Der zweitbeste Zeitpunkt, um mit deiner Prüfungsvorbereitung anzufangen (und wie du dabei starten solltest)

Tim Reichel

Die meisten Studenten beginnen zu spät mit ihrer Prüfungsvorbereitung - und das in fast jedem Semester. Wie du den (zweit)besten Zeitpunkt findest und wie du starten kannst, zeige ich dir in diesem Artikel.

Bild: Jeshoots.com / unsplash.com

Die meisten Studenten bekommen nicht deswegen schlechte Noten, weil sie zu dumm oder ihre Prüfungen zu schwer sind. Es liegt auch nicht an fehlendem Talent, gemeinen Prüfern oder einer ungünstigen Sternenkonstellation in der Nacht vorm Prüfungstag. Die Hauptursache für schlechte Prüfungsergebnisse ist fast immer gleich: Eine zu kurze Vorbereitungszeit.

Wenn du deine Prüfungsvorbereitung zu knapp ansetzt und zu spät mit dem Lernen beginnst, gelingt es dir nicht mehr, den Prüfungsstoff umfassend zu verstehen und das relevante Wissen oft genug zu wiederholen. Weil dir nicht genug Zeit bleibt, musst du Prioritäten setzen, Inhalte ausschließen und kannst dich nur oberflächlich mit dem Stoff beschäftigen. Deine Vorbereitung ist dann lückenhaft und hektisch. Und das führt dazu, dass du ohne Selbstvertrauen, dafür aber mit einem schlechten Gefühl in die Prüfung gehst.

Das Bemerkenswerte ist jedoch: Ein Großteil aller Studenten wählt die Prüfungsvorbereitung zu kurz – und das jedes Semester aufs Neue. Obwohl diese Studenten bereits schlechte Erfahrungen mit diesem Vorgehen gemacht haben, ändern sie ihr Verhalten nicht. Sie schieben das Lernen ein weiteres Mal auf, beginnen erneut zu spät mit ihrer Vorbereitung und geraten daher wieder in größten Prüfungsstress. Und wieder. Und wieder.

Warum ist das so? Weil diese Studenten mit ihrer Strategie durchkommen. Sie bestehen ihre Prüfungen zwar, muten sich dabei jedoch größten Druck und wenig Lebensqualität während der Vorbereitungsphase zu. Außerdem nehmen sie in Kauf, nicht ihre Bestleistung abrufen zu können, weil sie ihre zeitlichen Ressourcen falsch einteilen. Das Glückgefühl der bestandenen Prüfungen hilft ihnen über diese negativen Aspekte hinweg und vernebelt ihren Blick. Das Einzige, an was sie sich schließlich erinnern, ist: „Ich habe doch bestanden. Warum sollte ich etwas ändern.“

Die Antwort darauf ist einfach: Weil du es besser kannst.

Bessere Noten, bessere Zeitaufteilung, bessere Lebensqualität. Wie dir das gelingt und wann du mit deiner Prüfungsvorbereitung starten solltest, zeige ich dir in diesem Artikel.

 

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Der beste Zeitpunkt, um mit deiner Prüfungsvorbereitung anzufangen

In einer meiner ersten Vorlesungen (Mathematik I) begrüßte uns der Professor mit den Worten: „Herzlich Willkommen zur ersten Vorlesung und dem Beginn Ihrer Prüfungsvorbereitung.“ Obwohl der Mann Mathematiker war, hatte er anscheinend so etwas wie Humor. Später stellte sich heraus, dass er seine Ankündigung wohl eher ernst gemeint hatte und keinen Einstiegswitz machen wollte.

Knapp die Hälfte meiner Kommilitonen fiel durch die besagte Prüfung. Warum? Weil sie zu spät mit dem Lernen angefangen hatten. Anstatt ab der ersten Vorlesung mitzuarbeiten, den Stoff kontinuierlich zu wiederholen und am Ball zu bleiben, ließen sie das Semester in aller Seelenruhe auf sich zukommen – und unterschätzten dabei das enorme Lernpensum. In vielen anderen Vorlesungen und Modulen lassen sich identische Beobachtungen machen: Wer ab dem ersten Tag im Semester mitlernt, wird am Ende erfolgreich sein.

Der beste Zeitpunkt, um deiner Prüfungsvorbereitung anzufangen, ist demnach der Beginn der entsprechenden Vorlesungsreihe. Oder sogar noch davor. Dieser Zeitplan ist naheliegend, konservativ und wenig überraschend, aber wir brauchen ihn als benchmark für unsere weiteren Überlegungen. Verallgemeinert ließe sich auch feststellen:

Der beste Zeitpunkt, um mit deiner Prüfungsvorbereitung zu starten, war gestern.

Das Problem an diesem Zeitpunkt ist leider: Er hilft dir nicht. Er liegt in der Vergangenheit und daher hast du keinen Einfluss mehr darauf. Außer bedächtig zu nicken und dir den Stichtag fürs nächste Semester zu merken, hat er keinen Wert für dich. Außer du ziehst die richtigen Schlüsse daraus und folgst meinem nächsten Vorschlag.

 

Wann du mit deiner Prüfungsvorbereitung starten solltest

Kurzer philosophischer Abstecher: Nüchtern betrachtet gibt es drei Zeitpunkte im Leben: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Das Problem an der Vergangenheit ist, dass wir sie nicht mehr beeinflussen können. Allerdings können wir aus unseren Erfahrungen lernen und unser Verhalten entsprechend anpassen. Bei der Zukunft ist es genau anders herum: Wir haben keine sicheren Informationen über sie, können Sie dafür aber aktiv gestalten. Nur eben nicht sofort, sondern erst zur gegebener Zeit.

Die Gegenwart unterscheidet sich ganz erheblich von den beiden anderen Zuständen, denn nur in diesem Zeitpunkt können wir aktiv handeln. Nur jetzt in diesem Moment kannst du faktisch etwas tun. Nur jetzt kannst du Erfahrungen sammeln, dein Verhalten ändern oder den Augenblick genießen. In den beiden anderen Zuständen (Vergangenheit und Zukunft) bist du passiver Beobachter. In der Gegenwart bist du Macher.

Warum erzähle ich das? Weil es uns zeigt, wann der zweitbeste Zeitpunkt für den Start deiner Prüfungsvorbereitung ist.

Wenn du möglichst früh im Semester mit deiner Vorbereitung beginnen solltest, die Vergangenheit sich aber nicht unter den Möglichkeiten befindet, ist der nächstbeste Zeitpunkt genau JETZT. Nicht in einer Stunde, nicht morgen, nicht nächste Woche Mittwoch, sondern genau in diesem Moment. Der beste Moment ist nicht mehr in deinem Aktionsradius. Der zweitbeste schon. Die Zukunft scheidet als Alternative ebenfalls aus, weil sie keine direkte Handlung zulässt. Deswegen solltest du jetzt entschlossen handeln.

Noch einmal, weil es so wichtig ist:

Der beste Zeitpunkt, um mit deiner Prüfungsvorbereitung zu starten, war gestern. Der zweitbeste Zeitpunkt ist genau jetzt.

Und jetzt zeige ich dir, wie du sofort und ohne Umschweife mit deiner Prüfungsvorbereitung beginnen kannst.

 

Wie du sofort mit deiner Prüfungsvorbereitung anfangen kannst

Gehörst du auch zu denjenigen Studenten, die sich einreden, man müsse zum Lernen in der richtigen Stimmung sein und ausreichend Zeit am Stück zur Verfügung haben? Falls ja, solltest du sofort damit aufhören, an diese Märchen zu glauben. Es sind faule Ausreden, mit denen du dich selbst manipulierst – weiter nichts. Und für Ausreden bist du zu schlau. Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie du sofort mit deiner Prüfungsvorbereitung beginnen kannst. Hier sind vier Stück davon:

 

1. Verschaffe dir einen Überblick!

Jetzt sofort zu lernen bedeutet nicht, kopflos anzufangen. Sorge zuerst für einen klaren Plan und verschaffe dir eine solide Übersicht. Du kannst deine Energie viel besser einsetzen und bündeln, wenn du deinen Startpunkt kennst und festgelegt hast, wo du genau hinmöchtest. Frage dich: Welche Prüfung liegt vor? Wann ist der Termin? Wie viel Zeit bleibt noch? Welche Erwartungen habe ich an die Prüfung? Müssen einige meiner Kommilitonen die gleiche Prüfung absolvieren? Kann ich mich mit ihnen zusammenschließen? Welche Informationen über die Prüfung habe ich bereits? Welche Themen wurden behandelt? Je besser dein Überblick ist, desto zielgerichteter kannst du dich vorbereiten.

Lesetipp: Klausurvorbereitung: 5 Fragen, die du dir stellen solltest, bevor du mit dem Lernen anfängst

 

2. Sortiere deinen Lernstoff!

Egal, wie viel Zeit dir für deine Prüfungsvorbereitung zur Verfügung steht: Du kannst niemals alles lernen, was es zu deinem Fach zu lernen gibt. Dafür gibt es einfach zu viele Informationen und komplexe Zusammenhänge, die du niemals komplett verstehen und lernen kannst. Du musst also Schwerpunkte setzen und einige (Rand-)Themen bei deiner Vorbereitung weglassen. Das bedeutet aber nicht, dass du diese Entscheidung all zu locker nehmen darfst. Und deswegen solltest du deinen Lernstoff gut kennen. Sortiere deine Unterlagen und ordne sie nach Thema, Priorität und Wichtigkeit. Versuche dabei, den Prüfungsstoff eng einzugrenzen und konzentriere dich auf diese wesentlichen Inhalte.

Lesetipp: Stoff eingrenzen: So findest du heraus, welche Inhalte prüfungsrelevant sind

 

3. Stelle einen Lernplan auf!

Eine kluge Planung ist im Studium das A und O. Und das gilt auch für deine Prüfungsvorbereitung: Wenn du deine Lernaktivitäten planst und dabei einer klugen Strategie folgst, wirst du in der kommenden Prüfung viel erfolgreicher sein als deine Kommilitonen, die einfach drauf los lernen. Wenn du dich hingegen ziel- und planlos auf deine Lernunterlagen stürzt, wirst du dich verzetteln und deine wertvolle Zeit verschwenden. Du wirst die Übersicht verlieren und wichtige Vorbereitungsschritte vergessen. Für jede Minute, die du in deine Lernplanung investierst, sparst du ganze zehn Minuten beim eigentlichen Lernen hinterher.

Lesetipp: Wie du einen Lernplan für deine nächste Prüfung erstellst – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine entspannte Prüfungsphase

 

4. Schreibe eine Zusammenfassung!

Zusammenfassungen sind die Stützpfeiler deiner Prüfungsvorbereitung. Es sind selbsterstelle Texte mit hoher Informationsdichte, die dir eine schnelle Wiederholung der wichtigsten Inhalte ermöglichen. Ist deine Zusammenfassung der Vorlesung gut, wird es deine Prüfung auch – deshalb solltest du so schnell wie möglich damit beginnen, eine Zusammenfassung zu schreiben oder zu verbessern.

Lesetipp: So kannst du die perfekte Zusammenfassung zum Lernen schreiben – eine Anleitung für Faule

 

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Fazit

Der beste Zeitpunkt, um mit deiner Prüfungsvorbereitung zu beginnen, liegt in der Vergangenheit. Solltest du ihn verpasst haben, ist das kein Problem – solange du dir den zweitbesten Zeitpunkt schnappst und jetzt sofort mit dem Lernen beginnst. Die wenigsten Studenten schaffen es, sich ab Tag 1 auf ihre Prüfung vorzubereiten. Häufig ist das auch gar nicht nötig. Wichtig ist nur, dass du nicht wieder bis zum letzten Moment wartest und deine kostbare Zeit vertrödelst.

Starte heute mit deiner Prüfungsvorbereitung und brich mit alten, unproduktiven Mustern, die nichts als Stress und schlechte Laune verursachen. Hör auf damit, dich selbst anzulügen und deine eigenen Ausreden zu glauben. Du kannst heute anfangen. Und du wirst heute anfangen. Wenn du nicht weißt, wie, dann wähle einen der vier Punkte von oben aus und orientiere dich daran.

Heute kannst du den ersten Schritt in ein besseres und glücklicheres Studentenleben machen. Und dieser Schritt muss nicht groß sein, Hauptsache du machst ihn. Fang jetzt damit an.

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

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