13 Dinge, die selbstzerstörerische Studenten tun – gehörst du auch dazu?

Tim Reichel

Selbstzerstörerische Studenten manipulieren sich durch kleine, unscheinbare Handlungen selbst und manövrieren ihr Studentenleben damit Richtung Abgrund...

Bild: Phú Nguyễn / unsplash.com

„Warum?“ brüllst du die Person vor dir an. „Warum hast du das gemacht? Wie dämlich kann man denn sein? Wie oft denn noch?“

Schweigen.

Vergebens wartest du auf eine Antwort. Doch sie wird nicht kommen. Du blickst in leere Augen. Deine Augen. Nach einem kurzen Moment drehst du dich fassungslos vom Spiegel weg und gehst.

Viele Studenten wollen es nicht wahrhaben: Der größte Gegner in deinem Studium bist du selbst. Manche sagen, diese Regel gilt für das ganze Leben, aber dieses Urteil möchte ich mir nicht anmaßen. Beschränken wir uns auf dein Studium. Egal, bei welcher Aufgabe und völlig unabhängig von deiner aktuellen Situation musst du als allererstes mit dir selbst auskommen.

Du musst dich überzeugen, früh morgens aufzustehen und zur Vorlesung zu gehen. Du musst dich motivieren, stundenlang am Schreibtisch zu sitzen und für deine nächste Prüfung zu lernen. Du musst dich zwingen, Prioritäten zu setzen, die deinem Studienerfolg guttun. Tust du all das nicht, wirst du es schwer haben.

Doch damit wärst du nicht allein. Tausende Studenten manipulieren sich täglich selbst. Sie lügen sich etwas vor, täuschen sich und fügen sich damit langfristig großen Schaden zu. Das Unheimliche daran ist: Jeder von uns hat diese selbstzerstörerischen Tendenzen. Sie schlummern in jeder Persönlichkeit, sind aber unterschiedlich stark ausgeprägt. Nun zur guten Nachricht: Du bist deinem Drang zur Selbstzerstörung nicht hilflos ausgeliefert.

Wenn du deine negativen Verhaltensmuster kennst, kannst du Gegenstrategien entwickeln und dein Handeln zurück auf die rechte Bahn lenken. Deshalb machen wir jetzt einen kleinen Test.

 

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Bist du ein selbstzerstörerischer Student?

Selbstzerstörerische Studenten manipulieren sich durch kleine, unscheinbare Handlungen selbst und manövrieren ihr Studentenleben damit Schritt für Schritt Richtung Abgrund. Sie schaden sich – und haben auch noch Spaß dabei. Sie verzichten zu großen Teilen auf Selbstreflektion und nehmen auch von außen keinerlei Kritik an. Zusammen ergibt das eine tödliche Mischung, die schon manche Unikarriere auf dem Gewissen hat.

Heute testen wir, ob auch du zu den selbstzerstörerischen Studenten gehörst. Dazu habe ich 13 Indikatoren gesammelt, mit denen du deinen ruinösen Drang bewerten kannst. Welche der folgenden Behauptungen treffen auf dich zu?

 

1. Du weißt nicht, was du willst

Wenn du in deinem Studium vorankommen und glücklich werden möchtest, brauchst du klare Ziele. Ohne Ziele torkelst du orientierungslos von Semester zu Semester und verpasst dabei tolle Möglichkeiten. Sich keine Ziele zu setzen und das eigene Studium ohne Plan anzugehen sind die größten Fehler, die du machen kannst. Glaubst du nicht? Dann lies dazu diesen und diesen Artikel von mir.

 

2. Du schläfst zu wenig

Viele Studenten betrachten Schlaf als nervige Alternative. Sie gehen zu spät ins Bett, schlafen unruhig und verzichten notfalls auf diese Art der Erholung, wenn es stressig wird. Doch genau durch dieses Verhalten zerstören sie die Grundlage ihres zukünftigen Erfolgs. Nur, wenn du ausgeschlafen bist, kannst du deine volle Leistungsfähigkeit abrufen. Bist du hingegen ständig müde, wirst du dir weniger merken können, langsamer lernen und ständig Kopfschmerzen, schlechte Laune und Konzentrationsschwierigkeiten haben.

 

3. Du achtest nicht auf dich

Was ist das Kapital eines Handwerkes? Seine Hände – das war einfach. Was ist das Kapital eines Studenten? Kleiner Tipp: Es ist weder sein Computer, noch die Skriptsammlung oder das Netflix-Abo. Das Kapital eines Studenten ist sein Kopf. Oder genauer: Seine geistige Verfassung. Wenn du studierst, gehörst du zu den sogenannten Kopfarbeitern. Denken ist deine Aufgabe. Und dieses Denken funktioniert nur dann am besten, wenn du entsprechend auf dich achtest. Das heißt: Trinke genug Wasser, iss die richtigen Dinge, schlafe ausreichend (siehe oben), treibe etwas Sport, pflege soziale Kontakte. Oder allgemein: Führe ein gesundes Leben – physisch und psychisch.

 

4. Du hast keine Disziplin

Disziplin ist nervig und langweilig. Aber dieses Verhalten ist die Grundlage für außergewöhnlichen Erfolg. Nur, wenn du konsequent an einer Sache dranbleibst und kontinuierlich weiterarbeitest, wirst du Erfolg haben. Kennst du einen bekannten Wissenschaftler oder Entdecker, der berühmt wurde, weil er nur ab und zu an etwas geforscht hat? Glaubst du Christiano Ronaldo ist Weltfußballer geworden, weil er nur dann trainiert hat, wenn der Lust darauf hatte? Disziplin ist der Schlüssel für großen Erfolg – im Beruflichen und im Privaten. Disziplin erfordert Willensstärke und Durchhaltevermögen. Doch genau diese Fähigkeiten bringen dich im Studium weiter.

 

5. Du traust dir nichts zu

Ich kenne unzählige Studenten, die wahnsinnig talentiert sind. Viele von ihnen sind zudem klüger und fleißiger als ich es jemals sein werde. Trotzdem studieren sie schon seit 15 Semestern und ärgern sich über ihren Dreierschnitt. Ich will damit nicht sagen, dass Studiendauer und Noten das beste Maß für Erfolg sind – ich bin ganz anderer Meinung (hier und hier nachzulesen). Dennoch fehlt diesen Studenten etwas. In meinen Gesprächen als Fachstudienberater stelle ich häufig fest: Diese Studenten glauben nicht an sich selbst. Sie trauen sich selbst nichts zu. Sie halten sich für zu schlecht und blockieren sich dadurch selbst. Diese innere Haltung ist gefährlich, denn sie sorgt dafür, dass die besten Studenten niemals ihr volles Potenzial abrufen können. Das ist traurig – aber zum Glück vermeidbar.

 

6. Du denkst schlecht über dich selbst

Die Fortführung eines zu geringen Selbstvertrauens ist eine überharte Selbstkritik. Meiner Erfahrung nach tendieren besonders fleißige, introvertierte Studenten zu diesem Verhalten. Die eigenen Leistungen sind ihnen niemals gut genug. Sie zweifeln jede ihrer Handlungen an und verurteilen sich für jeden noch so kleinen Fehler. Sie denken schlecht über sich – und untergraben damit kontinuierlich ihren Selbstwert. Versteh mich nicht falsch: Es ist völlig in Ordnung, wenn du selbstkritisch bist und dich hinterfragst. Aber übertreibe es nicht. Denke nicht schlecht von dir, sondern sieh dich als Person in einem Entwicklungsprozess. Fehler sind normal und gehören dazu.

 

7. Du redest schlecht über andere

Eine Vorstufe von selbstzerstörerischem Handeln kann die Projektion von destruktiven Gedanken auf andere Personen sein. Das heißt: Wenn du andere Menschen schlecht behandelst oder schlecht über sie sprichst, bist du selbst möglicherweise als nächstes dran. Achte deswegen darauf, wie du deine Mitmenschen behandelst. Sei nett zu ihnen und behandle sie mit Respekt. Lästere nicht und verbreite keine Gerüchte.

 

8. Du zögerst wichtige Aufgaben unnötig hinaus

Wenn man eines im Studium lernt, dann ist es Prokrastination (= ständiges Aufschieben wichtiger Aufgaben). Viele Studenten sind wahre Meister darin, Ausreden zu erfinden und Ablenkungen zu suchen, wenn ein ungemütlicher Punkt von der To-do-Liste an der Reihe ist. Serien schauen, statt lernen. Wohnung putzen, statt Studienarbeit schreiben. Eltern besuchen statt Bewerbungen schreiben. Kurzfristig verschafft dir das Hinauszögern einer wichtigen Aufgabe etwas Erleichterung. Langfristig setzt dich dieses Verhalten aber unter enormen Druck und reduziert die Qualität des späteren Ergebnisses. Grenze deinen Prokrastinationsdrang daher ein – entweder mit Willensstärke oder mit eigenen Deadlines.

 

9. Du lebst komplett in den Tag hinein

Wusstest du heute Morgen direkt nach dem Aufstehen, was du heute tun wirst? Hattest du einen Plan für den Tag und hast dich Schritt für Schritt deinen wichtigsten Zielen genähert? Die meisten Studenten, die ich kenne, habe keinen Plan. Sie leben in den Tag hinein und schauen, was auf sie zukommt. Abends realisieren sie dann, dass sie nur noch wenige Stunden Zeit zur Verfügung haben und geben Vollgas. Mit dem Resultat, dass sie Flüchtigkeitsfehler machen, im Anschluss schlecht schlafen und auf Dauer unzufrieden werden. Lass dich deswegen nicht sinnlos treiben, sondern plane deinen Tagesablauf. Wenigstens grob.

 

10. Du versuchst, es allen recht zu machen

Der einfachste Weg, die eigenen Ideale aufzugeben und es gleichzeitig jeden vor den Kopf zu stoßen, ist, zu versuchen, es jedem recht zu machen. Wenn du krampfhaft versuchst, die Erwartungen von jeder Person aus deinem Umfeld zu erfüllen, wirst du von den entgegengesetzten Meinungen und der Widersprüchlichkeit dieser Individuen aufgerieben. Es ist einfach nicht möglich, immer einen goldenen Mittelweg zu finden. Doch das schlimmste ist: Die Person, die bei dem Versuch am meisten auf der Strecke bleibt, bist du. Selbstzerstörerische Studenten haben eine starke Tendenz dazu, das Wohl anderer Menschen über ihr eigenes Glück zu stellen. Punktuell geht das in Ordnung – langfristig wird dich dieses Verhalten ruinieren.

 

11. Du vergisst, worauf es ankommt

Was ist aktuell deine wichtigste Aufgabe? Hast du dich das heute gefragt, bevor du dich mit deinem Studium beschäftigt hast? Der häufigste Grund für Zeitverschwendung beim Studieren sind unklare Prioritäten. Viele Studenten unterscheiden nicht zwischen ihren To-dos. Für sie ist alles gleich wichtig. Doch wenn alles wichtig ist, ist nichts WIRKLICH wichtig. Alles wird austauschbar. Es gibt keine Schwerpunkte mehr. Doch Realität sieht anders aus. Es gibt immer eine Sache, die im Moment die größte Bedeutung für dich hat. Und es ist deine Pflicht, dich um diese eine Sache zu kümmern. Schärfe deshalb deinen Blick und vergiss nicht, worauf es in deinem Studentenleben wirklich ankommt.

 

12. Du findest kein richtiges Maß

Sechs Cocktails am Abend und zehn Episoden deiner Lieblingsserie am Stück. Am Tag danach acht Stunden lang durchgelernt, um die Zeit aufzuholen, die du vorher verprasst hast. Genau so solltest du vorgehen, wenn du dein Studium ruinieren möchtest. Egal, in welchem Bereich: Maßlosigkeit wird dich auf Dauer immer in die Knie zwingen. Wenn du es übertreibst, wird das immer negative Konsequenzen nach sich ziehen. Ab und an kannst du es dir erlauben und vielleicht auch ausgleichen. Wird dieses Verhalten allerdings zur Gewohnheit, verlierst du irgendwann deine Balance und stürzt ab.

 

13. Du verschwendest deine Ressourcen

Wer im Studium (und im Leben) über sich hinauswachsen und Bestleistungen erzielen möchte, der muss einen Preis dafür bezahlen. Ein spannendes Studium und gute Noten gibt es nicht geschenkt. Sie haben einen Gegenwert. Der Preis wird in drei Währungen bezahlt: Zeit, Energie und Aufmerksamkeit. Unabhängig von deiner Herkunft und deinen persönlichen Rahmenbedingungen, du musst den Preis bezahlen. Und zwar nicht nur in einer Währung, sondern in allen drei. Das Problem ist nur: Diese Ressourcen stehen dir nicht unbegrenzt zur Verfügung. Du musst also sparsam mit ihnen umgehen und sie behutsam einsetzen. Selbstzerstörerische Studenten werfen ihre Zeit, Energie und Aufmerksamkeit hingegen zum Fenster raus. Sie beachten den Wert der drei Währungen nicht und leiten damit ihren ganz persönlichen Börsencrash ein.

 

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Fazit

Na, wie häufig hast du dich in den 13 Beschreibungen von oben wiedererkannt? Ein Mal, zwei Mal oder dreizehn Mal? Wie selbstzerstörerisch bist du?

Keine Sorge: Jeder von uns trägt diese Tendenzen in sich. Und jeder lässt sie häufiger raus, als wir es uns im ersten Moment eingestehen möchten. Ist das schlimm? Ja, wenn sich feste negative Verhaltensmuster daraus entwickeln, die uns langfristig unglücklich machen. Nein, wenn es nicht zur Gewohnheit wird und wir ein Bewusstsein für unser destruktives Verhalten aufbauen. Letzteres möchte ich dir mit diesem Artikel vermitteln.

Es ist normal, dass du dir hin und wieder selbst ein Bein stellst und dich ausbremst – aber: Es wäre gut, wenn du diese Situationen erkennst und daran arbeitest. Ganz abstellen kannst du es ohnehin nicht. Doch du kannst ein Gefühl dafür entwickeln, was langfristig gut und was dauerhaft schlecht für dich ist. Und dann kannst du passende Strategien oder Gegenmaßnahmen für dich entwickeln, testen und etablieren.

Mach dir keine Vorwürfe, wenn du dich das nächste Mal über dich selbst ärgerst. Sag deinem Spiegelbild nicht, dass du dumm und enttäuscht bist. Sag ihm, dass du es das nächste Mal besser machen wirst. Und: Mach direkt einen Vorschlag, wie das gelingen kann.

Auf deine Selbstzerstörung muss keine weitere Selbstzerstörung folgen. Wie wäre es stattdessen mit einer Selbstreflektion und einer anschließenden Selbstverbesserung?

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

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