Willst du maximale Erholung? Dann arbeite eine Stunde am Wochenende für dein Studium – und zwar so

Tim Reichel

Erholung am Wochenende: Dein Studium wird dich am Wochenende nicht loslassen, bis du deine Woche abhakst und anschließend einen Plan für die Zukunft erstellst

Bild: Jiří Wagner / unsplash.com

„Für maximale Erholung soll ich eine Stunde arbeiten? Und das auch noch am Wochenende? Willst du mich verarschen?“

Langsam. Ich zeige dir gleich, worauf ich hinaus will.

Zunächst aber: Ich kann deine Skepsis verstehen. Vielen Studenten ist ihr Wochenende heilig: Unter der Woche ist das Studium dran; Samstag und Sonntag stehen Ausschlafen, Partys und Freizeit auf der Tagesordnung. Am Wochenende wird allerhöchstens etwas für die Uni getan, wenn demnächst Prüfungen anstehen oder der Abgabetermin einer Studienarbeit näher rückt.

Doch genau an dieser Stelle begehen sie einen schwerwiegenden Denkfehler. Erholung schließt Arbeit nämlich nicht aus.

Tatsache ist: Viele Studenten können am Wochenende gar nicht richtig abschalten und ihre Batterien neu aufladen. Warum? Weil sie sich unterbewusst weiterhin mit ihrem Studium befassen. Die Verpflichtungen und Deadlines lassen sie nicht los. Sie müssen unentwegt an die bevorstehenden Aufgaben denken oder bekommen bei dem Gedanken an Freizeit ein schlechtes Gewissen – weil sie eigentlich so viel zu tun hätten.

Die Ungewissheit nagt an ihnen. Die vielen unerledigten Punkte auf ihrer To-do-Liste erzeugen so viel Druck, dass echte Erholung kaum möglich ist. Körperlich können sie sich vielleicht eine kurze Pause verschaffen, doch zu mentaler Frische gelangen sie nicht – denn dafür müssten sie den Unistress hinter sich lassen.

Die Frage ist also: Wie schaffst du es, dich am Wochenende wirklich zu erholen und dir eine echte Pause zu gönnen?

Ich hätte da einen Vorschlag.

 

Eine Stunde Arbeit – maximale Erholung

Kopfarbeiter (und dazu gehörst du als Student) bekommen Erholung nicht geschenkt. Es ist vielmehr so, dass sich moderne Studenten ihre Auszeiten erstmal erarbeiten müssen. Es reicht nicht aus, sich gemütlich aufs Sofa zu legen. Deinen Kopf schaltest du damit nämlich nicht aus; deine Gedanken werden nicht damit aufhören, um die nächste Prüfung zu kreisen, nur weil du die Beine hochlegst.

Doch echte Erholung kannst du dir erarbeiten.

Dazu drei gute Nachrichten: Erstens ist es nicht besonders aufwändig, zweitens brauchst du dafür nur eine Stunde Zeit und drittens wirst du mithilfe des folgenden Plans nebenbei zu einem besseren Studenten. Hört sich gut an? Dann nimm dir 60 Minuten Zeit und rette dein Wochenende – und zwar so:

 

Schaffe Ordnung!

Einer der häufigsten Gründe für Unausgeglichenheit ist Unordnung. In der Wohnung, auf dem Schreibtisch, im Kopf. Deshalb besteht der erste Schritt für mehr Erholung darin, Ordnung zu schaffen. Damit meine ich nicht, dass du einen ausgiebigen Frühjahrputz erledigen und deine vier Wände auf Hochglanz polieren sollst, sondern: Bringe Ordnung in deine Studienunterlagen und deine Gedanken.

Sammle deine Bücher ordentlich in einem Regal, räume deine Tasche oder deinen Rucksack auf, sortiere deine Blattsammlung in verschiedene Ordner ein und miste deine College-Blöcke aus. Beseitige das Chaos in deinen Unterlagen, damit es kein Gefühl von Unordnung auf dich übertragen kann.

Anschließend gehst du einen Schritt weiter und überträgst die Ordnungsaktion auf dein wichtigstes Kapital: deinen Kopf. Sammle deine Gedanken und Einfälle dazu auf einer Liste und erstelle eine komplette Sammlung aller Dinge, die dich aktuell beschäftigen. Schreibe alles auf und lege es an einem externen Ort (außerhalb deines Kopfes) ab. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du dabei genau vorgehen kannst.

Dauer: 10 Minuten

 

Wiederhole deine Vorlesung!

Nachdem du für Ordnung gesorgt hast, wechselst du nun auf die inhaltliche Ebene deines Studiums und rekapitulierst die Univeranstaltungen, die du im Laufe der vergangenen Woche besucht hast. Versuche deine Vorlesungen, Seminare und Übungen einzeln nachzuvollziehen und gehe dabei deine Mitschriften durch.

Was waren die Kernthemen? Welche Aspekte waren besonders wichtig? Was hast du dir aufgeschrieben und markiert? Dadurch, dass du deine Vorlesungen und Co. in aller Kürze wiederholst, bleiben die wesentlichen Inhalte besser in deinem Gedächtnis haften. Diese Mini-Lerneinheit beruhigt außerdem dein Gewissen und führt dazu, dass du einen soliden Überblick über deine Uniwoche bekommst.

Dauer: 10 Minuten

 

Schreibe nur einen Satz!

Hast du deine aktuellen Unterlagen gesichtet und kurz wiederholt? Sehr gut, denn jetzt gehst du noch einen Schritt weiter und verschaffst dir damit einen nachhaltigen Lerneffekt. Alles, was du dazu tun musst, ist: Fasse deine Vorlesung oder das Kapitel aus dem Buch in nur einem Satz zusammen! Keine detaillierte Zusammenfassung, kein Absatz, keine Aufzählungen – nur ein einziger Satz.

Durch die Beschränkung auf einen Satz musst du dich auf die allerwichtigsten Dinge konzentrieren und verschwendest keine Zeit mit Nebensächlichkeiten. Du stellst die wichtigsten Kernaussagen heraus und kommst ohne Umschweife zum Punkt. Die zentralen Inhalte speicherst du so in deinem Gedächtnis ab und bereitest gleichzeitig deine späteren Lernsessions für die kommende Prüfungsphase vor.

Ein paar Beispiele aus meinem Buch „50 Dinge, die du für dein Studium tun kannst, auch wenn du keine Zeit hast“:

  • „In der Vorlesung wurde die Fallstudie von Müller vorgestellt, in der gezeigt wurde, dass…“
  • „In dem Kapitel wird der XY-Prozess beschrieben, der so funktioniert: …“
  • „Der Autor beschreibt…“

Dauer: 10 Minuten

 

Lies am Wochenende!

Ordnung: Check. Überblick: Check. Kurze Wiederholung: Check. Die zentralen Themen deiner vergangenen Woche hast du nachbereitet und damit bereits für einen großen Batzen Entlastung gesorgt. Damit dieser Effekt eine noch nachhaltigere Entwicklung nimmt, tauchst du jetzt tiefer in die Materie ein – und dazu reicht es schon aus, wenn du etwas liest.

Schnapp dir ein Manuskript oder ein passendes Lehrbuch und lies dir die relevanten Passagen der letzten Woche durch. Nimm dir für jedes deiner Module nicht mehr als drei bis fünf Minuten Zeit und überfliege die wichtigsten Inhalte. Du musst dabei nicht jede Information aufnehmen oder parallel an einer perfekten Zusammenfassung arbeiten. Es geht nur darum, dass du dich etwas in die verschiedenen Themen einliest. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du das möglichst produktiv machst.

Über das ganze Semester gerechnet kommst du mit dieser Technik auf mehrere Stunden Lesezeit, wodurch du nicht nur ein besseres Gesamtverständnis erzielst, sondern auch deinen Lernfortschritt kontinuierlich verbesserst. Du bleibst sozusagen am Ball und baust dir mit wenig Einsatz eine komfortable Wissensbasis für die kommende Prüfungsvorbereitung auf.

Dauer: 20 Minuten

 

Lege Ziele für die nächste Woche fest!

Deine vergangene Uniwoche ist damit abgeschlossen. Zeit, einen Blick in die Zukunft zu riskieren und deine Ziele für die nächste Woche aufzuschreiben. Denn nur, wenn du heute bestimmst, was du morgen erreichen möchtest, kannst du den genauen Weg dorthin festlegen und die richtigen Schritte unternehmen. Sonst nicht.

Sobald du einen Plan für die nächste Woche erstellt hast, kannst du abschalten und dein Wochenende in vollen Zügen genießen. Du brauchst dir dann keine Gedanken mehr darüber zu machen, was du wann erledigen musst und welche Termine du nicht vergessen darfst. Diese Ziele stehen schließlich bereits fest und befinden sich auf deinem Wochenplan.

Fertige dazu eine neue To-do-Liste für deine kommende Woche an und trage alle Aufgaben, Termine und Informationen ein, die du nicht vergessen darfst. Sei dabei detailliert und definiere zu jeder Aufgabe Zwischenschritte sowie eine feste Deadline. Dabei geht es nicht darum, einen möglichst vollen Wochenplan zu entwickeln, der dich antreibt; es sollen vielmehr alle losen Enden auf einer Liste gesammelt werden, damit du den Kopf frei bekommst und keine mentale Energie verschwenden musst.

Dauer: 10 Minuten

 

Fazit

Wenn du dich am Wochenende maximal erholen und deine Freizeit genießen möchtest, reicht es nicht aus, die Tasche mit deinem Unikram in die Ecke zu werfen und in deine Lieblingsjogginghose zu schlüpfen. Dein Studium wird dich nicht loslassen und weiterhin in deinen Gedanken herumspuken – bis du deine vergangene Woche klug abhakst und anschließend einen groben Plan für die Zukunft aufstellst.

Halte dich an diese fünf einfachen Schritte und dein Wochenende wird großartig:

  • Schaffe Ordnung! (10 Minuten)
  • Rekapituliere deine Vorlesung! (10 Minuten)
  • Schreibe nur einen Satz! (10 Minuten)
  • Lies! (20 Minuten)
  • Lege Ziele für die nächste Woche fest! (10 Minuten)

Vielleicht musst du am Anfang etwas mehr Zeit als eine Stunde investieren, aber du wirst schnell besser werden und effektive Routinen entwickeln. Außerdem wird sich der Aufwand für dich lohnen: Mithilfe der kleinen Aktionen wird es dir nicht nur gelingen, für eine angenehme Balance in deinem Studentenleben zu sorgen; du verbesserst gleichzeitig deine mentale Gesundheit und erhöhst die Qualität deiner Freizeit. Dass dir die zusätzlichen Lerneinheiten bessere Noten und weniger Stress während der Prüfungsvorbereitung verschaffen werden, ist im Gegensatz dazu schon fast zweitrangig.

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

  • Also den grundsätzlichen Gedanken hinter dem Artikel finde ich gut, aber die einzelnen Zeitabschnitte und somit die Stunde ist leider deutlich zu wenig, vorallem wenn man nicht nur eine Vorlesung zum Nachbereiten hat, sondern mehrere.
    Bei meinem Studiengang habe ich das Gefühl es gibt kein Wochenende mehr solange das Studium läuft 🙈😅

    LG Lisa

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