Warum du dir im Studium regelmäßige Auszeiten gönnen solltest

Tim Reichel

Auszeiten im Studium haben einen schlechten Ruf. Pausen gelten als Luxus – dabei sind sie das Gegenteil, denn sie sind genauso wichtig wie die Arbeit selbst

Bild: rawpixel.com / unsplash.com

Studieren ist ein Fulltime-Job.

Doch für Außenstehende sieht ein Studium nach einem großen Freizeitspaß aus: flexible Zeiteinteilung, langes Ausschlafen, freiwillige Vorlesungen. In jedem Semester gibt es zwar ein paar Prüfungen, aber die werden ohnehin bestanden, wenn man zwei, maximal drei Tage dafür lernt. Als Belohnung dafür gibt es dann monatelange Semesterferien, in denen die faulen Studenten ausgiebig feiern und Urlaub machen können.

Wozu also Auszeiten? Ist ein Studium nicht eine große Auszeit an sich?

Nein, denn die Realität sieht anders aus.

Der Kalender eines Studenten, der sein Studium ernst nimmt, ist genauso voll, wie der eines angehenden Topmanagers. 50 bis 60 Stunden in der Woche gehen fürs Studieren drauf. In stressigen Phasen häufig auch mehr. Viele offizielle Studienpläne orientieren sich an einer 40-Stunden-Woche. Sie berücksichtigen allerdings nicht die Zeit, die für Prüfungsvorbereitung, ineffizientes Lernen und freiwillige Zusatzprojekte im Studium verloren gehen. Von Nebenjobs und organisatorischem Kram ganz zu schweigen.

Lass mich dein Semester in wenigen Sätzen zusammenfassen: Während der Vorlesungszeit hetzt du von einer Univeranstaltung zur nächsten. Du triffst dich mit deiner Lerngruppe, kämpfst dich durch Skripte oder Bücher und versuchst verzweifelt, deinen Lernplan einzuhalten. Nebenbei hast du vielleicht noch einen Studentenjob und musst dich um deine Wohnung kümmern. Wenn du dann noch eine Studienarbeit schreiben musst oder andere Verpflichtungen hast, bleibt noch weniger freie Zeit übrig. Nach den Vorlesungen wird es nicht besser, denn jetzt kommen die Prüfungen. Das heißt für dich: endlos lange Klausurvorbereitungen, lernen bis an die Schmerzgrenze und jede Menge Prüfungsstress. Dein Kalender ist voll bis obenhin. Und damit bist du keine Ausnahme.

Jeder zweite Student fühlt sich laut einer aktuellen Umfrage gelegentlich mit seiner Studiensituation überfordert. Und was tun diese Studenten, wenn sie an ihre Grenzen stoßen? Die meisten beißen auf die Zähne und machen weiter – bis sie schließlich abgekämpft sind und aufgeben müssen. Erschöpfungs- und Depressionskrankheiten wie Burnout sind die Folge. Stumpfes Weiterarbeiten ist demnach keine angemessene Lösung. Regelmäßige Auszeiten, strategische Pausen und Erholung sind es sehr wohl.

Warum das so ist, erkläre ich in diesem Artikel.

 

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Warum regelmäßige Auszeiten im Studium so wichtig sind

Menschen, die ohne Unterbrechung performen, werden unglücklich, machen überflüssige Fehler und fallen weit zurück. Genau deshalb sind Auszeiten im Studium so wichtig – und dies sind die fünf wichtigsten Gründe, die dafür sprechen:

  • Du bleibst gesund
  • Du verbesserst deine Leistungsfähigkeit
  • Du verzettelst dich nicht
  • Du förderst deine Kreativität
  • Du erhöhst deine Lebensqualität

Sehen wir uns diese Punkte etwas genauer an.

 

Du bleibst gesund

Für ein erfolgreiches Studium brauchst du nicht viel: die richtige Einstellung, einen guten Plan, ausreichend Zeit und Energie. Doch all das basiert auf einer einzigen Sache: deiner Gesundheit. Fit zu bleiben, sollte daher eines deiner obersten Ziele beim Studieren sein. Denn wenn du krank wirst, kannst du dich nicht 100 Prozent auf dein Studium konzentrieren. Deine Motivation nimmt ab und du kannst nicht klar denken. Außerdem musst du Zeit in deine Genesung investieren und wirst deine Herausforderung nicht mit voller Kraft anpacken können.

Regelmäßige Auszeiten sorgen dafür, dass du körperlich und mental gesund bleibst. Wenn du rund um die Uhr, sieben Tage die Woche arbeitest und andauernd unter Strom stehst, schwächst du damit dein Immunsystem. Du wirst anfälliger für Krankheiten, deine Muskeln verspannen sich und du hast häufig mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Hinzukommen Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und andere Symptome. Gleiches gilt für mentale Erkrankungen. Burnout und Depression schleichen sich langsam und versteckt in dein Leben und führen zu einem Erschöpfungsgrad, den du nur schwer alleine in den Griff bekommen kannst. Hin und wieder eine kleine Auszeit ist die beste Medizin dagegen.

 

Du verbesserst deine Leistungsfähigkeit

Für viele Studenten steht eine Auszeit für Stillstand. In dieser Zeit wird schließlich nicht gearbeitet und die Aufgaben auf der To-do-Liste erledigen sich nicht von selbst. Doch dieser Gedanke greift zu kurz. Es ist richtig, dass du während einer Pause keine Arbeit verrichten kannst, langfristig sorgen regelmäßige Pausen jedoch für eine Erhöhung deiner Leistungsfähigkeit. Der Grund dafür liegt im Wechsel bzw. in der Kombination von aktiven Leistungsphasen und passiven Erholungseinheiten.

Kein Mensch kann sich für mehrere Stunden am Stück auf höchstem Niveau konzentrieren. Für 30 bis 90 Minuten ist dies jedoch ohne Probleme möglich. Kombinierst du diese Leistungsphasen nun mit 5- bis 10-minütigen Pausen, kannst du viele produktive Einheiten aneinanderreihen, ohne einen nennenswerten Leistungsabfall zu bemerken. Solltest du bisher in viel zu großen Zeitblöcken lernen und arbeiten, wirst du sogar einen Leistungsanstieg feststellen, weil die der Einsatz von kurzen Auszeiten effizienter macht.

 

Du verzettelst dich nicht

Jeder verläuft sich irgendwann einmal. Beim Lernen, während der Klausur oder im Studium generell. Du, ich – wir alle. Wenn wir uns auf eine bestimmte Sache konzentrieren und verbissen daran arbeiten, setzen wir im übertragenen Sinn Scheuklappen auf. Wir blenden alles andere aus und richten unsere ganze Aufmerksamkeit auf die aktuell wichtigste Herausforderung. Dieses Vorgehen ist an sich klug, doch es birgt eine große Gefahr. Denn wenn wir nicht aufpassen, behalten wir die Scheuklappen zu lange auf und verlieren dabei den Blick fürs große Ganze.

Wenn du dich für einen längeren Zeitraum ohne Unterbrechung mit ein und derselben Aufgabe beschäftigst, wirst du betriebsblind. Und diese Blindheit kann all deine vorherigen Anstrengungen zunichtemachen. Um das zu verhindern, brauchst du etwas Abstand zu dir und deinen Handlungen. Und diesen Abstand holst du dir mit einer Auszeit. Wenn du regelmäßige Pausen in deinem Studium zulässt und dir gelegentlich eine größere Auszeit gönnst, minimierst du das Risiko, dich zu verzetteln. Du behältst dein Global Picture im Blick und kannst den von dir eingeschlagenen Weg objektiv beurteilen – und bei Bedarf Kurzkorrekturen vornehmen.

 

Du förderst deine Kreativität

Hast du schon einmal versucht, auf Kopfdruck kreativ zu sein? Kannst du – egal zu welchem Zeitpunkt – einen passenden Absatz für deine nächste Studienarbeit formulieren oder unter Druck ein originelles Anwendungsbeispiel für deine nächste Prüfungsvorbereitung aus dem Hut zaubern? Nein? Ich auch nicht. Niemand kann es. Denn Kreativität kann man nur schlecht erzwingen. Natürlich gibt es ein paar brauchbare Techniken zur Ideenfindung, doch freie, unbekümmerte Kreativität kommt von allein. Oder eben nicht.

Größere Auszeiten und kleine Schaffenspausen helfen dir dabei, kreativ zu bleiben. Wenn dein Geist den kompletten Tag arbeitet und nur selten zu Ruhe kommt, wird er irgendwann verkümmern. Deine Gedanken kreisen dann nicht mehr frei umher. Sie suchen nicht mehr nach neuen Wegen, sondern halten sich nur noch an deine vordiktierten Denkmuster und verlassen diese kaum noch. Kurzfristig macht dich das effizient – langfristig begrenzt es dein Potenzial.

 

Du erhöhst deine Lebensqualität

Menschen, die sich regelmäßig ausruhen, sind glücklicher und zufriedener. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass diejenigen Personen, deren kompletter Lebensinhalt nicht nur aus Arbeit und Leistung besteht, ein erfüllteres Leben führen. Diese Menschen haben eine ausgeglichenere Lebensweise, weil sie auf ihre Work-Life-Balance achten. Sie stellen Ihrer Arbeit andere Bereiche wie Familie, Freunde, Freizeit und Gesundheit gegenüber.

Für dich und dein Studium sollte daher das Gleiche gelten. Wenn du deine Zeit komplett fürs Studieren einsetzt, wird aus dir zwar ein erfolgreicher Student – aber ein unzufriedener. Obwohl du gute Noten, eine kurze Studiendauer und das Praktikum bei Google vorweisen kannst, bist du unglücklich. Darum jetzt die Preisfrage: Findest du diesen Tausch angemessen? Ist es okay für dich, dein persönliches Glück gegen ein paar Kennzahlen und Eintragungen im Lebenslauf einzutauschen? Falls nicht, solltest du über eine kurze Auszeit nachdenken.

 

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Fazit

Auszeiten haben einen schlechten Ruf. In den Köpfen vieler Menschen gelten sie als Zeichen von Schwäche. Legt jemand ein Päuschen ein, wird diese Person als faul und unzuverlässig abgestempelt. Sie leistet nichts und ruht sich auf dem Rücken der Gesellschaft aus. Anstatt „richtig“ zu arbeiten, denkt sie nur an sich und weiß nichts mit ihrer Zeit anzufangen. Pausen gelten als Luxusgut – dabei sind sie das genaue Gegenteil.

Pausen und Auszeiten sind genauso wichtig wie die Arbeit selbst. Ja, beim Studieren musst du fokussiert und fleißig sein – auf Dauer gelingt dir das aber nur, wenn du regelmäßige Pause einlegst und dich zwischendurch erholst. Niemand kann ohne Unterbrechung Topleistungen abrufen und ständig an die eigenen Grenzen gehen. Auszeiten schärfen zudem deinen Blick fürs Wesentliche und helfen dir dabei, deine Ziele entschlossen zu verfolgen.

Sie sind außerdem ein natürliches Wundermittel gegen physische und mentale Krankheiten und liefert die Grundlage für ein glückliches Studentenleben. Dabei kommt es weniger auf die Länge deiner Auszeiten an, sondern viel mehr auf deren Frequenz und Qualität. Achte darauf, dass du dir regelmäßige Pausen gönnst und dich in diesen Phasen auch wirklich erholst. Ein stressiger Urlaub in Australien kann dabei weniger nützlich sein als fünf entspannte Minuten auf der Couch oder im Park.

Und fünf Minuten hast du immer.

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

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