Wann du deine Prüfung lieber abmelden und schieben solltest

Tim Reichel

In diesen Situationen solltest du deine Prüfung lieber abmelden. Manchmal ist es im Studium besser, die Klausur zu schieben und nicht mitzuschreiben.

Bild: Viktor Hanacek / picjumbo.com

Du schaffst es nicht.

Du sitzt unmotiviert vor deiner Zusammenfassung und lernst für die nächste Prüfung. Aber du kommst nicht weiter. Du verstehst nur Bahnhof, der Stoff nervt und die Zeit reicht nicht.

Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem du dich fragst: „Soll ich die Prüfung nicht einfach abmelden? Nur dieses eine Mal?“

Ich kenne diese Situation. Und diese Situation ist scheiße. Denn sie ist trügerisch.

Trügerisch, weil du bei jeder Klausurvorbereitung, vor jeder Prüfung, mehr oder weniger überfordert sein wirst und dich fragst, ob du der Aufgabe gewachsen bist.

Du zweifelst also. Aber Zweifeln gehört zum Studieren dazu. Wir alle zweifeln, vergleichen uns mit anderen, finden uns nicht gut genug. Aber dieses Hinterfragen darf dich nicht bremsen. Nur weil du zweifelst, darfst du deine Klausur nicht abmelden. Du musst dich durchbeißen.

Doch es gibt Situationen, in denen Durchbeißen nur Energieverschwendung ist. Dann ist es schlauer von dir, wenn du aufgibst und deine Prüfung abmeldest.

Denn manchmal macht es einfach keinen Sinn, die Klausur mitzuschreiben und mit offenen Augen ins Verderben zu rennen. Und genau dann solltest du die Reißleine ziehen und deine Prüfung lieber abmelden.

In diesem Artikel zeige ich dir, wann du deine Klausur schieben solltest und wie du das am besten anstellen kannst.

 

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Wann du deine Prüfung NICHT abmelden solltest

Eine Prüfungsabmeldung ist keine kleine Sache, sondern eine wichtige Entscheidung in deinem Studium. Darum müssen wir uns zuerst ansehen, wann du deine Prüfung nicht abmelden solltest.

Du darfst an dieser Stelle auf gar keinen Fall den Fehler machen und deine Prüfung leichtfertig abmelden. Damit verlierst du nämlich nicht nur Zeit, sondern setzt dich zu einem späteren Zeitpunkt in deinem Studium enorm unter Druck.

Generell solltest du deine Klausur nicht abmelden, nur weil du meinst, nicht perfekt vorbereitet zu sein. Falls deine Vorbereitung vielleicht „nur“ für eine 2 oder 3 reicht, ist es immer noch besser, die Sache durchzuziehen als auf den nächsten Prüfungstermin zu spekulieren.

Betrüge dich nicht selbst und rede dir ein, dass du dich das nächste Mal besser vorbereiten wirst und mehr für die Klausur lernst. Der nächste Termin kommt schneller als du denkst und viel mehr Zeit wirst du dann auch nicht haben.

Also:

Rede dir nicht ein, dass eine Abmeldung die beste Option für dich ist, nur weil du keine Lust hast oder aufgeregt bist.

Das sind ganz normale Zustände in deinem Studentenleben und gehören einfach dazu. Allerdings ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem Weitermachen nicht mehr die beste Lösung für dich ist.

 

Nicht mit dem Kopf durch die Wand

Das Schieben von Klausuren ist also eine schwierige Sache, die viel Fingerspitzengefühl erfordert und nicht leichtfertig aus einer Emotion heraus entschieden werden sollte.

Es gibt aber Situationen in deinem Studium, in denen du deine Prüfung mit ruhigem Gewissen abmelden kannst, ohne dabei einen Fehler zu machen.

Ich meine damit nicht, dass du dich hängen lassen und schon bei geringem Widerstand die Flinte ins Korn werfen sollst. Was ich meine ist ein kluger, strategischer Rückzug. Ein Rückzug aus einer Situation, die du ohnehin nicht meistern kannst.

Eine Prüfungsabmeldung ist eine strategische Entscheidung im Studium.

Eine bestandene Prüfung kannst du nicht erzwingen. Wenn die Rahmenbedingungen oder die äußeren Einflüsse ein erfolgreiches Abschneiden einfach nicht zulassen, darfst du nicht mit dem Kopf durch die Wand gehen.

Gib in solchen Momenten lieber auf, schüttle dich kurz und komm gestärkt zurück!

 

In diesen 7 Situationen solltest du deine Prüfung besser abmelden

Während meiner täglichen Arbeit mit Studentinnen und Studenten habe ich die verschiedensten Prüfungskonstellationen miterlebt und viele Problemfälle gesehen.

Aus diesen Erfahrungen heraus, zeige ich dir jetzt 7 Situationen, in denen eine Prüfungsabmeldung absolut Sinn macht. Ob du deine Prüfung dann wirklich abmelden solltest, musst du natürlich selbst entscheiden. Das kann dir keiner abnehmen.

 

1. Du bist während der Prüfungsvorbereitung krank

Klar, wenn du am Tag deiner Klausur ernsthaft krank bist und keine Leistung abrufen kannst, holst du dir ein Attest und meldest dich damit von der Prüfung ab.

Es kann allerdings auch passieren, dass du vor deiner Prüfung für einen längeren Zeitraum krank wirst und dich deswegen nicht richtig vorbereiten kannst. Damit meine ich keine lächerliche Erkältung oder irgendwelche Bauchschmerzen, sondern eine ersthafte Erkrankung, die dich daran hindert konzentriert zu arbeiten.

Sollten große Teile deiner Vorbereitung unter solchen gesundheitlichen Beeinträchtigungen ablaufen, wird dein Prüfungsergebnis zwangsläufig darunter leider.

 

2. Du hast schwere Probleme in deinem Umfeld

Das Gleiche gilt, wenn du größere Probleme in deinem persönlichen oder familiären Umfeld hast, die deine Prüfungsvorbereitung besonders erschweren und dafür sorgen, dass du kaum vernünftig lernen kannst.

Solche mentalen Stolperfallen können sich schlimmer auf deine Leistung auswirken als du vielleicht denkst und sind oft der Grund dafür, dass eine Prüfung am Ende doch vergeigt wird.

Darunter fallen nicht der Streit mit deinem Mitbewohner oder der Geburtstag von Tante Bertha. Sondern eher so etwas wie die Trennung der Eltern, ein Unglücksfall in der Familie und andere unverschuldete Ausnahmesituationen.

 

3. Du hast die Prüfung komplett unterschätzt

Wenn du eine Woche vor deiner Prüfung feststellst, dass dir noch mindestens drei Wochen Vorbereitungszeit fehlen, um den ganzen Lernstoff halbwegs draufzuhaben, hast du deine Prüfung unterschätzt.

Und zwar nicht leicht, sondern hart. Wenn jetzt schon klar ist, dass du nur noch mit ganz viel Glück bestehen kannst und ansonsten keine Chance hättest, ist eine Abmeldung eine gute Option für dich.

In diesem Fall macht es Sinn, wenn du deine Zeit besser nutzt und die Woche nicht damit verschwendest, dich aufs Durchfallen vorzubereiten.

 

4. Du hast dich völlig falsch vorbereitet

So ähnlich ist es, wenn du schon große Teile deiner Klausurvorbereitung hinter dir hast und dann am Ende feststellst, dass du die völlig falschen Schwerpunkte gesetzt hast.

In besonders stressigen Klausurphasen arbeiten wir oft mit einem Tunnelblick und bewegen uns dabei schnell in die falsche Richtung.

Falls du dich beim Lernen auf falsche Buchkapitel, überflüssigen Herleitungen und irrelevante Modelle fokussiert hast, ist deine Vorbereitung kaum noch etwas wert.

Je nachdem wie viel Zeit dir dann noch bleibt und wie groß das Ausmaß deiner falschen Vorbereitung ist, solltest du deine Prüfungsteilnahme nochmal überdenken.

 

5. Du hast wichtige Inhalte übersehen

Besonders wenn du viel für dich alleine lernst, ist es schnell passiert: Du übersiehst etwas Wichtiges.

Egal, ob du einen wichtigen Foliensatz aus der Vorlesung nicht auf dem Schirm hast oder diese eine Fallstudie vergisst, die doch in der Klausur vorkommen kann. Wenn du wirklich relevante Inhalte für deine Prüfung übersiehst und diese nicht lernst, kann es eng für dich werden.

Solltest du kurz vor deiner Prüfung auf solche Versäumnisse stoßen oder von Kommilitonen darauf hingewiesen werden, kann es Sinn machen die Prüfung abzumelden. Allerdings nur, wenn die übersehenen Inhalte wirklich einen großen Stellenwert in deiner Prüfung einnehmen und unverzichtbar sind.

 

6. Der Prüfungstermin liegt furchtbar

Manchmal ist das Timing entscheidend.

Wenn bei dir viele Prüfungstermine direkt hintereinander liegen und du mehrere Klausuren in einer Woche oder sogar am gleichen Tag schreibst, kann Schieben eine gute Alternative sein.

Wenn du von Anfang an merkst, dass die Vorbereitungszeit nicht ausreichen wird oder die Klausurdichte zu hoch ist, kannst du mit einer strategischen Abmeldung für etwas Luft sorgen und deine Prüfungsphase dadurch noch erfolgreicher gestalten.

Bei einigen Modulen kann es außerdem vorkommen, dass die Wiederholungsprüfung am zweiten Termin etwas einfacher ausfällt. (Aber darauf würde ich mich nie verlassen.)

 

7. Prüferwechsel

Nächstes Semester wechseln bei dir die Dozenten und Prüfer? Dann könntest du diese Konstellation in deine Überlegungen aufnehmen und vielleicht daraus Profit schlagen.

Solltest du mit deiner aktuellen Prüferin überhaupt nicht zurechtkommen und schon eindeutig negative Erfahrungen mit ihr gesammelt haben, kann es im Extremfall klug sein, die Prüfung zu schieben und dich im nächsten Semester prüfen zu lassen.

Anders herum kann es auch Sinn machen, die erste Klausur eines neuen Prüfers nicht direkt mitzuschreiben und erst mal abzuwarten, in welchen Stil er seine Aufgaben stellt.

Diese Überlegungen sind natürlich eher spekulativ, können aber bei schwerwiegenden Erfahrungswerten (wie im ersten Beispiel) sinnvoll sein.

 

Wie du deine Prüfung (auf den letzten Drücker) abmelden kannst

Wenn du dich dazu entschieden hast, deine Prüfung abzumelden, hast du insgesamt 3 Möglichkeiten dazu:

  • Eine offizielle und fristgemäße Abmeldung über das Verfahren deiner Hochschule
  • Eine Krankschreibung durch ein ärztliches Attest
  • Ein Antrag auf Abmeldung an deine Prüfungsbehörde

Falls eine offizielle Abmeldung in deinem Fall nicht mehr funktioniert und du schon zu viele Atteste eingereicht hast oder keines mehr bekommen kannst, ist ein Antrag an deinen Prüfungsausschuss oft deine letzte Chance, um einen Fehlversuch zu verhindern.

 

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Fazit

Eine Prüfungsabmeldung ist keine Sache, die du leichtfertig beschließen solltest, nur weil es dir gerade so gut passt. Wenn du dich von einer Prüfung abmeldest, ist das eine folgenschwere Entscheidung für dein Studium und kann dich in einen blöden Abwärtsstrudel reißen.

Es wäre aber falsch zu sagen, dass eine Prüfungsabmeldung niemals Sinn macht. Du musst es nur richtig machen!

Setze eine Prüfungsabmeldung deshalb strategisch klug ein und wäge dabei gründlich ab, welche Vor- und Nachteile dir dadurch entstehen. In diesem Artikel habe ich dir hoffentlich ein paar Anregungen dazu gegeben.

Wenn du alles berücksichtigst und dich nicht selber belügst, wird die Abmeldung zu einem nützlichen Werkzeug für dich, mit dessen Hilfe du noch erfolgreicher dein Studium rocken kannst.

Tim Reichel


Dr. Tim Reichel ist Autor, Wissenschaftler und der Gründer von Studienscheiss. Seit über 10 Jahren arbeitet er als Fachstudienberater und löst Probleme im Studium. Außerdem hält er Vorträge, veranstaltet Seminare und schreibt Bücher.

  • Hey,
    interessanter Beitrag welcher den ein oder anderen bei dieser schwierigen Entscheidung helfen wird.

    Ich stand ebenfalls mal vor dieser Entscheidung und habe Tage lang überlegt ob ich diesen Weg gehen soll, ob ich die Prüfung abmelden soll bzw. diese verschieben.

    Bei mir war damals das Problem das ich zum einen drei Wochen krank war und im Bett lag, hatte da keinen Kopf zu lernen und zum anderen gab es auch noch im privaten Umfeld ein Problem, was mich auch zu sehr abgelenkt hat.

    Bei mir war es letztendlich kein Problem, konnte die Prüfung noch fristgemäß abmelden. Bin froh diesen Schritt gegangen zu sein. Habe letztendlich die Prüfung nachher gut gemeistert! 🙂

    LG
    Florian

    • Hey Florian,

      vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht!

      Dann ist es bei dir ja nochmal gut gegangen. Richtig nervig wird es erst, wenn eine fristgemäße Abmeldung nicht mehr möglich und die Deadline verstrichen ist…

      Schöne Grüße
      Tim

  • Hallo,
    an sich eine sehr gute Idee. Musste im Bachelor aufgrund einer starken Grippe auch einmal eine Klausur schieben.
    Für den Master bin ich dann an eine neue Uni gewechselt und dort sah es dann nicht mehr so rosig aus. Prüfungsan- sowie Anmeldung waren nur in den ersten fünf Wochen des Semesters möglich. Sonst brauchte man eine Krankschreibung. Da durfte man sich privaten Stress oder gar psychische Probleme leider nicht leisten. Wenn man doch mal krank war wurde man mit einer 10mal schweren Klausur meist nur eine Woche später belohnt.
    Ich möchte nicht rum jammern und ich weiß das ich das gerade tu. Aber für jemanden mit einer psychischen Störung, in einer neuen Stadt mit einem neuen Arzt, der nicht viel Verständnis zeigte war es für mich der Horror. Es wurde zwar alles bestanden, aber vieles hätte einfacher sein können, denn oft merkt man erst 1-2 Monate vor einer Prüfung ob alles bis dahin reicht…

    • Hallo Mimi,

      vielen Dank für deinen Kommentar. ?

      Da hast du ja eine ganz schöne Tortur hinter dir. Die Hochschulen handhaben das wohl unterschiedlich streng! Umso mehr freue ich mich für dich, dass du trotz aller Widrigkeiten alles gut bestanden hast. Das macht anderen sicher auch Mut.

      Liebe Grüße
      Tim

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