Wie du den Priming-Effekt im Studium für bessere Ergebnisse und mehr Motivation beim Lernen nutzen kannst

Tim Reichel

Der Priming-Effekt ist eine mentale Vorbereitungstechnik, mit der du effizienter lernen und besser studieren kannst. Mit Priming steuerst du deine Gedanken.

Bild: Viktor Hanacek / picjumbo.com

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie du mit dem Lernen anfangen kannst:

Möglichkeit 1: Du setzt dich an Schreibtisch, stöhnst und denkst dir: „Boar, ich will nicht. Meine Güte, habe ich wenig Lust!“

Möglichkeit 2: Du setzt dich an den Schreibtisch, atmest tief ein und denkst dir: „Es gibt viel zu tun, aber ich werde es schaffen!“

Welche Alternative führt zu einem besseren Lernergebnis? Was glaubst du?

Richtig, es ist Nummer 2. Und zwar unabhängig davon, welches Thema du beackerst, wie du dich fühlst und welche Hose du im Moment trägst. Es spielt nicht einmal eine Rolle, ob das, was du dir gedacht hast, stimmt oder eine dreiste Schwindelei ist. Entscheidend ist nur eines: Die Art und Weise, wie du dich auf deine bevorstehende Lerneinheit eingestimmt hast. Nicht die Realität und deine wirkliche Stimmung – sondern dein abgerufenes Gedankenkonstrukt.

Diese Art der mentalen Vorbereitung wird als „Priming“ bezeichnet. Und in diesem Artikel zeige ich dir, wie du den damit verbundenen Priming-Effekt in deinem Studium einsetzen kannst, um mehr Motivation zu entwickeln und bessere Lernergebnisse zu erzielen.

 

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Was ist der Priming-Effekt

Priming ist ein Phänomen, das in unserem Gehirn stattfindet. Durch einen bestimmten Reiz werden die folgenden Denk- und Verhaltensweisen beeinflusst und in eine gewisse Richtung gelenkt. In der Psychologie spricht man auch von einem Reiz-Reaktions-Schema, wobei der sogenannte Eingangsreiz bestimmte Assoziationen und Reaktionen hervorruft. Oder einfacher: Dein Gehirn bekommt ein Signal (Reiz) und richtet sich in der Folge danach aus (Reaktion).

Solch ein Reiz kann zum Beispiel ein Wort, ein Bild, ein Geruch, ein Lied, eine Geste oder Ähnliches sein. Wichtig ist nur, dass deine Neuronen angesprochen und aktiviert werden. Durch den Priming-Effekt legt das Gehirn Spuren an und bereitet so das Unterbewusstsein auf kommende Ereignisse vor. Es findet sozusagen eine Voraktivierung des Gehirns statt; ein Warm-up, nachdem alle Folgeaktionen einfacher stattfinden können.

Obwohl dieser Prozess unbewusst abläuft, werden dabei sowohl Verhalten als auch Gefühle und Gedächtnis der geprimeten Person von diesem Effekt beeinflusst. Und das Beste ist: Wenn du den Priming-Effekt kennst, kannst du ihn zu deinem Nutzen in fast allen Lebensbereichen einsetzen. Auch im Studium.

 

Warum dir der Priming-Effekt beim Lernen helfen kann

Das Wort „Priming“ leitet sich vom englischen Begriff „to prime“ (=vorbereiten) ab. Der Priming-Effekt wäre damit eine Art „Vorbereitungseffekt“, mit dessen Hilfe du dich auf deine nächsten Aufgaben einstimmen und dein Gehirn entsprechend vorbereiten kannst. Diese Technik ist ein mentales Trainingslager für deinen Geist und deine innere Einstellung, wodurch du selbst unangenehme Herausforderungen besser erledigen kannst. Und genauso kannst du diesen Effekt fürs Lernen einsetzen.

Der Priming-Effekt kann dir dabei helfen, effizienter zu lernen und dabei länger motiviert zu bleiben. Wenn du dich vor deiner Lerneinheit bewusst primest und deine Hirnregionen auf die kommenden Minuten einstimmst, wird dir die Arbeit deutlich leichter fallen. Der Lernstoff wird einfacher zugänglich sein, länger in deinem Gedächtnis bleiben und ein höheres Interesse wecken, wenn du etwas Energie in deine mentale Vorbereitung steckst.

Profisportler, Wissenschaftler und hochrangige Leistungsträger aus der Wirtschaft machen sich den Priming-Effekt zunutze. Daher solltest auch du diese Technik kennen und für dein persönliches Verhalten einsetzen können.

 

Vorteile des Priming-Effekts

Streng genommen ist Priming eine Manipulationstechnik. Viele Mechanismen aus der Werbung und Politik arbeiten mit dem Priming-Effekt und versuchen auf diese Weise das angesprochene Publikum zu beeinflussen. Solange du diese Technik allerdings nur für dich selbst einsetzt – und zwar um ein sinnvolles und nachhaltiges Verhalten zu etablieren –, sollte kein ethisches Problem vorliegen. Falls es dich dennoch stört, schadet es trotzdem nicht, den Priming-Effekt zu kennen, um ihn besser im Alltag identifizieren und aushebeln zu können.

Richtig eingesetzt bietet der Priming-Effekt zahlreiche Vorteile für dich. Dies sind die sieben wichtigsten:

  • Du machst dir die Kraft deiner Gedanken zunutze
  • Du verbesserst deine selektive Wahrnehmung
  • Du erhöhst deine Produktivität
  • Du lernst, wie du deine Gedanken steuern kannst
  • Du wirst unabhängiger von deiner aktuellen Stimmung
  • Du verschaffst dir einen Vorteil gegenüber anderen
  • Du erzeugst Motivation durch einfache Reize

Jetzt schauen wir uns an, wie der Priming-Effekt konkret funktioniert.

 

Wie funktioniert der Priming-Effekt

Der Priming-Effekt hat eine einfache Funktionsweise. Zuerst musst du bestimmen, welche Verhaltensweise du bei dir verbessern möchtest (Ziel). Danach musst du herausfinden, welcher Reiz dir dabei hilft, entschlossener, konzentrierter und zielstrebiger bei diesem Verhalten loszulegen (Auslösereiz). Sobald du das herausgefunden hast, musst du den passenden Reiz nur noch abrufen – und schon startet deine mentale Vorbereitung (Priming).

Insgesamt besteht das Priming also aus drei Schritten:

  • Schritt 1: Ziel festlegen (Welches Verhalten möchtest du verbessern?)
  • Schritt 2: Auslösereiz finden (Welcher Reiz hilft dir dabei, besser zu werden?)
  • Schritt 3: Priming (Rufe dein Auslösereiz ab!)

Zu theoretisch? Kein Problem: Damit dir der Einstieg etwas leichter fällt, habe ich ein paar Beispiele aus deinem Studentenalltag für dich zusammengestellt.

 

So kannst du den Priming-Effekt beim Studieren nutzen

 

Beispiel 1: Effizienter Lernen

  • Schritt 1: Ziel festlegen
    Mehr Lernstoff in kürzerer Zeit lernen
  • Schritt 2: Reiz finden
    Selbstgespräch: „In den nächsten 30 Minuten werde ich konzentriert lernen und mein Bestes geben. Danach mache ich eine kurze Pause und schaue mir an, wie weit ich gekommen bin.“
  • Schritt 3: Priming
    Sag dir die Worte von oben selbst vor und stelle dir dabei vor, wie du fleißig am Schreibtisch sitzt und lernst. Sobald du es klar vor dir siehst, fängst du an.

 

Beispiel 2: In der Vorlesung konzentriert bleiben

  • Schritt 1: Ziel festlegen
    Während der nächsten Vorlesung besser aufpassen
  • Schritt 2: Reiz finden
    Kontraproduktiven Reiz auslöschen: Wenn dich deine Vorlesung langweilt greifst du normalerweise dein Handy und beschäftigst dich damit. Dein Handy stellt damit eine reizvolle Alternative für dich dar, doch leider keine gute.
  • Schritt 3: Priming
    Um diesem unproduktiven Verhalten vorzubeugen, schaltest du vor der Vorlesung dein Handy aus und gibst es einer Freundin.

 

Beispiel 3: Zielstrebiger an der Studienarbeit schreiben

  • Schritt 1: Ziel festlegen
    Mehr und besser an deiner Studienarbeit schreiben
  • Schritt 2: Reiz finden
    Körperhaltung: Üblicherweise lümmelst du in irgendwelchen, unproduktiven Sitzpositionen vor deinem Computer herum. Änderst du hingegen deine Köperhaltung, wechselst du automatisch auch deinen mentalen Zustand.
  • Schritt 3: Priming
    Setzte dich gerade vor deinen Computer. Fixierte die Rückenlehne deiner Stuhls. Dein Blick geht gerade auf deinen Monitor. Mindset: „Ich bin ein professioneller Student, ein erstklassiger wissenschaftlicher Autor, ich werde es allen zeigen.“

 

Beispiel 4: Regelmäßig Sport machen

  • Schritt 1: Ziel festlegen
    Täglich ein kleines Workout zum Ausgleich durchführen
  • Schritt 2: Reiz finden
    Musik: Mit Musik kannst du besser trainieren. Die Bewegung macht dir mehr Spaß und die Übungen kommen dir nicht so anstrengend vor.
  • Schritt 3: Priming
    Vor jeder Trainingseinheit hörst du einen „Starter-Song“, der dich in eine sportliche Stimmung versetzt. Danach startest du sofort mit deinem Workout.

 

Beispiel 5: Abends besser einschlafen

  • Schritt 1: Ziel festlegen
    Abends weniger grübeln und stattdessen schneller einschlafen
  • Schritt 2: Reiz finden
    Kontraproduktive Reize auslöschen: Wenn du abends ins Bett gehst, bist du unruhig. Zu viele Gedanken, aufgewühlte Gefühle, keine geistige Entspannung.
  • Schritt 3: Priming
    Schreibe jeden Abend, kurz ebvor du ins Bett gehst, deine Gedanken auf. Schreibe dazu einen kleinen Tagebucheintrag oder sammle deine Ideen und Gefühle auf einer einfachen Liste. Hole Sie aus deinem Kopf und speichere sie auf Papier. Danach kannst du beruhigt ins Bett gehen.

 

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Fazit

Der Priming-Effekt ist eine mentale Vorbereitungstechnik, mit der du deine Gedanken bewusst auf deine kommenden Aufgaben ausrichten kannst. Indem du dich gezielt primest, nutzt du die Kraft deines Unterbewusstseins und bündelst deine Energie auf die nächste Aufgabe. Priming wird häufig mit Manipulation gleichgesetzt – doch, wenn du diese Technik in sinnvollem Maß für deine persönlichen Verhaltensweisen einsetzt, kannst du großen Nutzen aus dieser Methode ziehen.

Der Priming-Effekt funktioniert in fast jeder Lebenslage und ist kinderleicht durchzuführen. Du musst als erstes ein Ziel bestimmen, dann einen passenden Reiz ausfindig machen und diesen letztendlich hervorrufen. Schritt 2 (Reiz finden) ist dabei der schwierigste Punkt, weil du von vornherein nicht weißt, welche Reaktionen von welchen Reizen ausgelöst werden. Daher musst du zunächst etwas herumexperimentieren und verschiedene Möglichkeiten durchprobieren.

Aber die Sache kann sich für dich lohnen: Mentale Vorbereitung wird von vielen Studenten vernachlässigt. Die meisten zwingen sich eher zum Studieren, anstatt die Kraft ihrer Gedanken auf positive Weise zu nutzen. Viele Studenten arbeiten mit Druck – nicht mt intrinsischer Motivation. Mit Priming kannst du genau an dieser Stelle ansetzen und deine Lerngewohnheiten deutlich verbessern.

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

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