll und ganz auf die Aktivität mit der höchsten Priorität. Alles andere blendest du aus. Sobald du die erste Aufgabe erledigt hast, aktualisierst du deine To-do-Liste: Sind neue, wichtige Aufgaben hinzugekommen? Haben sich alte Aufgaben von selbst erledigt oder können gestrichen werden? Sind deine Prioritäten noch aktuell?

Wenn deine Liste auf dem neusten Stand ist, beginnt du erneut mit der wichtigsten Aufgabe und arbeitest diese mit höchster Konzentration ab. Danach aktualisierst du wieder deine Liste und so weiter. Die Ivy-Lee-Methode kannst du dir ungefähr so vorstellen:

Am Ende des Tages überträgst du alle unerledigten Aufgaben auf eine neue Liste, planst deine Aktivitäten für den nächsten Tag und priorisierst erneut. Am nächsten Tag geht es dann wieder von vorne los. Eigentlich zu simpel, oder? Nun, eine der Stärken der Ivy-Lee-Methode liegt in ihrer Einfachheit, aber es steckt noch mehr dahinter.

 

Vorteile der Ivy-Lee-Methode

Zwei Gegebenheiten machen diese Methode so stark. Erstens bringt dich der Ivy-Lee-Algorithmus dazu, als erstes mit deiner wichtigsten Aufgabe zu beginnen. Du kümmerst dich nicht erst um Kleinigkeiten und verschwendest deine Zeit, sondern bist direkt voll bei der Sache. Zweitens sorgen die Aktualisierungsvorgänge für eine kontinuierliche Bewertung deiner Aufgaben. Dadurch kümmerst du dich grundsätzlich nur um deine oberste Priorität.

Daraus ergeben sich zahlreiche Vorteile für dich und deine Arbeitsweise:

  • Du strukturierst deine To-do-Liste.
  • Du behältst den Überblick über deine Aufgaben.
  • Du weißt zu jeder Zeit, welche Aktivität am wichtigsten ist.
  • Du kannst flexibel auf neue Herausforderungen reagieren.
  • Du lässt dich weniger ablenken.
  • Du erzielst bessere Ergebnisse.
  • Du sparst Zeit.

Außerdem kannst du die Ivy-Lee-Methode schnell anwenden und damit in kürzester Zeit für eine bessere Organisation in deinem Studium sorgen. Wie dir das konkret gelingen kann, zeige ich dir jetzt.

 

So priorisierst du mithilfe der Ivy-Lee-Methode deine To-do-Liste

Um die letzten Unklarheiten zu beseitigen, habe ich eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für dich erstellt, mit deren Hilfe du sofort deine To-do-Liste updaten kannst. Nach nur fünf kleinen Schritten bist du fertig und kannst dir die Vorzüge der Ivy-Lee-Methode zunutze machen.

 

Schritt 1: Sammle deine Aufgaben!

Schreibe alle Aufgaben, To-dos und Verpflichtungen auf, mit denen du dich aktuell auseinandersetzen musst. Nimm dabei noch keine Bewertung vor, sondern trage zuerst alle Informationen zusammen.

 

Schritt 2: Vergib Prioritäten!

Weise nun jedem Eintrag auf deiner Liste eine Priorität zu, indem du deine Aufgaben einzeln bewertest. Dazu kannst du zum Beispiel eine Skala von 1 (unwichtig) bis 10 (sehr wichtig) verwenden oder ein anderes Schema zur Abgrenzung einsetzen.

 

Schritt 3: Sortiere deine Aufgaben!

Nun erstellst du eine neue Liste und sortierst deine Aufgaben der Priorität nach. Ganz oben steht deine wichtigste Aufgabe, dann folgt die zweitwichtigste und so weiter.

 

Schritt 4: Beginne sofort mit der wichtigsten Aufgabe!

Sobald du deine neue To-do-Liste fertiggestellt hast, nimmst du den Schwung mit und kümmerst dich sofort um deine wichtigste Aufgabe. Denk nicht lange darüber nach, sondern fang einfach an – und höre nicht eher auf, bis du die Aufgabe erledigt hast.

 

Schritt 5: Aktualisiere deine Liste!

Sobald du mit deiner Arbeit fertig bist, wirfst du einen kritischen Blick auf deine To-do-Liste und überlegst, ob neue Aufgaben dazu gekommen sind oder sich deine Prioritäten verschoben haben. Passe deine Liste gegebenenfalls an und mache dann mit der nächsten Aufgabe weiter.

 

Fazit

Die Ivy-Lee-Methode ist ein einfaches Produktivitätswerkzeug zur Sortierung deiner To-do-Liste. Mithilfe dieser Methode kannst du eindeutige Prioritäten vergeben und sicherstellen, dass du deine Zeit für die wichtigen Dinge in deinem Studium einsetzt. Unklare und lähmende Aufgabensammlungen, die dich nicht weiterbringen, gehören damit der Vergangenheit an.

Die größte Kraft entwickelt die Methode, wenn du sie abends anwendest und deinen nächsten Tag im Voraus planst. Auf diese Weise weißt du nach dem Aufstehen direkt, was zu tun ist und kannst deine volle Konzentration auf deine wichtigste Aufgabe richten.

Wenn du dieses Vorgehen konsequent anwendest, wirst du schon nach wenigen Tagen eine spürbare Verbesserung deiner Arbeitsweise feststellen. Du wirst klarer denken, fokussierter studieren und mehr schaffen. Das wäre doch einen Versuch wert, oder?

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

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