Ein Kolloquium ist fester Bestandteil in fast jedem Studiengang, doch die meisten Studentinnen und Studenten wissen kaum etwas darüber. Im Studium kommen sie häufig zum ersten Mal mit einem Kolloquium in Berührung – und fühlen sich mit der neuen Herausforderung allein gelassen. Die Hochschulen informieren eher dürftig über die verschiedenen Formen dieser akademischen Veranstaltung; in öffentlichen Artikeln werden die wichtigsten Merkmale und Unterschiede gar nicht oder sogar falsch wiedergegeben.
Höchste Zeit für ein bisschen Aufklärung.
DAS EINE Kolloquium gibt es nämlich nicht. Kolloquien können sehr unterschiedlich ablaufen und jede Variante hat eigene Besonderheiten. In diesem Artikel zeige ich dir deshalb, was du dir unter einem Kolloquium vorstellen kannst und wie es in deinem Studium ausgestaltet sein kann. Außerdem erfährst du, worauf du bei der Vorbereitung auf ein Kolloquium achten solltest. Dazu gebe ich dir die wichtigsten Tipps, damit dein nächstes Kolloquium zum Erfolg wird.
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Was ist ein Kolloquium?
Ein Kolloquium wird häufig in Zusammenhang mit Studienarbeiten veranstaltet – und zwar in Form einer sogenannten „Verteidigung“ der jeweiligen Bachelorarbeit oder Masterarbeit (dazu später mehr). Die Bezeichnung Kolloquium ist in diesem Zusammenhang zwar korrekt, doch die Begrenzung auf die Prüfung wissenschaftlicher Arbeiten ist falsch. Denn ein Kolloquium ist mehr.
Das Wort „Kolloquium“ ist von dem lateinischen Begriff colloquium abgeleitet und bedeutet so viel wie „Unterredung“. Im Allgemeinen wird unter einem Kolloquium ein wissenschaftliches Gespräch verstanden. Es handelt sich dabei um einen fachlichen Austausch zwischen Studierenden und/oder wissenschaftlich arbeitenden Menschen, wie zum Beispiel Doktoranden, Postdocs oder Professorinnen.
Ein Kolloquium kann dabei als Unterhaltung, Lehrveranstaltung oder Prüfungsform durchgeführt werden. Je nach Form und Zweck ergeben sich unterschiedliche Besonderheiten, die du bei der Vorbereitung beachten solltest.
Formen eines Kolloquiums
Ob und in welcher Form ein Kolloquium in deinem Studiengang vorgesehen ist, kannst du in deiner Prüfungsordnung nachlesen. Darin gibt es einen Paragrafen, in dem alle Lehr- und Prüfungsformen näher beschrieben werden. Dort findest du wichtige Angaben zu Umfang, Bewertung und möglichen Anmeldemodalitäten des Kolloquiums.
Zusätzlich kannst du in deinem offiziellen Studienverlaufsplan nachsehen, in welchem Semester ein mögliches Kolloquium stattfindet. In deinem Modulhandbuch bzw. Modulkatalog findest du ebenfalls weiterführende Informationen dazu.
Genug Theorie. Jetzt sehen wir uns die wichtigsten Besonderheiten und Unterschiede bei Kolloquien an. In der folgenden Übersicht habe ich die verschiedenen Formen für dich dargestellt. Im Anschluss gehen wir ins Detail und schauen uns die Besonderheiten genauer an.
Kolloquium als Austausch
Die „harmloseste“ Form eines Kolloquiums besteht in einem zwanglosen und ergebnisoffenen Austausch. Dabei werden zum Beispiel zwischen Studierenden und Lehrenden wissenschaftliche Themen besprochen und auf Augenhöhe diskutiert. Solche Gespräche erfolgen ohne festen Rahmen und werden auch nicht benotet – es geht einzig um den Gedankenaustausch.
An einigen Hochschulen und Lehrstühlen werden derartige Treffen auch unter Promovierenden oder Bachelor- und Master-Kandidaten ausgerichtet. Diese Kolloquien werden als Teil der wissenschaftlichen Ausbildung gesehen, in welchem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre laufenden Forschungsarbeiten vorstellen. Außerdem kann hierbei die mündliche Präsentation geübt werden.
Zu besonderen Anlässen und Jubiläen an der Hochschule werden zudem sogenannte „Festkolloquien“ veranstaltet. Dabei können neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auch verdiente Institutionen im Beisein externer Gäste geehrt werden. Während der Feierlichkeiten stehen öffentliche Fachvorträge und wissenschaftliche Diskussionen im Mittelpunkt.
Tipp zur Vorbereitung:
Erkundige dich, zu welchem Anlass das Kolloquium veranstaltet wird: Warum findet der Termin statt? Welche Personengruppen nehmen Teil? Welche Ziele hat der Austausch? Eine detaillierte Vorbereitung ist in der Regel nicht nötig – es geht eher darum, dass du „mitreden“ kannst und über die aktuellen Entwicklungen im jeweiligen Fachgebiet Bescheid weißt.
Kolloquium als Lehrveranstaltung
Als Ergänzung zu üblichen Lehrveranstaltungen wie Vorlesungen, Übungen oder Seminaren werden an einigen Hochschulen auch Kolloquien abgehalten. Diese finden häufig in Form von Kleingruppenübungen statt, in denen die Dozierenden auf Frontalunterricht verzichten und stattdessen eine lebendige Lehrdiskussion mit den Studierenden führen.
Im Rahmen solcher Übungskolloquien werden typischerweise die Inhalte aus der Vorlesung besprochen, Detailfragen geklärt oder zusätzliche Übungsaufgaben bearbeitet. Am Semesterende werden solche Termine auch zur Prüfungsvorbereitung genutzt. Hierbei werden zum Beispiel alte Klausuraufgaben oder prüfungsrelevanter Stoff wiederholt. Im Rahmen von Praktika oder als Vorbereitung für eine Abschlussarbeit können Kolloquien ebenfalls eingesetzt werden.
Die Teilnahme an solch einem Kolloquium ist in der Regel freiwillig und wird nicht zum offiziellen Arbeitsaufwand des Semesters hinzugerechnet. Aus diesem Grund werden Kolloquien häufig auch keine Semesterwochenstunden (SWS) oder Credit Points (ECTS) zugewiesen. Die Inhalte aus diesen Veranstaltungen sind daher optional und nicht klausurrelevant.
Tipp zur Vorbereitung:
Sieh ein Übungskolloquium als Möglichkeit, um offene Fragen aus der Vorlesung zu klären und deinen bisherigen Wissensstand zu überprüfen. Zur Vorbereitung solltest du die Inhalte aus den offiziellen Lehrveranstaltungen (Vorlesung, Übung und so weiter) wiederholen. Haben sich bereits Fragen ergeben, die du nicht selbstständig klären konntest? Nimm sie mit ins Kolloquium und stell sie dort zur Diskussion. Gleiches gilt für Probleme bei etwaigen Übungsaufgaben.
Kolloquium als mündliche Prüfung
In einigen Studiengängen ersetzen Kolloquien teilweise oder ganz die mündliche Prüfung zu einem bestimmten Fach. Anstelle einer mündlichen Prüfung nach Protokoll gibt es dann beispielsweise eine formlose Diskussion. Diese kann entweder unter vier Augen mit dem Prüfenden oder in der Gruppe mit mehreren Studierenden stattfinden. Möglich sind hierbei sowohl unbenotete als auch benotete Kolloquien.
Die unbenotete Variante wird häufig als Teilleistung eines Moduls angesehen, zum Beispiel zum Abschluss eines Praktikums oder als Bestehensprüfung einer Blockveranstaltung. Darüber hinaus kann ein bestandenes Kolloquium auch die Voraussetzung zur Teilnahme an einer Klausur oder zur Anmeldung einer Studienarbeit darstellen. Die Prüflinge müssen das wissenschaftliche Abschlussgespräch „nur“ bestehen.
Anders verhält es sich bei benoteten Kolloquien. Diese kommen einer regulären mündlichen Prüfung schon sehr nahe – einzig der Ablauf und die Rahmenbedingungen können sich unterscheiden. Die Leistung der einzelnen Prüflinge muss bei notenwirksamen Kolloquien eindeutig messbar sein. Außerdem sollten im Vorfeld organisatorische Details wie Prüfungsdauer, Prüfungsverfahren, Gruppengröße und Inhalte mit den prüfenden Personen abgestimmt werden.
Tipp zur Vorbereitung:
Informiere dich vor einem Kolloquium mit Prüfungscharakter, ob deine Leistung benotet wird oder ob es nur ums Bestehen geht. Bei unbenoteten Kolloquien solltest du sicherstellen, dass du die Kerninhalte gut verstanden hast. Gibt es Prüfungsstoff, der den Prüfenden besonders wichtig ist? Haben sie „Lieblingsfragen“? Gibt es spezielle Begriffe, die du auf jeden Fall nennen solltest? Benotete Kolloquien solltest du bei der Vorbereitung wie eine reguläre mündliche Prüfung behandeln. Achte zudem auf die organisatorischen Vorgaben von oben, damit du nicht von den Prüfungsbedingungen überrascht wirst.
Kolloquium als Verteidigung einer Studienarbeit
Die bekannteste Form eines Kolloquiums ist die des Abschlussgesprächs nach einer Studienarbeit. Besonders in Verbindung mit einer Seminararbeit, Bachelorarbeit oder Masterarbeit werden in den meisten Studiengängen Kolloquien abgehalten. Die Studierenden müssen dabei ihre wissenschaftliche Arbeit „verteidigen“ – was so viel heißt wie: die Ergebnisse präsentieren, Fragen dazu beantworten und die angewendeten Methoden vor einem Fachpublikum rechtfertigen.
Die Abschlusskolloquien finden typischerweise im Beisein der Prüfenden statt, wobei auch weitere wissenschaftliche Mitarbeiter oder Studierende anwesend sein können. Die Atmosphäre ist bei solch einer Veranstaltung meist weniger streng als bei einer mündlichen Prüfung. Die Fragen zielen auch nicht darauf ab, die Prüflinge in Schwierigkeiten zu bringen. Es handelt sich vielmehr um einen wissenschaftlichen Austausch, um den Prüflingen die Chance zu geben, die eigene Arbeit vorzustellen.
Trotzdem geht es um etwas: das Bestehen deiner Studienarbeit. Aus diesem Grund solltest du das Kolloquium ernst nehmen. Insbesondere, weil deine Leistung in die finale Note der Studienarbeit einfließen kann. In der Regel werden bei der Benotung zum einen die schriftliche Ausarbeitung und zum anderen die mündliche Verteidigung berücksichtigt. Wie hoch der jeweilige Anteil ausfällt, ist von Studiengang zu Studiengang unterschiedlich (nachzulesen in der Modulbeschreibung).
Tipp zur Vorbereitung:
Die Präsentation und Verteidigung deiner Studienarbeit hängen stark von den Vorlieben deines Prüfers oder deiner Prüferin ab. Grundsätzlich solltest du die Inhalte deiner Studienarbeit gut beherrschen und sowohl Detailkenntnisse als auch Transferwissen unter Beweis stellen. Je nach Lehrstuhl und Hochschule können unterschiedliche Strategien wichtig sein. Aus diesem Grund werde ich zu dieser Thematik weitere Fachartikel in meinem Blog veröffentlichen. Diese Artikel könnten in diesem Zusammenhang ebenfalls hilfreich sein:
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Fazit
Ein Kolloquium ist eine seltene, aber sehr angenehme Univeranstaltung. Für Studierende und Prüfende gleichermaßen. Bei Kolloquien geht es in erster Linie nicht um effiziente Wissensvermittlung und unnachgiebiges Abfragen. Der wissenschaftliche Austausch steht im Fokus.
Trotz der lockeren Atmosphäre, die ein Kolloquium ausmacht, solltest du die Sache ernst nehmen. Informiere dich über die Form deines Kolloquiums und beachte die entsprechenden Regeln. Bereite dich gewissenhaft auf dein Kolloquium vor und stimme dich vorher mit deinem Prüfer oder deiner Prüferin ab.
Wenn du diese einfachen Prinzipien berücksichtigst, brauchst du keine Angst vor deinem nächsten Kolloquium zu haben. Ganz im Gegenteil: Es ist eine große Chance, um dein Wissen zu demonstrieren und auf Augenhöhe mit deinen Profs zu diskutieren.