15 Dinge, für die sich Studenten NICHT entschuldigen müssen

Tim Reichel

Viele Studenten entschuldigen sich für völlig unnötige Dinge. Du brauchst nicht ständigen um Entschuldigung bitten, sondern kannst mit ...

Bild: Ryan McGuire / gratisography.com

„Entschuldigung, aber…“

Der typische Satzanfang von vorsichtigen und verunsicherten Studenten. Egal, ob Frau oder Mann: Besonders intelligente, junge Menschen neigen dazu, sich zu entschuldigen. Beinah reflexartig, ganz automatisch.

Die Entschuldigungsrate ist wahnsinnig hoch und nimmt erstaunliche Ausmaße an:

„Entschuldigung, aber das weiß ich nicht.“,

„Entschuldigung, das ist meine Meinung.“

„Entschuldigung, dass ich atme.“

„Entschuldigung, dass ich lebe.“

Viele Studenten entschuldigen sich für Dinge, die niemals in hundert Millionen Jahren eine Entschuldigung erfordern sollten. Denn jedes Mal, wenn du für etwas Selbstverständliches um Verzeihung bittest, bringst du damit zum Ausdruck, dass du dich und deine Handlungen nicht okay findest. Du rechtfertigst dich – und das völlig ohne Grund.

Auf diese Weise schwächst du nicht nur deinen persönlichen Standpunkt ab, sondern beschädigst dein Selbstwertgefühl. Langfristig kann das dazu führen, dass du dich selbst nicht mehr achtest und dich von anderen, aggressiveren Menschen herumschubsen lässt (Artikel).

Aber dazu wird es nicht kommen, denn jetzt geht es deinem Entschuldigungszwang an den Kragen. Beziehungsweise: Entschuldigung, könntest du bitte weiterlesen?

 

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Für diese 15 Dinge brauchst du dich NICHT zu entschuldigen

Um Entschuldigung zu bitten, ist generell ein Zeichen von Höflichkeit (wenn man sich nicht aufdrängen möchte) oder ein Ausdruck von Stärke (wenn man einen Fehler eingesteht). Doch bei einigen Studenten nimmt das Entschuldigen inflationäre Züge an; sie entschuldigen sich für alles.

Wenn auch du diese Tendenz bei dir erkennst: Lass das. Wirklich, lass es bleiben. Du brauchst nicht ständig um Entschuldigung bitten.

Besonders nicht für diese 15 Dinge:

 

1. „Entschuldigung, das verstehe ich nicht.“

Warum studierst du? Weil du etwas lernen und dich weiterentwickeln möchtest. Du bist noch kein Experte, sondern befindest dich mitten in deiner akademischen Ausbildung. Und deshalb kannst du nicht alles wissen und auch nicht jedes Detail verstehen – noch nicht. Entschuldige dich nicht dafür, dass du etwas dazulernen möchtest und neugierig bist. Denn das ist eine der besten Eigenschaften, die du haben kannst.

 

2. „Entschuldigung, ich habe eine Frage.“

Fragen sind etwas Gutes und müssen deshalb nicht mit einer Entschuldigungsformel eingeleitet werden. Wer fragt, zeigt Interesse und den Willen seinen Horizont zu erweitern. Wer Fragen stellt und ernsthaft über die Antworten nachdenkt, entwickelt sich weiter. Ohne Fragen geht es nicht.

 

3. „Entschuldigung, ich brauche Hilfe.“

Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du von Zeit zu Zeit Hilfe brauchst. Niemand schafft alles allein, ohne fremde Unterstützung (auch wenn einige Menschen so tun). Doch durch die Entschuldigung für dieses grundlegende, menschliche Bedürfnis zeigst du anderen, dass es nicht akzeptabel ist, um Hilfe zu bitten. Nach Unterstützung zu fragen ist nicht peinlich – es ist das normalste der Welt.

 

4. „Entschuldigung, ich bin nicht so schnell.“

Lass dich nicht davon verunsichern, dass andere schneller vorankommen als du. Du kennst ihre Voraussetzungen und Rahmenbedingungen nicht und solltest dich deshalb nicht mit ihnen vergleichen. Wenn du etwas mehr Zeit benötigst, um etwas zu verstehen oder um ein neues Problem zu lösen, dann ist das so. Du hast immer die Chance, schneller und besser zu werden, aber am Anfang ist gründliches Arbeiten die bessere Alternative. Nimm dir die Zeit, die du brauchst.

 

5. „Entschuldigung, dafür habe ich keine Zeit.“

Studieren ist anstrengend. Dein Terminkalander ist voll und du hast mehr als genug zu tun. Du weißt das, ich weiß das und die Menschen, die dir nahe stehen, wissen das auch. Und: Sie respektieren das (falls nicht, sollte dir ihre Meinung ohnehin egal sein). Deshalb brauchst du dich nicht dafür zu entschuldigen, wenn du Verabredungen absagen musst oder nicht an Treffen teilnehmen kannst, weil dein Studium gerade deine volle Aufmerksamkeit erfordert.

 

6. „Entschuldigung, ich bin müde.“

Wenn du deswegen müde bist, weil du morgens pünktlich zur Vorlesung kommst, deine Lerngruppe triffst, deine Studentenwohnung in Schuss zu hältst, deinen Nebenjob erledigst, für deine Familie oder Freunde da bist und für deine nächste Prüfung lernst, verdienst du eine Medaille – und keine Schuldgefühle. Zu müde zu sein, um abends lange feiern zu gehen oder das schmutzige Geschirr einen Tag stehen zu lassen, ist nicht weiter tragisch.

 

7. „Entschuldigung, ich bin aufgeregt.“

Besonders in Ausnahmesituationen wie bei Prüfungen, Kolloquien oder Vorträgen ist es völlig normal, wenn du aufgeregt bist. Nervosität gehört dazu. Jeder ist unsicher kurz bevor die Scheinwerfer angehen. Selbst dein Professor, der seit 30 Jahren Vorlesungen hält, hat dieses flaue Gefühl im Magen, wenn er vorne steht. Der Unterschied ist nur: Er weiß, dass es okay ist, aufgeregt zu sein; er nimmt dieses Gefühl an und kommt damit zurecht. Eine Entschuldigung ist nicht notwendig.

 

8. „Entschuldigung, aber das sehe ich anders.“

Jeder hat seine Meinung – und das ist auch gut so. Und: Deine Meinung ist nicht weniger wert als die von anderen Menschen. Sobald du dich jedoch dafür entschuldigst, dass du etwas anders siehst und einen alternativen Standpunkt vertrittst, schwächst du deine Meinung ab. Das bringt dir nicht nur Nachteile während einer Diskussion, sondern etabliert auch den Gedanken in deinem Unterbewusstsein, dass das, was die anderen sagen, „besser“ ist. Aber das ist es nicht.

 

9. „Entschuldigung, ich will das schaffen.“

Entschuldige dich niemals dafür, dass du hohe Ziele hast und etwas im Leben erreichen willst. Wenn du etwas im Studium oder anderen Lebensbereichen schaffen möchtest, dann gehe deine Pläne mit Stolz und Zuversicht an. Du brauchst dich nicht dafür zu rechtfertigen, dass du glücklich und zufrieden werden willst.

 

10. „Entschuldigung, aber mir ist das nicht egal.“

In einer Welt voller Egoisten und Opportunisten, sind die Menschen, die nicht alles mit gleichgültiger Ignoranz hinnehmen, selten geworden. Aber „selten“ bedeutet in diesem Fall nicht „schlecht“ – sondern das Gegenteil. Wenn dir etwas wichtig ist, dann setze dich dafür ein, ohne dich dafür zu entschuldigen. Sei entschlossen und fokussiert.

 

11. „Entschuldigung, das ist für mich nicht mehr sinnvoll.“

Mit der Zeit ändern sich deine Prioritäten. Was vor ein paar Monaten noch ein fester Bestandteil deines Lebens war, kann heute schon ausgedient haben und nicht mehr sinnvoll sein. Das Schlimmste, was du dann tun kannst, ist: alles beim Alten zu belassen. Veränderung ist notwendig, wenn du glücklich werden und bleiben möchtest. Entschuldigen musst du dich dafür nicht; es ist deine Entscheidung.

 

12. „Entschuldigung, nein.“

Ein klares, ehrliches Nein braucht weder eine Erklärung, noch eine Entschuldigung. Gewöhne dir an, zu Menschen und Dingen, die dir nicht gut tun, „nein“ zu sagen. Und: Relativiere deine Ablehnung nicht. Sei selbstbewusst und eindeutig.

 

13. „Entschuldigung, aber ich fühle mich…“

Entschuldige dich nicht für ein Gefühl. Du bist ein Mensch und kein Roboter – daran ist nichts Schlimmes. Durch eine Entschuldigung betonst du nur, dass dir deine Gefühle nicht in den Kram passen und sorgst dafür, dass dich andere Menschen nicht ernst nehmen. Wenn du darüber sprechen möchtest, wie du dich fühlst, dann sage es klar und ohne Scham.

 

14. „Entschuldigung, darüber muss ich erst noch nachdenken.“

Denken vor dem Treffen wichtiger Entscheidungen hat noch niemandem geschadet. Wenn du zu den Menschen gehörst, die sich zuerst einen guten Überblick über die Lage verschaffen und die vorliegenden Informationen abwägen möchten, bevor sie zu einem Schluss kommen, dann ist das völlig in Ordnung. Lass dich nicht unter Druck setzen.

 

15. „Entschuldigung, dass ich so bin.“

Entschuldige dich niemals für deine Persönlichkeit. Sei dankbar dafür, wie du bist und mach dir klar, dass deine jetzige Ausgangslage kein Dauerzustand sein muss. Wenn du an dir arbeiten oder etwas verändern möchtest, kannst du jederzeit damit beginnen. Entschuldige dich nicht – handle.

 

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Fazit

Hör auf damit, dich für jeden Quatsch zu entschuldigen.

Entschuldige dich nicht dafür, dass du dich authentisch und menschlich verhältst. Entschuldige dich nicht dafür, dass du du selbst bist.

Spare dir deine Entschuldigungen lieber für Momente, in denen du sie wirklich brauchst: nach verletzenden Worten, ungeschickten Handlungen oder schlechtem Benehmen. Denn dann sind sie wirklich notwendig und dürfen nicht als abgedroschene Phrase daherkommen.

Achte genau darauf, wann du dich unbewusst im Gespräch entschuldigst und versuche diese Muster zu durchbrechen. Dadurch wirkst du nicht nur selbstbewusster und direkter, sondern verhinderst auch, dass du deinen eigenen Wert herabsetzt. Denn so schadest du dir selbst – und das ist wirklich nicht zu entschuldigen.

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

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