Morgens oder abends lernen? So findest du deinen persönlichen Lernrhythmus!

Tim Reichel

In diesem Artikel lernst du, wie du deine persönliche Leistungskurve findest und deinen Lernrhythmus so anpasst, dass du besser lernen kannst.

Bild: Icons8 team / unsplash.com

Wenn es darauf ankommt, arbeiten Studenten den kompletten Tag durch: kurz vor der Prüfung, in der Nacht vor dem Vortrag oder am Abgabetag der Abschlussarbeit. Der Druck etwas liefern zu müssen, wirkt leistungssteigernd und entfacht eine ungeheure Motivation. Doch das sind Ausnahmesituationen. Im Normalfall schwankt die Produktivität über den Tag verteilt. Oder anders formuliert: Jeder Mensch hat Tageszeiten, zu denen es besonders gut läuft – oder eben gar nicht.

Du kennst das: Es gibt Phasen am Tag, an denen du hochkonzentriert bei der Sache bist. Die kompliziertesten Aufgaben gehen dir dann leicht von der Hand und du lässt dich von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen. Doch im Gegensatz dazu gibt es auch Tagesabschnitte, in denen du ganze Brettersammlungen vorm Kopf hast und überhaupt nichts auf die Reihe bekommst.

Die Ursache ist in beiden Fällen dieselbe: dein Biorhythmus.

Wie sich daraus deine persönliche Leistungskurve ableitet und was das für deinen Lernrhythmus bedeutet, zeige ich dir in diesem Artikel.

 

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Besser Lernen dank der Leistungskurve

Deine Leistungsfähigkeit ist über den Tag verteilt nicht auf einem konstanten Niveau; sie schwankt und richtet sich nach deinem Biorhythmus. Das heißt für dich: Es gibt Tagesphasen, in denen du superproduktiv bist, effizient auswendig lernen kannst und jeden Satz deines Professors verstehst. Es gibt aber auch Zeiten, in denen du gar nichts gebacken bekommst und Studieren das Letzte ist, was du tun solltest.

Diese Schwankungen spiegeln sich in deiner Leistungskurve wider. In allgemeiner Form sieht das dann so aus:

Diese Kurve zeigt dir, zu welcher Tageszeit sich deine Leistungsfähigkeit über oder unter deinem Grundniveau von 100 Prozent befindet. Damit kannst du direkte Rückschlüsse auf deine Konzentration und Motivation ziehen und besser abschätzen, wann du dich überhaupt erst zum Lernen an den Schreibtisch setzen solltest.

Die beiden häufigsten Formen dieser Verteilung schauen wir uns jetzt gemeinsam an.

 

Morgens lernen

Die charakteristischen Schwankungen aus dem Beispiel von oben bilden die Leistungskurve eines sogenannten Morgenmenschen ab: Ab 6:00 Uhr steigt die Leistungsfähigkeit an und erreicht ein erstes Hoch gegen 10:00 Uhr. Danach fällt die Kurve ab und leitet gegen 14:00 Uhr das Mittagstief ein. Abends – gegen 20:00 Uhr – entsteht noch ein zweites Hoch, bevor es dann Richtung Bett und (Tief-)Schlafphase geht.

Insgesamt gibt es also zwei dominante Hochs und Tiefs in deinem Tagesablauf:

Nach dieser Kurve solltest du deine intensivsten Lerneinheiten auf die frühen Morgenstunden verlegen, dich im Mittagstief erholen und dich abends erneut vor die Bücher setzen. Diese Form der Leistungskurve wird häufig als Standardzustand angegeben – insbesondere, weil die Strukturen in unserer Arbeitswelt darauf ausgerichtet sind. Doch es gibt auch ein Gegenmodell dazu.

 

Abends lernen

Wenn du nicht zur Morgenmenschfraktion gehörst und eher nachtaktiv bist, ist deine Leistungskurve automatisch horizontal verschoben – und mit ihr deine Hochs und Tiefs. Deine erste produktive Phase beginnt dann nicht morgens um 6:00 Uhr, sondern am späten Vormittag. Dein erstes Hoch tritt dann gegen 14:00 Uhr ein und das folgende Tief verschiebt sich auf die frühen Abendstunden (20:00 Uhr). Ein zweites Hoch wird gegen Mitternacht erreicht.

So sähe deine Leistungskurve in diesem Fall aus:

Im Vergleich zum ersten Beispiel muss nun deine Lernplanung angepasst werden: Anstatt am Morgen die ersten Lerneinheiten durchzuführen, solltest du besser bis zur Mittagszeit damit warten. Gegen 8:00 Uhr steckst du nämlich noch in deinem ersten Tief fest und musst dich erst nach vorne kämpfen. Am frühen Abend solltest du dich zurückziehen und ausruhen, während du gegen 0:00 Uhr noch einmal loslegen kannst.

So weit, so gut.

Aber jeder Mensch hat einen individuellen Biorhythmus und seine eigene, persönliche Leistungskurve. Neben diesem Exemplar gibt es noch unzählige weitere Variationen der Leistungskurve: Sie kann noch weiter nach rechts verschoben sein und selbstverständlich auch mehr oder weniger als zwei Hochs und Tiefs besitzen. Die Schwankungen können außerdem auch stärker oder schwächer ausfallen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten.

Vorgefertigte Konzepte wie die beiden von oben kannst du leider nicht eins zu eins übernehmen – du brauchst etwas Eigenes.

 

So findest du deinen persönlichen Lernrhythmus

Damit du über Tag verteilt effizienter lernen kannst, musst du deine eigene Leistungskurve finden. Du musst wissen, wann deine Hoch- und Tiefphasen sind, denn erst dann kannst du deine Aufgaben sinnvoll organisieren und deine Zeit produktiv nutzen. Dazu musst du deine Leistungsfähigkeit im Laufe des Tages bewusst beobachten und festhalten, wann du dich in welchem Zustand befindest.

Dazu kannst du ein ähnliches Gitternetz wie aus den Diagrammen als Vorlage benutzen und für jede Uhrzeit den Eindruck zu deiner Leistungsfähigkeit notieren. Durch dieses Protokollieren zeichnet sich nach kurzer Zeit ein grobes Profil deiner persönlichen Leistungskurve ab.

Diese Fragen helfen dir zusätzlich dabei, deine Leistungskurve genauer zu definieren:

  • Wann stehst du auf?
  • Zu welchen Zeiten kannst du dich gut konzentrieren?
  • Wann fällt es dir leicht, mit der Arbeit anzufangen?
  • Wann bist du besonders produktiv?
  • Zu welchen Zeiten machst du Pause?
  • Wann isst du?
  • In welchen Phasen am Tag läuft bei dir gar nichts?
  • Wann bist du häufig abgelenkt und unaufmerksam?
  • Zu welchen Zeiten hast du Lust auf soziale Kontakte?
  • Wann gehst du ins Bett?

Sobald du deine Leistungskurve kennst, kannst du deinen Lernrhythmus entsprechend anpassen.

 

Den eigenen Lernrhythmus richtig nutzen

Keine Leistungskurve ist an sich gut oder schlecht – keine Version ist besser als eine andere. Sie sind einfach verschieden. Wichtig ist nur, dass du deine Leistungskurve kennst und deine Hochs und Tiefs klug nutzt. Dabei legst du anspruchsvolle Aufgaben in deine Hochphasen und arbeitest dann an wichtigen Projekten, wenn deine Leistungsfähigkeit am stärksten ausgeprägt ist.

Dazu gehören Aufgaben wie:

  • Ein Fachbuch lesen
  • Vorlesungsfolien zusammenfassen
  • Übungsaufgaben durcharbeiten
  • An deiner Studienarbeit schreiben
  • Wichtige Definitionen auswendig lernen

Wenn du dich in einem Leistungstief befindest, solltest du nicht gegen deinen biologischen Rhythmus ankämpfen, sondern versuchen zu entspannen und diese Phase für Routineaufgaben und soziale Kontakte zu nutzen.

Dazu gehören eher solche Aufgaben:

  • Unterlagen sortieren und ablegen
  • Studienorganisation
  • Austausch mit Kommilitonen
  • Einkaufen und Besorgungsfahrten
  • Ausruhen und Pause machen

Sobald du deinen Lernrhythmus kennst und dir deine Aufgaben entsprechend einteilst, studierst du nicht nur individueller, sondern auch erfolgreicher.

 

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Fazit

Studenten, die ihren persönlichen Lernrhythmus berücksichtigen, sind nicht nur erfolgreicher im Studium, sondern auch generell glücklicher in ihrem Leben. Wenn du deinen Tagesrhythmus kennst und weißt, zu welchen Phasen du besonders produktiv bist, kannst du deine Energie viel geschickter einsetzen als sonst. Dadurch bringst du deine Stärken besser ein und reduzierst deinen inneren Widerstand.

Wie du deinen eigenen Lernrhythmus finden kannst, habe ich dir in diesem Artikel gezeigt.

Investiere noch heute ein paar Minuten deiner Zeit und versuche, deine individuelle Leistungskurve festzulegen. Dabei kannst du dich an der Schritt-für-Schritt-Anleitung von oben orientieren. Wenn du es noch genauer wissen willst und mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, empfehle ich dir mein Buch – die DOEDL-Methode. Darin habe ich ein eigenes Kapitel zu diesem Konzept verfasst und viele Beispiele und Übungsaufgaben ergänzt.

Sobald du deine persönlichen Hochs und Tiefs kennst, wirst du effizienter lernen und bessere Noten erzielen – gleichzeitig hast du endlich wieder mehr Zeit für die schönen Dinge in deinem Studentenleben.

Kein schlechter Deal, oder?

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

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